piwik no script img

Heiner Flassbeck über Merkels Euro-Pläne„Das ist alles Kleinkram“

Heiner Flassbeck kann Angela Merkels Reformplänen für die Eurozone wenig abgewinnen. Die neue italienische Regierung lobt der Wirtschaftswissenschaftler hingegen.

Angela Merkel will Euro-Reformen. Ob sie damit die Spaltung in der Währungsunion überwinden kann? Foto: imago/Ralph Peters
Jörg Wimalasena
Interview von Jörg Wimalasena

taz: Ein Europäischer Währungsfonds soll her, sagt Kanzlerin Merkel. Können Sie dem Vorschlag etwas abgewinnen?

Heiner Flassbeck: Nein, überhaupt nicht. Einen Währungsfonds braucht man nur, wenn Länder sich in ausländischer Währung verschuldet haben und unter Abwertungsdruck stehen. Das bedeutet, dass sie ausländische Währung brauchen, um ihre eigene Währung zu stabilisieren. In der Eurozone hat sich – naturgemäß – niemand in ausländischer Währung verschuldet.

Aber ein Europäischer Währungsfonds könnte Staaten vor der Pleite bewahren.

Dafür gibt es die Europäische Zentralbank. Die hat gefälligst alle zu retten, die des Rettens würdig sind, was immer und jederzeit für Staaten gilt. Diese ganzen Konstruktionen, die jetzt ins Spiel gebracht werden, braucht man in einem einheitlichen Währungsgebiet überhaupt nicht.

Im Interview: Heiner Flassbeck

war bis Ende 2012 Chefökonom der Unctad, der Welthandels- und Entwicklungskonferenz der Vereinten Nationen in Genf. Er lebt in Frankreich. Sein jüngstes Buch heißt „Nur Deutschland kann den Euro retten“. betreibt das Wirtschaftsportal Makroskop.

Merkel, Macron und die EU-Kommission wollen zumindest mehr Geld für Investitionen bereitstellen. Kann das verschuldeten Staaten nicht helfen?

Das ist alles Kleinkram. Mehr Investitionen sind zwar gut, aber keine Lösung für die Probleme der Eurozone. Sie bringen höchstens eine kleine Verbesserung der schlechten Lage.

Was würde denn einen Unterschied machen?

Bei der Konstruktion der Eurozone ging man dem monetaristischen Dogma nach, das nur die Geldmenge stabil bleiben müsse, um die Inflation im Griff zu halten. Heute weiß fast jeder, dass das falsch ist. Stattdessen brauchen wir eine Koordination der Lohnpolitik – und eine Korrektur von Deutschlands grundfalscher Politik der letzten fünfzehn Jahre.

Sie meinen die deutschen Leistungsbilanzüberschüsse.

Ganz genau. Deutschland hat die Konstruktion der Eurozone schamlos ausgenutzt und Lohndumping betrieben. Wir brauchen Institutionen, die im Zweifel dafür sorgen, dass Mitgliedstaaten ihre Löhne an der Produktivität orientieren. Hier verstößt Deutschland gegen die entscheidenden Regeln.

In Brüssel fürchtet man, dass Italien sich mit der geplanten expansiven Sozialpolitik nicht mehr an die gemeinsamen Regeln zur Staatsverschuldung hält. Kann Italien den Euro gefährden?

Italien ist überhaupt nicht gefährlich für den Euro. Die Menschen dort sind verzweifelt, weil sie genau wissen, was als Nächstes kommt, wenn sich jetzt nichts ändert. Lohnkürzungen, weniger Sozialleistungen – genau wie in Griechenland. Und die wirtschaftliche und soziale Lage in Griechenland ist immer noch katastrophal. Das wollten die Wähler in Italien verhindern.

