Hessen: Linke-Kandidat tritt zurück
Peter Metz, bislang Spitzenmann der Linkspartei für die Hessenwahl, verzichtet auf die Kandidatur. Der Bundesparteispitze kommt der Rückzug des Ex-DKPlers nur allzu gelegen.
Die Linke muss sich einen neuen Spitzenkandidaten für die Landtagswahl im Januar suchen. Ihr bisheriger Frontmann Peter "Pit" Metz warf am Mittwoch entnervt das Handtuch. "Der Druck auf ihn ist schon sehr groß gewesen", sagte der hessische Linke-Landeschef Ulrich Wilken der taz. "Der Gegenwind war heftig." Metz selber war bis Redaktionsschluss nicht erreichbar.
Metz hatte sich auf dem Gründungsparteitag der Linken in Hessen Ende August überraschend gegen den früheren hessischen DGB-Chef Dieter Hooge durchgesetzt. Der 63-jährige Exsozialdemokrat war Kandidat des Landesvorstands. Doch die Parteibasis stimmte trotz eindringlicher Appelle für Ex-DKPler Metz. Die Folge: ein geradezu vernichtendes Medienecho.
Seit seiner Nominierung wuchs täglich auch innerparteilich der Druck auf den 54-jährigen Blindenpädagogen, der 1971 in die DKP ein- und erst 1996 wieder ausgetreten war. So warf ihm Anfang dieser Woche der Chef der Linken im Odenwaldkreis, Berthold Pfeiffer, in einem offenen Brief vor, die Partei um ihren möglichen Einzug ins Landesparlament gebracht zu haben: "Der Schaden, den Sie mit Ihrem kommunistischen Altkadergeschwätz angerichtet haben, ist gar nicht mehr zu beheben."
Die Tatsache, dass sich Metz immer noch als Kommunist begreife, Bundeswehrsoldaten in Afghanistan auf eine Ebene mit DDR-Grenzsoldaten stelle und "in bestem Parteichinesisch" zur DDR eine "solidarisch-kritische Position" eingenommen habe, sei nicht akzeptabel. Ultimativ forderte Pfeiffer Metz auf, sich von solchen Positionen zu distanzieren. Andernfalls werde sein Kreisverband versuchen, die für Samstag in Marburg geplante Fortsetzung der Listenaufstellung platzen zu lassen. Das kann er sich nun sparen.
Auf der Klausurtagung der linken Bundestagsfraktion im brandenburgischen Templin sorgte die Nachricht vom Rückzug Metz' für Aufregung. Fraktionschef Oskar Lafontaine verließ für ein paar Minuten die Sitzung, um mit Ulrich Maurer, dem Westbeauftragten der Partei, die neue Lage zu besprechen. Beim anschließenden Mittagessen im 12. Stock des beschaulichen Seehotels fand sich eine Krisenrunde zusammen, an der fast alle Spitzenleute der Linken teilnahmen: Gysi und Lafontaine, die Fraktionsvize Ernst und Ramelow, Bundesgeschäftsführer Bartsch und Maurer.
Die Stimmung war allerdings nicht besonders angespannt. Pit Metz war von Anfang an nicht ihr Mann gewesen - obwohl die Parteizentrale in Berlin nach seiner Wahl tunlichst den Eindruck vermied, der Stadtratsfraktionsvorsitzende der Marburger Linken passe ihr nicht in den Kram. Die Aufregung um die verunglückten Auftritte von Metz hatte die Führungsleute der Bundespartei gleichwohl alarmiert.
Dienstagabend waren Bartsch und Maurer mit Metz in Berlin zusammengetroffen - offiziell, um ihn kennenzulernen. Hinter verschlossenen Türen ging es hart zur Sache. Metz wurde klargemacht, dass er große Verantwortung für die Gesamtpartei trage. Er wurde nicht aufgefordert, seine Kandidatur zurückzunehmen. Bartsch und Maurer versicherten ihm, sie unterstützten ihn, egal wie er sich entscheide. Das Kalkül, dass Metz von selbst aufgibt, dürfte dennoch eine Rolle gespielt haben.
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