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Hessische Steuerfahnder-AffäreUntersuchungsausschuss konstituiert

Drangsaliert, mit psychologischen Gutachten als "Querulanten" kaltgestellt und aus dem Job gemobbt: Ein Untersuchungsausschuss soll jetzt die hessische CDU-Steuerfahnder-Affäre aufklären.

Finanzamtes V, Frankfurt am Main: Hier waren die vier Steuerfahnder tätig Bild: dpa

WIESBADEN taz | Der Untersuchungsausschuss zur Aufklärung der Affäre um die Zwangspensionierung von vier Frankfurter Steuerfahndern hat sich am Donnerstag in Wiesbaden konstituiert. Zum Vorsitzenden wählten die Ausschussmitglieder Leif Blum (FDP).

Der Ausschuss soll klären, ob die betroffenen Steuerfahnder von ihren Vorgesetzten "drangsaliert und gemobbt" wurden, so die Betroffenen. Und ob Ministerpräsident Roland Koch (CDU) und sein Finanzminister Karlheinz Weimar (CDU) "davon gewusst, dieses geduldet oder vielleicht sogar initiiert" haben, wie der Obmann der SPD im Ausschuss, Norbert Schmitt, anmerkte.

Die vier Steuerfahnder hätten sich getraut, auf der Suche nach Steuersündern "bis in die Chefetagen der Frankfurter Großbanken vorzudringen", so der Fraktionschef der Linken, Willi van Ooyen. Sie seien aufgrund eines psychiatrischen Gutachtens von ihrer Behörde geschasst worden. In der Tat hat ein vom Finanzamt bestellter Sachverständiger allen vier Beamten, die einer Spezialgruppe zur Ermittlung von Inhabern verdeckter Auslandskonten angehörten, einheitlich eine "paranoid-querulatorische Entwicklung" attestiert. Dies war offenbar ein Gefälligkeitsgutachten.

Im November 2009 verurteilte das Verwaltungsgericht (VG) Gießen den Psychiater und Gutachter Thomas H. zur Zahlung einer Geldbuße in Höhe von 12.000 Euro, weil er bei der Untersuchung der Steuerfahnder "vorsätzlich fehlerhafte Gutachten ausgestellt" habe. Die vier Steuerfahnder hegten schon immer den Verdacht, dass ihre Kaltstellung mit ihrem kollektiven Protest gegen eine interne Dienstanweisung zusammenhängt, in der sie zur Schonung wohlhabender Steuerflüchtlinge aufgefordert wurden. Seit dem Gießener Urteil sind sie somit eigentlich rehabilitiert.

Finanzminister Weimar hat ihnen denn auch die Rückkehr in den Staatsdienst angeboten - nach einer erneuten psychiatrischen Untersuchung. Die Betroffenen nennen das "eine Verhöhnung". Und verhöhnt werden sie offenbar auch weiter. Als ob es das Urteil des VG Gießen nicht gegeben hätte, spricht etwa der Obmann der CDU im Untersuchungsausschuss, Peter Beuth, weiter von "querulatorischen, sich selbst überschätzenden Durchschnittsbeamten" Außerdem, so Beuth volltönend, habe sich weder die Landesregierung noch die Union in dieser Sache, die "nur eine Kampagne der Opposition" sei, "etwas vorzuwerfen".

Für die hessische Linkspartei ist dies ein weiterer Beleg für die "Arroganz der Macht". So funktioniere eben das "System Koch", meint der linke Fraktionschef van Ooyen: "Missliebige und störende Personen werden sanktioniert und psychiatrisiert, und die, die mitmachen, belohnt und befördert."

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7 Kommentare

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  • R
    Ruppi

    Wo sollten sie - die Steuerfahnder denn sonst hingehen?

     

    Förster gehören in den Wald

    Steuerfahnder in die Banken

     

    Waidmannsheil und fette Beute!

  • H
    hessikocke

    Dranbleiben. Vielleicht überschätzt sich ja auch Peter Beuth?

  • P
    Pyro

    Solange die SPD sich selbst sucht und die Linkspartei einfach ignoriert wird in der Öffentlichkeit, solange ist die Opposition in Urlaub und Koch ein dämlicher Diktator in Hessen, der keine Gegenwehr fürchten muss. Ist nicht das Volk der Herrscher? Warum zeigen wir es nicht? Warum geht keiner auf die Straße und demonstriert gegen Koch?

  • OF
    oliver f.

    " Außerdem, so Beuth volltönend, habe sich weder die Landesregierung noch die Union in dieser Sache, die "nur eine Kampagne der Opposition" sei, "etwas vorzuwerfen". "

     

    nichtmal nachdem bereits ein gericht über diese gefälligkeitsgutachten entschieden hat, kann die cdu das also akzeptieren.

    den steuerfahndern wurde durch das gutachten ja paranoides verhalten vorgeworfen, ich finde aber viel eher, dass man dies dem cdu-obmann ankreiden sollte "die opposition, die opposition hat sich gegen mich verschworen"

  • L
    Leser

    dass schon jemand als FDP-Mitglied den Vorsitz des nun eingesetzten Untersuchungsausschusses besetzt, ist schon der falsche Ansatz für die Aufarbeitung dieser Schmierenkomödie ... da sollte jemand aus dem Bundesverfassungsgericht aus privat-passionierten Gründen Platz nehmen *g

  • M
    Manne

    Würden Koch und Konsorten bei Steuersündern genauso vehement hinterher sein wie bei H4-Betrug, wären in den Steuerkassen ein paar viele Euros mehr. Damit könnte man ein paar Gutachten erstellen lassen, ob solche Leute überhaupt geeignet sind, Volksvertreter zu sein.

    Wobei, das Geld könnte man sich sparen, die Antwort ist offensichtlich.

    Gerne würde ich einen Teil meiner Steuern dafür verwendet sehen, Koch und seine Mafia in einer geschlossenen Psychatrie zu betreuen.

  • M
    marcx

    Wo soll das nur hin führen....

     

    erst hetzt diese fiese, sogenannte, "opposition" gegen die demokratisch gewählten führer im iran, und jetzt läuft das selbe in hessen ab...

     

    kann dem denn niemand einhalt gebieten!