Die neue Regierung plant eine niedrigere Einkommensteuer und eine Art Grundeinkommen. Damit sind neue Schulden programmiert …

Man muss Schulden machen, damit die Wirtschaft in Gang kommt. Die italienische Regierung will etwas anders machen, und damit hat sie vollkommen recht. Einige Ökonomen und Politiker dort haben erkannt, dass es mit der Sparpolitik so nicht weitergehen kann. Sie wollen die europäischen Verträge ändern und mehr Geld ausgeben. Und das ist das Einzige, was Italien und den Euro retten kann.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

41 Kommentare

 / 
  • Ist es nicht so, dass das vermeintliche "Grundeinkommen" in Italien, nicht anderes ist als eine Sozialhilfe die es dort bis jetzt nicht zu geben scheint?

    Und das diese Massnahme von der eingefordert wurde?

     

    Ist das Uniformiertheit meinerseits oder die des Taz interviewers?

  • Heiner, weiter so! Liebe Grüße

  • Nochmal, Italien insgesamt Leistungsüberschuss.

     

    Auch Deutschland hat z.B. mit Russland immer eine negative Handelsbilanz. Wir zahlen nur die Schulden an Russland mit dem Geld aus anderen Ländern.

    • @Sven Günther:

      Es geht weniger darum, dass Italien einen Leistungsüberschuss hat. Der ist nämlich, Krisen ausgenommen, seit Jahren konstant, oder oszilliert eher um einen stabilen Wert:

      https://tradingeconomics.com/italy/balance-of-trade

       

      Kann man von dem deutschen (andere Zeitskala) nicht behaupten.#

      https://tradingeconomics.com/germany/balance-of-trade

       

      So jetzt scheint also, dass die Italiener auch eine Exportnation sind/waren, ihre Überschüsse aber wachsen nicht mal mit dem Welthandelsvolumen, dagegen deutsche exorbitant. Ein gewisses "Abgraben" ist hier nicht ausgeschlossen. Dazu kommt, dass unsere Exportüberschüsse nicht für Binnenkonsum, nicht für staatliche Investitionen und (sie einer an) auch nicht so für private genutzt werden.

      Vielleicht wäre ein Teil der Lösung dem Geld nachzuspüren?

  • Das ist ja faszinierend, wie hier dazu kommentiert wird, dass Deutschlands Leistungsüberschüsse nicht Teil von Italiens, Südeuropas und des Euros insgesamt Problemen ist.

     

    Die aktuellen Zahlen sind verheerend. Aktueller Target2 Saldo Italiens: minus 450 Mrd Euro. Aktueller Target2 Saldo der Bundesbank: plus 914 Mrd.

     

    In der Eurozone haben, Stand Zahlenwerk 2017, genau 4 Staaten ein negatives Target2 Saldo von mehr als 50 Mrd: Italien (-433 Mrd), Spanien (-374 Mrd), Portugal (-83 Mrd) und Griechenland (-60 Mrd).

    Insgesamt beläuft das negativeTarget2 Saldo für sie -950 Mrd vrgl. zum positiven Saldo Deutschlands von 871 Mrd.

     

    Aus Wikipedia zu den obigen Zahlen noch das Zitat dazu:

    "Die TARGET-Salden messen Nettoüberweisungen von Eurogeld zwischen den Ländern. Diese können dafür benutzt werden, im Ausland Waren und Vermögensgegenstände zu kaufen oder Schulden zu begleichen. Ein TARGET-Defizit einer nationalen Notenbank entsteht dabei durch eine Nettoüberweisung von Eurogeld in ein anderes Land; im empfangenden Land ergibt sich entsprechend ein TARGET-Überschuss." https://de.wikipedia.org/wiki/TARGET2

     

    Italien hat in den letzten Jahren dauernd ein großes Leistungsbilanzdefizit gegenüber Deutschland gehabt, so wie alle andere Länder Südeuropas. Dies ist heute eines der großen Problemen innerhalb des Euro-Währungsraums, wie von Flassbeck sehr überzeugend so oft betonnt wird.

     

    Im Jahr 2017 waren zB die Exporte Deutschlands nach Italien 65 Mrd und die Importe Deutschlands aus Italien 55 Mrd. Demzufolge das so errechnete Handelsdefizit für die zwei Länder über 10 Mrd € zu Lasten Italiens.

