: Hier bin ich krank, hier will ich sein
Patienten bewerten Hamburgs Kliniken: Albertinen- und Marienkrankenhaus schneiden am besten ab, viel Kritik gibt's am UKE ■ Von Lisa Schönemann
Blümchengardinen, vegetarische Menues und einen Arzt auf der Bettkante: Nach dem Kunden möchte jetzt auch der Patient König werden. Die Deutsche Angestellten Krankenkasse (DAK) hat ihre Mitglieder nach deren Zufriedenheit mit Service und Ausstattung von Hamburger Kliniken befragt.
Demnach bemängeln 81 Prozent der Befragten die unzureichende Aufklärung über die medizinische Behandlung. 22 Prozent kritisieren, man habe ihnen nur „sehr wenig Mut“für die Zeit nach der Entlassung gemacht. In puncto Ausstattung hält das UKE seine bekannte Schlußlichtposition.
Für den bundesweit einmaligen Krankenhaus-Ratgeber „Wohin in Hamburg“hatte die DAK all den Hamburger Versicherten Fragebögen geschickt, die 1995 mindestens einen Tag im Krankenhaus verbracht haben. Von 22.745 Bögen kamen 12.288 ausgefüllt zurück.
Gefragt wurde nach der Zufriedenheit mit dem Klinikpersonal, der Zimmerausstattung und der Verpflegung sowie der Vorbereitung auf die Entlassung. Bei der Bewertung der einzelnen Fachabteilungen belegen bei Hals-Nasen-Ohren-Problemen die Allgemeinen Krankenhäuser Barmbek, Harburg und Heidberg die besten Plätze. In der Frauenheilkunde liegt das Marienkrankenhaus zusammen mit dem Mariahilf, dem Elim und dem Bethesda sowie dem Krankenhaus Reinbek vorn.
Insgesamt wurden, wenn es um Service und Patientenfreundlichkeit ging, immer wieder das Marienkrankenhaus in Wandsbek und das Albertinenkrankenhaus in Schnelsen gelobt. Beides übrigens freigemeinnützige Kliniken, die den staatlichen Häusern in der Beliebtheit bei den Patienten den Rang abgelaufen haben.
Insgesamt vermissen die DAK-Versicherten psychosoziale Aspekte: Freundlichkeit, die Bereitschaft zum Zuhören und das langsame Erklären medizinischer Vorgänge. In diesem Punkt schneiden vor allem die staatlichen Klinken schlecht ab.
Dafür heimsen einige Abteilungen der LBK-Häuser (Landesbetrieb Krankenhäuser) Spitzennoten ein: beispielsweise die Augenabteilung des AK Altona, die Urologie im AK Eilbek, die Lungenabteilung des AK Harburg sowie die Neurologie des AK Ochsenzoll.
Auffälligerweise wurde die Nuklearmedizin im UKE von den Patienten trotz des Strahlenskandals (1986-1990) nicht schlechter beurteilt als die entsprechende Abteilung des AK St.Georg. Eine weitere Besonderheit ist die Chirurgie im Krankenhaus Tabea: Von den Versicherten wurde sie rundweg positiv beurteilt, obwohl gelegentlich Patienten nach Operationen in der Blankeneser Klinik in größere Häuser verlegt werden müssen...
Eine Frage hat die DAK von vornherein unter den Tisch fallen lassen: Wo wird am sichersten operiert? Auch die vermeintlich besten ÄrztInnen der Stadt wurden nicht aufgeführt, da die DAK davon ausgeht, daß der medizinische Standard in der Hansestadt überall „ein hohes Niveau“hat, so Geschäftsführer Walter Olgemüller.
Der Ratgeber ist in allen DAK-Geschäftsstellen erhältlich.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen