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Hertha BSCIrgendwo ist der Wurm drin

Beim Auswärtsspiel gegen den VfL Bochum verlieren die Berliner verdient 0:1. Langsam stellt sich die Frage, wie die Verantwortlichen des Hauptstadtclubs auf die chronische Offensiv-Misere reagieren.

Berlins Patrick Ebert hatte nicht so viel Spaß in Bochum Bild: AP

Sonntag, Donnerstag, Sonntag: Der Rhythmus scheint der Berliner Hertha nicht zu liegen. Am Sonntag setzte es beim VfL Bochum eine verdiente 0:1-Niederlage. Es war die dritte Auswärtspleite in Folge. Die Leistung der Berliner Reisegruppe passte dabei so gar nicht zu den hohen Ansprüchen der Hauptstadtkicker. Nichts erinnerte daran, dass die Hertha in der vergangenen Saison bis zum Schluss um die Deutsche Meisterschaft mitspielte. Den Bochumern reichten eine kämpferisch starke Leistung und ein Freistoßtreffer von Anthar Yahia in der 47. Minute. "Wir sind überhaupt nicht ins Spiel gekommen. Bochum hat uns den Schneid abgekauft", sagte Hertha-Kapitän Arne Friedrich.

Informiert dürften die Spieler gewesen sein. Trainer Lucien Favre hatte offensive Bochumer erwartet, und die Gastgeber taten ihm den Gefallen. Nur die Hertha konnte nicht davon profitieren. Die einzige Chance resultierte in der ersten Hälfte aus einem verunglückten Kopfball des Bochumers Yahia. Mit Valeri Domovchiyski als einzig echter Spitze und Gojko Kacar leicht dahinter war die Richtung vorgegeben: quer statt steil. Erst in der letzten halben Stunde kamen die Berliner zu einigen guten Chancen, aber nach den Abgängen von Marko Pantelic und Andrej Woronin wusste niemand mehr, wo das gegnerische Tor steht.

Die Frage wird nun sein, ob und wie die Verantwortlichen des Hauptstadtclubs auf die Offensiv-Misere reagieren werden. Drei Tore in viermal 90 Minuten sind die Bilanz eines Abstiegskandidaten. Und Tabellenplatz 12 klingt nach Durchschnitt. Manager Michael Preetz hat zumindest bis kommenden Montag noch Zeit, sich die üblichen Namen durch Kopf und Konto gehen zu lassen: Reicht es, weiter darauf zu setzen, dass Artur Wichniarek endlich seine Berlin-Allergie ablegt? Gibt es Hoffnung auf eine Rückkehr des letztjährigen Top-Scorers Andrej Woronin? Der bei Celtic Glasgow ausgemusterte Niederländer Jan Vennegoor of Hesselink steht ebenfalls auf der Liste. Das nötige Gespür sollte Michael Preetz haben. In der Saison 1998/99 war er selbst Torschützenkönig der Bundesliga.

Doch allein die Aufzählung der Namen aus potenziellen und tatsächlichen Rückkehrern oder unbekannten Hoffnungsträgern zeigt, dass es für Preetz in der laufenden Saison nur darum gehen kann, den sportlichen Rückschritt möglichst klein zu halten. Der Finanzrahmen ist für den Nachfolger von Dieter Hoeneß allerdings eng gesteckt. Vielleicht hätte der Verkauf von Gojko Kacar helfen können. Der VfB Stuttgart hat angeblich 12 Millionen Euro geboten, doch Trainer Favre will auf seinen wichtigen Mittelfeldmann nicht verzichten. In Bochum zeigte er allerdings eine desolate Leistung und stand am Rande eines Platzverweises. Seine Körpersprache zeugte nicht davon, dass Kacar ein Berliner bleiben möchte.

Es läuft also darauf hinaus, dass die Hertha-Verantwortlichen mit dem derzeit verfügbaren Personal weiterarbeiten müssen. Der Traum von der Champions League oder gar von der Meisterschaft mit anschließender Feier an der Siegessäule lässt sich damit wohl kaum verwirklichen. Aber den Traum hatte ja auch Dieter Hoeneß geträumt - und der ist seit Juli im Vorruhestand. Cleveres Timing.

ARNE FRIEDRICH, HERTHA-KAPITÄN

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