    Im Jahr 2010 lag es sogar bei 14 Mrd €. https://www.auwi-bayern.de/Europa/Italien/export-import-statistik.html

     

    Man kann daher auch Aussenhandelsdefizite und Staatsschulden im Euroraum als Teil der Umverteilung von den vielen Südeuropas zu den wenigen Nordeuropas bzw. Deutschlands sehen.

     

    Zum Glück haben Italianer wie Griechen ein großes Herz, Arrivederci Germania: ora vado in Italia!

    • @styl styl:

      und dann zahlen die Italiener noch in die EU Kasse ein, im Gegensatz zu den Griechen, Portugiesen und Spaniern.

       

      und die Italiener dürfen dank Schengen auch noch einen nicht unerheblichen Teil der Flüchtlingsituation in Afrika ausbaden. An der die Aussenhandelspolitik der EU auch einen Anteil hat.

       

      Das die Italiener das wählen, was sie gewählt hat, ist die Folge dessen.

      • @Struppi:

        Sie haben vollkommen Recht. Letztlich, die Schlussfolgerungen:

         

        Beim heutigen Wechselkurs des Euros haben die Italiener und die anderen Länder Südeuropas kein Wettbewerbsproblem gegenüber dem Rest der Welt. Sie vereint, dass sie ein Wettbewerbsproblem gegenüber Deutschland haben. Nicht sie und die anderen Eurokrisenländer Südeuropas sind dabei das Problem, sondern Deutschland.

         

        Deutschland ist leider nicht das Modell für eine Einheitswährungsunion in Europa, es ist genau das Gegenteil, das Antimodell. Nicht Stabilität und Prosperität bedeutet das Modell Deutschlands für den Euroraum, sondern eine fortdauernde Instabilität, und irgendwann der Ruin...

  • Alles halt eine Frage der Prioritätensetzung aber davon soll ja mit viel Wirtschaftsmystik abgelenkt werden ...

  • Das ist ja faszinierend, Deutschlands Leistungsüberschüsse sind also ein Teil von Italiens Problemen.

     

    In der EU haben, Stand Zahlenwerk 2016, genau 4 Staaten eine positive Leistungsbilanz von mehr als 50 Milliarden USD. Deutschland (264,0), die Niederlande (83,0), die Republik Irland (68,2) und Italien (64,0).

    https://de.m.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Länder_nach_Leistungsbilanz

     

    Italien ist hat in den letzten Jahren nicht einmal ein Leistungsbilanzdefizit gehabt und das ist da auch kein Problem.

     

    Italien leidet unter den riesigen Schuldenbergen, die vor allem zwischenAnfang der Achtziger- und Neunzigerjahre gemacht wurden und die Staatsschulden verdoppelten und auf die entsprechende Zinsen zu zahlen sind, inzwischen liegt die Schuldenlast bei 2,3 Billionen EUR.

     

    Von denen muss Italien runter, Schuldenschnitt oder ähnliches um wieder Handlungsfähigkeit zu bekommen.

     

    Und Italien spart ja nicht, es gibt nur nicht mehr so viel aus. Ist eine ganz einfache Rechnung, wenn das Wirtschaftswachstum niedriger ist, als der Zinssatz der Staatsschulden steigt auch bei einem ausgeglichenen Haushalt die Staatsverschuldung und dieser Effekt ist über die Jahre exponentiell.

     

    Schulden zu machen um mit den zusätzlichen Einnahmen die alten und neuen Schulden zu bezahlen funktioniert praktisch nie. Die Rechnung von oben im Kopf, die 10 jährigen Staatsanleihen haben einen Zinssatz von 2,763% die muss man also als Wirtschaftswachstum erreichen und hat noch keinen Euro Tilgung gezahlt oder eines seiner Wahlversprechen umgesetzt.

     

    2016 lag das Wirtschaftswachstum in Italien bei 0,86% und für 2017 wird mit 1,47% gerechnet.

     

    Und das Problem Schulden, mit noch mehr Schulden zu bekämpfen, ist Feuer mit Diesel zu löschen.

