Hetzschriften bringen Kohle: Das Geschäft mit Rassismus
Die Buchhandlung Thalia bewirbt in Bremen extrem rechte Bücher an prominenter Stelle und verteidigt das mit Meinungsfreiheit
Ist das Buchwerbung, gegen die aufgrund von Pressevielfalt und Meinungsfreiheit nichts einzuwenden ist? Nein, sagt Max Wengel von der Mobilen Beratungsstelle „Pro aktiv gegen rechts“. Für ihn darf der Buchhandel geistigen Brandstiftern vor dem Hintergrund der zunehmenden rassistischen Angriffe im Land keine Bühne bieten.
Auf dem Büchertisch bei Thalia finden sich Titel wie „Beuteland Deutschland. Die systematische Plünderung Deutschlands seit 1945“ oder „Grenzenlos kriminell. Was uns Politik und Massenmedien über die Straftaten von Migranten verschweigen“ von Udo Ulfkotte. Der ehemalige Redakteur der Frankfurter Allgemeinen Zeitung war bereits 2007 der rechtspopulistischen Partei „Bürger in Wut“ in Bremen beigetreten. Ulfkotte sieht sich selbst als „Tabubrecher“. Als Publizist wettert er gegen angebliche politische Korrektheit, warnt vor einem Bürgerkrieg und der „stillen Islamisierung Deutschlands“.
Ulfkottes Themensetzung passt ins Programm des Kopp- Verlags. Neben Büchern wie „Penis Power – der Weg zur Superpotenz“ veröffentlicht das Unternehmen mit Sitz in der Nähe von Tübingen pseudowissenschaftliche Literatur über Außerirdische, geheime Kräfte, Übernatürliches und vor allem allerlei Verschwörungstheorien. Andere Kopp-Autoren beschwören angeblich bevorstehende Krisen und Kriege oder warnen vor der „Supermacht Amerika“ oder „Flüchtlingsströmen“.
Laut dem zuständigen Innenministerium Baden-Württemberg umfasst das Angebot des Kopp-Verlages auch Bücher, „die von rechtsextremistischen Verlagen herausgegeben werden oder von rechtsextremistischen Autoren stammen“. Die Schriften bedienten sich „naturgemäß rechtsextremistischer und antisemitischer Argumentationsmuster.“
Thalia, selbsternannter „Marktführer im Sortimentsbuchhandel“, beruft sich bei seiner Auswahl auf die Meinungsfreiheit. Die Pressesprecherin des Unternehmens, Julia Hattrup, sieht in der Bewerbung der Bücher keine Empfehlung. Der taz gegenüber erklärt sie: „Vielmehr geht es uns bei der Auswahl der Titel, die in der Rubrik ‚Aktuelles‘ zu finden sind, um eine ausgewogene Mischung verschiedenster Perspektiven zu einem aktuell diskutierten Thema, sodass Leser die Möglichkeit haben, sich umfassend zu einem Thema zu informieren, sich mit verschiedenen Blickwinkeln auseinanderzusetzen und sich so eine eigene Meinung zu bilden.“ Dazu gehörten auch Buchtitel, die „umstritten“ seien.
Der Rechtsextremismus-Experte Wengel hält das für eine Ausrede. Thalia scheine sich von jeglicher Verantwortung freisprechen zu wollen: „Durch den Verkauf solcher Bücher bietet Thalia den Autorinnen und Autoren die Möglichkeit, ihre in Teilen rechtspopulistischen, rassistischen und verschwörungstheoretischen Inhalte zu verbreiten.“
Kristina Vogt, Fraktionsvorsitzende der Bremer Linkspartei, findet das Verhalten von Thalia nicht überraschend angesichts eines „grassierenden Rechtsrucks in der Gesellschaft“. Sie stellt fest: „Rechte Leserschaften sind schließlich ein wachsender Markt.“ Vogt ist von dem Unternehmen enttäuscht: „Von einer großen Buchhandlungskette wie Thalia wünscht man sich schon eine Meinung und vor allem auch eine Haltung.“
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