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Hinkley-Firma wegen Spionage angeklagt

AKW I Heftige Vorwürfe gegen chinesischen Partnerkonzern des britischen Meilers in den USA

Ingenieur soll US-Atomwissenschaftler angeheuert haben

DUBLIN taz | Die US-Regierung hat der britischen Premierministerin Theresa May einen weiteren Grund geliefert, den Bau des umstrittenen Atomkraftwerks Hinkley Point C abzusagen. Die US-Behörden haben die staatliche chinesische Atomfirma China General Nuclear Power (CGNPC), die zu einem Drittel an dem Atomprojekt beteiligt ist, wegen Spionage angeklagt.

Der Atomingenieur der Firma, Allen Ho, soll ohne Genehmigung seit 1997 in Washington US-Atomwissenschaftler angeheuert haben, um „sensible“ Nukleartechnologie in China zu entwickeln. Ho ist in China geboren, aber US-Staatsbürger.

Das erste neue Atomkraftwerk seit mehr als 20 Jahren soll eigentlich in der Grafschaft Somerset im Südwesten Englands neben zwei bereits bestehende Meiler gebaut werden und ab 2025 Strom für sechs Millionen Haushalte liefern – das wären sieben Prozent des gesamten britischen Strombedarfs.

Der französische Staatskonzern EDF, der Hinkley Point unter Beteiligung der Chinesen bauen will, hatte vorigen Monat grünes Licht für das Projekt gegeben. Der britische Energieminister Greg Clark erklärte jedoch einen Tag später überraschend, dass die Regierung erst im Frühherbst eine Entscheidung über den Bau treffen werde.

Die Anklage aus den USA könnte London nun einen Anlass bieten, das Projekt abzublasen, da es ökonomisch ohnehin auf zunehmend wackligen Füßen steht. Die britische Regierung hat EDF einen Preis von 92,50 Pfund pro Megawattstunde über 35 Jahre garantiert. Dies ist für EDF durch den Verfall des Pfundkurses nach dem Brexit-Referendum aber immer weniger wert. Darüber hinaus scheint EDF die Technologie nicht im Griff zu haben. Der Bau gleicher Reaktoren in Frankreich und Finnland verzögert sich, die Kosten steigen. Ralf Sotscheck

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