    • @Sven Günther:

      Dieses Interview hat kürzlich jmd. hier im Forum verlinkt:

      https://www.republik.ch/2018/04/03/die-frage-ist-ob-sich-europa-retten-laesst

       

      Da wird Flassbecks Standpunkt ausführlicher dargestellt. Sehr überzeugend, wie ich finde.

      • @Ruhig Blut:

        Ich finde viele von Flassbecks Thesen sehr interessant, auch teilweise richtig, aber die aufgezeigten Probleme in Deutschland, haben eben nichts mit Italien zu tun.

         

        Wenn jemand sagt, die Probleme der französischen Agrarindustrie kommen teilweise aus der deutschen Billigkonkurrenz, oui c'est vrai.

         

        Wenn rumänische Billigarbeiter für Tönnies zum Mindestlohn arbeiten müssen und ihnen für die Kettenhandschuhe und Klamotten auch noch Sachbezug vom Netto abgezogen wird, dann produziert man zu "unschlagbaren" Preisen.

    • @Sven Günther:

      Nun, die deutschen Überschüsse werden leider nicht produktiv verwendet (dazu hier: https://www.ft.com/content/1f705ce8-543d-11e8-b3ee-41e0209208ec9 Entweder reduziert man Schulden, oder das verdiente Geld wird auf Teufel kommt raus investiert (stupid German money, 600 mrd. losses in der Finanzkrise).

       

      Bei den Schulden frage ich mich immer, warum sie z.B. für Japan kein (so großes) Problem darstellen. Eigene Währung und Hände nicht gebunden durch eine Wirtschafts"gemeinsschaft" vielleicht?

      • @agerwiese:

        Dort ist man überwiegend im Inland verschuldet. Im Übrigen sind Sie auf der richtigen Spur.

      • @agerwiese:

        Die Überschüsse Deutschlands sind ein anderes Thema, würde zuweist Weg führen.

         

        Japans Umgang mit den Schulden ist eine Katastrophe. Japans Notenbank betreibt seit 25 Jahren eine praktische Nullzinspolitik und finanziert mit der Rentenkasse immer neue "Konjunkturprogramme" die Japan aus der Krise führen sollen und so auch das Problem der dafür aufgenommen Schulden.

         

        Die Wahrheit ist, die japanische Notenbank und Regierung haben panische Angst vor Wirtschaftswachstum. Denn dadurch würde die Inflation steigen und die Notenbank müsste die Zinsen anheben. Daraufhin müsste die Regierung die Zinsen für die Staatsanleihen anheben um Käufer zu finden und wenn Japan höhere Zinsen zahlen müsste, fällt das Kartenhaus zusammen.

         

        Mal zum Vergleich zu den italienischen Staatsanleihen, die Japanischen haben einen Zinssatz von 0,049%.

        • @Sven Günther:

          Ja, ich kenne die Geschichten, dass die japanischen bonds von den japanischen Rentnern finanziert werden und das Ganze bricht zusammen, wenn sich Japan im großen Stil das Geld auf dem Weltmarkt borgen muss. Wird aber nicht in den Marktpreisen (auch wenn von BoJ kontrolliert) reflektiert.

           

          Was die "Angst vor dem Wachstum/Inflation" betrifft, da haben die JApaner doch was unternommen, um es zu stimulieren. Bond-Käufe, Helikoprtergeld etc.

          Man soll auch nicht vergessen, dass japanische Wirtschaft in den letzten JAhren mit uasnahme von 1998 und der Finanzkrise gewachsen ist. Die können aber schön ihre Währung um 20% und mehr abwerten.

           

          Bei Italien stört mich v.a., dass Deutschland z.B. die (für sich) relative Unterbewertung der Gemeinschaftswährung nutzt, die daraus resultierenden Zinsnachteile bleiben für jedes Land individualisiert.

    • @Sven Günther:

      Dann sollten Sie aber erwähnen, dass Italien aufgrund des Euro die Möglichkeit hatte, massiv billigere Kredite zu bekommen, da sie eben keine "Schrottwährung" mehr hatten. Die Möglichkeit durch den Zinsgewinn die Schulden aus der Vergangenheit abzubauen wurde nie genutzt.

