Hillary Clinton kritisiert Obama: Dschihadisten im Vakuum
Die frühere US-Außenministerin kritisiert die fehlende Strategie des Weißen Hauses im Umgang mit den Islamisten. Besonders in Syrien habe Obama versagt.
WASHINGTON afp | Die frühere US-Außenministerin Hillary Clinton hat US-Präsident Barack Obama für den Aufstieg der Dschihadisten in Syrien und im Irak mitverantwortlich gemacht. Clinton sagte in einem am Sonntag veröffentlichten Interview mit dem Wochenmagazin The Atlantic, die US-Regierung habe die Oppositionellen in Syrien vernachlässigt und so den Dschihadisten Raum zur Entfaltung gelassen. Als Außenministerin während Obamas erster Amtszeit hatte sich Clinton ohne Erfolg für eine Bewaffnung der syrischen Oppositionellen eingesetzt.
„Die fehlende Unterstützung beim Aufbau einer glaubwürdigen Kampftruppe aus den Menschen, die ursprünglich die Proteste gegen (Syriens Staatschef Baschar al-) Assad anführten – da waren Islamisten, da waren Säkularisten, da war alles dazwischen – hat ein großes Vakuum hinterlassen, das die Dschihadisten nun gefüllt haben“, sagte Clinton in dem Interview, das sie vor Obamas Anordnung von Luftangriffen auf Dschihadisten im Nordirak gab.
Clinton unterstellte Obama indirekt eine fehlende Strategie für den Umgang mit der dschihadistischen Bedrohung: „Große Nationen brauchen organisierte Prinzipien, und 'Macht kein dummes Zeug' ist kein organisiertes Prinzip“, sagte sie in Anspielung auf einen Slogan Obamas. Die USA müssten eine „übergreifende“ Strategie für den Umgang mit dem islamischen Extremismus entwickeln, ähnlich wie während der Zeit des von der Sowjetunion angeführten Kommunismus.
Mit ihren Äußerungen will sich Clinton offensichtlich von Obama abheben, gegen den sie im Vorwahlkampf der Demokratischen Partei im Jahr 2008 unterlegen war. Der früheren First Lady werden neue Ambitionen auf das Präsidentenamt nachgesagt. Sie war vier Jahre lang Außenministerin und zog sich dann aus der aktiven Politik zurück. Kürzlich erschien ihr Buch „Entscheidungen“, in dem sie von ihrer Zeit als Chefdiplomatin berichtet. Die nächste US-Präsidentschaftswahl findet 2016 statt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!