Hilfe bei psychischen Erkrankungen: Viel zu lange Wartezeiten
Depressionen, Angst und Essstörungen nehmen gerade unter Jugendlichen deutlich zu. Rasche Hilfe für Menschen in psychischen Krisen fehlt bisher.

K rieg, Klimakrise und Pandemie: Die aktuelle Weltlage hat enorme Auswirkungen auf die mentale Gesundheit. Erste Studien weisen auf einen Anstieg von Depressionen und Angststörungen bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen während der Coronapandemie hin. Laut dem Kinder- und Jugendreport der DAK 2022 kamen Jugendliche im Alter von 15 bis 17 Jahren rund fünfmal häufiger wegen Depressionen und dreimal häufiger wegen Angststörungen in deutsche Kliniken.
Ebenso gab es bei Schulkindern im Alter zwischen zehn und 14 Jahren einen deutlichen Anstieg der stationären Behandlungen von Depressionen, Angst- und Essstörungen. Trotz des besorgniserregenden Anstiegs psychischer Belastungsstörungen sind die Wartezeiten auf einen Therapieplatz mit durchschnittlich 22 Wochen immer noch viel zu lang.
Im Koalitionsvertrag der derzeitigen Bundesregierung wurde eine Reform der psychotherapeutischen Bedarfsplanung angekündigt, um die Wartezeiten zu reduzieren. Die Versorgung insbesondere in ländlichen und strukturschwachen Gebieten solle sichergestellt sowie die Kapazitäten für Patient:innen mit schweren und komplexen Erkrankungen verbessert werden. Zwei Jahre nach der Bundestagswahl lässt eine Reform weiterhin auf sich warten.
ist Mitgründerin und Vorständin von Freunde fürs Leben e. V. Der Verein klärt online und offline über mentale Gesundheit, psychische Erkrankungen und Suizid auf.
Aufklärungsmaterial und Hilfsangebote gibt es auf http://frnd.de.
Psychische Erkrankungen müssen auf die gesundheitspolitische Agenda. Noch immer gibt es in Deutschland, im Gegensatz zu anderen Ländern, keine staatlich geförderte Aufklärungskampagne für Depression und Suizid. Der Verein Freunde fürs Leben fordert seit 2001 genau das von der Politik und klärt seitdem sowohl über psychische Erkrankungen als auch über mentale Gesundheit auf. Wir verbreiten lebensrettendes Wissen, damit Depressionen besser erkannt und Hilfsangebote schneller genutzt werden können.
Wir haben die Vision einer aufgeklärten Gesellschaft, in der offen über psychische Krisen gesprochen wird, betroffene Menschen auf ein gutes Netzwerk und schnelle Hilfe zurückgreifen können und so weniger Entscheidungen für Suizid getroffen werden.
Wenn Sie Suizidgedanken haben, sprechen Sie darüber mit jemandem. Sie können sich rund um die Uhr an die Telefonseelsorge wenden (08 00/1 11 01 11 oder 08 00/1 11 02 22) oder www.telefonseelsorge.de besuchen. Dort gibt es auch die Möglichkeit, mit Seelsorger*innen zu chatten.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Berlinale-Rückblick
Verleugnung der Gegenwart
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
Nichtwähler*innen
Ohne Stimme