      • @Strolch:

        Des is scho a bissel Blödsinn, gell!

      • @Strolch:

        Völlig richtig, leider verschüttete Milch.

      • 8G
        849 (Profil gelöscht)
        @Strolch:

        Die "Schrottwährung" konnten die "Itaker" wenigstens noch abwerten.

        • @849 (Profil gelöscht):

          Ist überhaupt nicht das Problem, Italien hat seit Jahren einen Leistungsbilanzüberschuss.

          • 8G
            849 (Profil gelöscht)
            @Sven Günther:

            Ich nehme an, weil Italien seine Arbeitnehmer ähnlich knebelt wie Deutschland die seinen. Mir fällt in den letzten Jahren verstärkt auf, wie stark das Preisniveau zurückgegangen ist gegenüber früher. Die Leute meckern heute selbst in Norditalien. Ich sprach neulich in Verona mit einem Bar-Besitzer, der in den 70ern aus Uruguay gekommen war. Die Leute geben weniger aus, weil sie seit Jahrzehnten keine wirklichen Lohnzuwächse bekommen hätten. Das dolce vita sei vorbei, so sein Tenor.

  • 6G
    64662 (Profil gelöscht)

    Für ausführlichere Erläuterungen kann ich diese Aufzeichnung eines Vortrages empfehlen, den Heiner Flassbeck auf einem Industriekongress gehalten hat:

    https://www.youtube.com/watch?v=CoUZb3H7v64

     

    Die gezeigten Folien müsste sich eigentlich jeder Wähler an die Wand hängen!

    • @64662 (Profil gelöscht):

      Yep! Danke!

  • Tja, das Merkwürdige ist, dass Deutschland einerseits auf "Verpflichtungen" und "Solidarität" pocht - wir sind ja schließlich in einer "Gemeinschaft" - andererseits immer noch der Meinung ist, dass in den wirtschaftlichen Belangen dies nicht gilt. Auch wenn man jahrelang auf einem Überchuß von 6-8% fährt und eindeutig eine gegen die Empfehlungen der Zentralbank gerichtete Lohnpolitik betrieben hatte. Was, ein Staat kann gar keine Lohnpolitik betreiben (Schäuble)? Da empfehle ich nochmal ein Revue passieren zu lassen der letzten 15 Jahre mit den Aussagen der Politiker, Medien und Pseudogewerkschaftler zu den "verantwortungsbewussten Lohnabschlüssen". BTW, unser realer Binnenkonsum liegt auf dem Niveau von 1991.

  • Deutschland hat durch Flüchtlinge einen gewaltigen Überschuss an Arbeitern. Man soll also künstlich den Lohn für Leute erhöhen, damit unsere Produkte teurer werden, wir weniger exportieren und damit weniger Jobs haben? Und was machen wir mit den X-fach mehr Arbeitslosen wenn wir weniger Steuern einnehmen die diese versorgen?

    • @lord lord:

      Wenn die Löhne derer, die Arbeit haben, mit der Produktivität steigen, sollten für die, die ihre Arbeit verloren haben, neue Arbeitsplätze entstehen.

    • @lord lord:

      Es wird Sie erschrecken. Aber man muss produzierte Waren nicht unbedingt exportieren. Man kann sie auch selbst verbrauchen. Die nötige Kaufkraft käme von den höheren Löhnen...

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Dann gebt doch mal den Angestellten in städtischen Berliner Betriebe einen doppelt so hohen Stundenlohn.

         

        In Berlin sitzen doch genau de Leute, die genau den selben Song von "Kaufkraft" singen wie sie.

         

        Versuchen wir es doch. Entweder ist Berlin schneller Pleite (meine Vermutung aber als nicht-Linker hab ich ja eh keine Ahnung, bin bösartig oder manipuliert) oder ein Wunder geschieht und urplötzlich kann sich Berlin selber ernähren.

