Hertha hat einen neuen Trikotsponsor: Wieder kein Imagegewinn
Auf DB folgte bet-at-win, dann kam Tedi, jetzt kommt Homeday. Für den Rest der Saison hat Hertha einen Sponsor. Aber eben nicht Tesla oder amazon.
Das waren noch Zeiten, als die Profis von Hertha BSC mit dem Logo der Deutschen Bahn auf den Trikots aufliefen. DB, das war ein Ausrufezeichen, einer der Großen, und groß wollen sie bei Hertha schon immer sein.
2015 endete dann der Vertrag mit der Bahn, der 2006, dem Jahr des Sommermärchens, begonnen hatte. Fortan ging es mit dem Schriftzug auf den Trikots bergab. Auf DB folgte bet-at-home, dann kam der Discounter Tedi. Vorbei die Zeiten, da sich Hertha-Fans über den Schriftzug kfzteile24 beim Stadtrivalen Union lustig machen konnten. Die Köpenicker hatten inzwischen mit Aroundtown einen der Großen im Immobiliengeschäft an der Spree an Land ziehen können – auch wenn das im Fanlager ziemlich kritisch gesehen wurde.
Weil Tedi mit dem Ramschimage nicht zur neureichen Investoren-Hertha passte, wurde der Vertrag im Juli vorzeitig beendet. Von etwas Großem träumten sie nun beim selbsternannten Big City Club wieder, von Amazon oder von Tesla sogar.
Seit Montag nun ist es wie so oft bei der Alten Dame. Sie sprang als Tigerin und landete als Bettvorleger. Statt Tesla oder Amazon wird bis zum Ende der Saison nun Homeday auf der Brust der Hertha-Profis stehen.
Homeday ist ein bundesweit agierendes Maklerunternehmen, das Start-up bezeichnet sich selbst als „Hybridmakler“, der Hausbesichtigungen online anbietet und den gesamten Schriftwechsel zwischen Verkäuferin und Kundin übernimmt. Der Clou dabei: Statt der üblichen Courtage von 7 Prozent verlangt Homeday nur 3,9 Prozent. Damit ist das Unternehmen nach eigenen Angaben bestens vorbereitet auf das neue Maklergesetz, demzufolge sich Verkäuferin und Käuferin die Maklerkosten teilen müssen: Für beide also 1,95 Prozent des Kaufpreises. Das Unternehmen begründet den niedrigen Preis mit der schieren Menge an Verkäufen und mit standardisierten Abläufen.
Wieder ein Ramschanbieter oder doch ein verheißungsvolles Start-up? In Fankreisen ist man sich nicht so sicher. Im Forum „Herthaimmer“ klang immerhin an, dass Homeday „unter den Verrufenen anscheinend noch die Guten“ zu sein scheinen, wie ein User schrieb. Dennoch: Der erwartete Imagegewinn blieb aus.
Viel schlimmer könnte es freilich kommen, sollte Hertha am Samstag gegen Schlusslicht Schalke verlieren. Noch zwei sieglose Spiele, und Schalke hätte den Rekord von Tasmania Berlin eingestellt. Gut möglich, dass Hertha sich wieder blamiert – und hinter behauptet, man habe den Sieglos-Rekord in Berlin behalten wollen. Wäre das dann Guerillamarketing? Oder Galgenhumor?
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Bis Freitag war er einer von uns
Elon Musk und die AfD
Die Welt zerstören und dann ab auf den Mars
Anschlag in Magdeburg
Der Täter hat sein Ziel erreicht: Angst verbreiten
Bankkarten für Geflüchtete
Bezahlkarte – rassistisch oder smart?
Tarifeinigung bei Volkswagen
IG Metall erlebt ihr blaues „Weihnachtswunder“ bei VW
Bundestagswahl 2025
Parteien sichern sich fairen Wahlkampf zu