        • @Thomas_Ba_Wü:

          Seltsame Welt in der alle Deutschen bei den städtischen Berliner Betrieben arbeiten.

           

          Ich halte mich da lieber an Henry Ford: "Autos kaufen keine Autos."

        • 9G
          99710 (Profil gelöscht)
          @Thomas_Ba_Wü:

          Ich kann nicht beurteilen, ob Sie bösartig oder manipuliert sind; und wenn Sie sich selbst als"nicht-Linker" verorten (was auch immer Sie damit aussagen wollen), nehme ich daß als gegeben und der Wahrheit entsprechend hin. Aber auch ohne diese Zuschreibungen läßt sich über Sie folgendes sagen:

           

          Sie haben keine Ahnung.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Das kommt darauf an was man produziert.

         

        Wenn man unbestimmt Waren sagt, kann man auch alle "Waren" kaufen.

         

        Nur richtet sich eine Vielzahl der deutschen Produkte nicht an den Endverbraucher.

        • @Sven Günther:

          Welche denn?

        • 8G
          849 (Profil gelöscht)
          @Sven Günther:

          Das ist doch das Problem. Wir produzieren unendlich viel Zeug, was wir nicht selbst verbrauchen. Das Geld, das die Leute erwirtschaften, die das Zeug herstellen, bleibt nicht bei ihnen hängen. Um für Krisen gewappnet zu sein, braucht es m.E. viel mehr Produkte, die der deutsch Endverbraucher auch verbrauchen kann.

        • @Sven Günther:

          Das ist kein Problem. Wenn die Kaufkraft in D steigt, können die deutschen Verbraucher mehr ausländische Waren kaufen. Größere Importe würden die Handelsbilanz auch ausgleichen und damit die Ungleichgewichte verringern. So sieht auch die Forderung des Auslandes aus.

          • @warum_denkt_keiner_nach?:

            Wir gleichen also 260 Milliarden Dollar Leistungsbilanzüberschuss mit mehr Importen der Endverbraucher aus, um wie viel erhöhen wir dann die Löhne?

            • @Sven Günther:

              Natürlich sind Lohnerhöhungen nicht die einzige Maßnahme. Ganz wichtig wären auch Investitionen.

               

              Der Kern ist, dass wir das Geld, dass wir einnehmen, auch wieder ausgeben.

        • 8G
          83379 (Profil gelöscht)
          @Sven Günther:

          Rüstungsgüter, davon produzieren wir viele und die kann der deutsche Staat kaufen. Einfach mal für 50 Milliarden neue Waffen kaufen schon steigt die Binnenachfrage.

          Daneben kann man im Staatsdienst die Gehälter erhöhen.

           

          Man sollte aber bei diesen ganzen Rechnungen drei Dinge nicht außer Acht lassen:

           

          - Andere Europäer arbeiten hier und transferieren Gelder nach Hause das müsste man mit einbeziehen bei diesen Bilanzungleichgewichten

           

          - Deutsche geben sehr viel Geld für Urlaub um europäischen Ausland aus

           

          - Deutsche Firmen investieren Teile ihres Gewinns in anderen europäischen Ländern.

           

          Berücksichtigt man diese Faktoren ist offensichtlich, dass der Großteil der Probleme im Süden Europas eher struktureller Natur sind denn darin das Deutschland zu viel exportiert. Noch dazu ist wie oben gschrieben von wenigen offensichtlichen Maßnahmen ein ankurbeln des Binnenkonsums nach heimischen Produkten eher schwierig weil wer kauft schon Industriekleber oder feinste Industrie-Meßgeräte?

           

          Andere europäische Länder könnten ihre Wirtschaft so maß-schneidern, dass sie den Konsum-Markt in Deutschland stärker nutzen, Deutschland kann ihnen dabei helfen aber letztlich muss da die Initiative von den entsprechenden Ländern ausgehen.

  • Nachtrag, Teil II.

     

    Und da kommt der treu-deutsche Michel als EU-Retter ins Spiel.

    {…}

     

    Ein Ausgleich zu eigenen Lasten wäre auch in diesen Staaten möglich. Würde man die eigene nationale Bourgeoisie mit Kosten belasten, so beispielsweise mit geringeren Profit und weniger Dividende. Da sich aber die jeweiligen nationalen Bourgeoisien darauf nicht einlassen wollen, fühlen sich die Macrons Frankreichs, Italiens und Griechenlands, dazu verpflichtet, die bundesdeutsche und vor allem eigentumslose und erwerbstätige Wollmilchsau zu Gunsten ihrer nationalen griechisch-französisch-italienischen Bourgeoisien zu melken.

     

    PS: Dieses ökonomische Spiel der finanziellen Umverteilung wird auch von den politischen Administrationen der anderen rückständigen EU-Staaten seit Jahrzehnten erfolgreich betrieben.

     

    Frage: Was meinen die wissenschaftlichen Ökonomen und bürgerlichen Parteien und parlamentarischen EU-Zuhälter*innen zu dieser Feststellung? --- 'Alles nur Spinnerei und Verschwörungstheorie'?

    • @Reinhold Schramm:

      "'Alles nur Spinnerei und Verschwörungstheorie'?"

       

      Alles sehr gefährlich für die Bourgeoisie in Europa, denn dann müssten die Reichen zahlen, wie Sie bereits so richtig ausgeführt haben.

       

      Volker Pispers hat das sehr gut vorgerechnet, wie wir "beklaut" werdenund wie das zu lösen wäre. Aber dann müssten die Diebe ihr Diebesgut (stückchenweise, 5% auf 10 Jahre verteilt) zurückgeben. Und das wollen die natürlich nicht – alles meins, alles meins…

      https://www.youtube.com/watch?v=1C2C7rRz5OI

      • @Frau Kirschgrün:

        Wenn ich das mal sagen darf, Sie haben hier völlig recht.

  • Und da kommt der treu-deutsche Michel als EU-Retter ins Spiel.

     

    Es geht ums Geld des deutschen Michels

     

    - und um die Entlastung der jeweiligen nationalen Bourgeoisien. So wie bereits zuvor bei Griechenland, so auch künftig für Frankreich und insbesondere für Italien.

     

    Die Erwerbsbevölkerung mit der höchsten Produktivität und materiellen Wertschöpfung, die bundesdeutsche Erwerbsbevölkerung, aus allen Klassen und Schichten, sie soll die anteilige Finanzierung der anderen EU-Mitgliedsländer weiterhin verstärkt übernehmen. Die jeweiligen nationalen Bourgeoisien wollen ihren Anteil an der Wertschöpfung ungeschmälert behalten dürfen, zu Lasten der Länder und Regionen mit einer höheren durchschnittlichen Produktivität und Wertschöpfung.

     

    Die politische Administration der französischen Bourgeoisie möchte sich einen Zugriff auf die materielle Wertschöpfung in Deutschland verschaffen, um die französische Bourgeoisie vor anstehenden Kosten, die aus der eigenen nationalen Wertschöpfung zu begleichen wären, zu entlasten. Letztlich soll damit der Reichtum der französischen Bourgeoisie unangetastet bleiben. Ebenso, wie der Reichtum der griechischen Bourgeoisie und italienischen Bourgeoisie möglichst unangetastet bleibt. So die Hoffnung der jeweiligen politischen Administration und ihrer Umverteilungsexperten.

     

    Die Europäische Union ist vor allem ein Wirtschaftsprojekt der nationalen Bourgeoisien der Mitgliedsländer. Dabei zunehmend ein Projekt der Umverteilung der materiellen Wertschöpfung der ökonomisch führenden Mitgliedsländer, zu Gunsten der Länder und Regionen mit geringerer qualitativer und quantitativer Produktivität und Wertschöpfung.

     

    Ein Ausgleich zu eigenen Lasten wäre auch in diesen Staaten möglich. Würde man die eigene nationale Bourgeoisie mit Kosten belasten, so beispielsweise mit geringeren Profit und weniger Dividende. {…}

     

    Fortsetzung, Nachtrag, Teil II.