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Heime werden geschlossenHaasenburg nicht reformierbar

Eine Expertenkommission zieht eine vernichtende Bilanz über die Haasenburg-Heime. Die zuständige SPD-Ministerin kündigt die Schließung an.

Die Haasenburg-Heime werden geschlossen. Bild: dpa

BERLIN taz | Die Haasenburg-Heime in Brandenburg werden nach Misshandlungsvorwürfen geschlossen. Das kündigte die Jugendministerin Martina Münch (SPD) am Mittwoch in Potsdam mit. Grundlage für ihre Entscheidung ist der Bericht einer Untersuchungskommission, die die Ministerin eingesetzt hatte und zu einem drastischen Fazit kommt. „Ich halte die Einrichtungen der Haasenburg GmbH deshalb für nicht reformierbar“, sagte Münch.

In dem Bericht heißt es, die Verfehlungen über Jahre hinweg „legen den Schluss auf Mängel nicht unerheblicher Art in der Ausübung der Aufsicht über die Haasenburg GmbH nahe“.

Die Komission empfiehlt daher: einen „Wechsel der Trägerschaft“, ein „Ausscheiden aller Führungskräfte, die länger als vier Jahre in den Einrichtungen der Haasenburg GmbH beschäftigt sind“, eine „dauerhafte Stilllegung der Einrichtung in Jessern“ sowie eine „rechtliche Prüfung, ob wegen des Verstoßes gegen Auflagen des Landesjugendamtes die Betriebserlaubnis für Einrichtungen zurückgenommen werden muss“.

Der Bericht

Über 100 Seiten umfasst der

, der am Mittwoch in Potsdam vorgestellt wurde.

Weiter empfiehlt sie, ehemalige BewohnerInnen der Haasenburg-Heime zu Aufarbeitungs-Workshops einzuladen. Zudem fordert die Kommission den „Aufbau einer unabhängigen Kontrollagentur zur Überprüfung der Qualität der Arbeit sowie der dazugehörigen Verwaltungstätigkeit in Einrichtungen der Hilfe zur Erziehung, in Jugendämtern sowie in den zuständigen Landesbehörden“. Auch die „Einrichtung einer 'Ständigen bundesweiten Konferenz' zur Diskussion vor Ursachen, Folgen und Hilfebedarfsvarianten für Kinder und Jugendliche, die Systemgrenzen sprengen können“, wird empfohlen.

Noch immer sind nicht alle Vorgänge in den Heimen aufgeklärt, weshalb weitere Untersuchungen angeraten werden. Möglich wäre etwa ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss.

Vernichtendes Urteil

Die Chronik

Seit fast einem Jahr berichtet die taz über die Missstände in den Haasenburg-Heimen. Hier eine Übersicht, was bisher geschah.

Vernichtend ist das Urteil über die behördliche Aufsicht in Brandenburg: „Nicht glaubhaft ist, dass das Landesjugendamt von Fixierungen in Einrichtungen der Haasenburg GmbH nichts gewusst hat“, schreiben die Kommissionsmitglieder und verweisen auf verschiedene Dokumente und Aussagen, die auch zuvor Teil der Berichterstattung der taz waren.

Hat das brandenburgische Landesjugendamt also die Mitglieder der Kommission im Unklaren gelassen? Die Darstellungen der Behörde seien „geprägt von Ungereimtheiten“. Die Kommission bemängelt, dass es nicht sein könne, dass das Wohl der Kinder durch „eine überlastete Aufsichtsbehörde gefährdet“ werde. „Ob im Einzelfall auch persönliches Unvermögen hinzugekommen sein könnte, vermag die Kommission nicht zu beurteilen“.

Als Konsequenz aus dem Bericht hat Ministerin Münch eine Überprüfung des Landesjugendamts angekündigt. „Die deutlichen Hinweise der Kommission zu den Versäumnissen in der Heimaufsicht machen klar, dass eine detaillierte Untersuchung der Vorwürfe notwendig ist“, sagte sie am Mittwoch.

Auch der Auftraggeber selbst, das Brandenburgische Bildungsministerium, gerät in scharfe Kritik: „Nicht vermittelbar ist, dass das Fachministerium über die Zunahme der Beschwerden nicht informiert war“.

Generell kritisiert die Kommission die Anti-Agressionsmaßnahmen und die körperlichen Erziehungsformen. „Auch wenn Bestrafung nicht zum offiziellen Konzept gehört, lässt sich unter dem Mantel der 'Gefahr im Verzug' die Drohkulisse des 'Wir können auch anders' ... effektiv inszenieren.“

Vor allem die Leitungsebene sei auszutauschen: „In unseren Kontakten mit dem Träger erlebten wir insgesamt eine geringe Dialogbereitschaft sowie wenig Empathie mit Opfern misslungener Erziehung. Bedauern oder gar Trauer war nie zu spüren.“

Verletzung der Grundrechte

Die Kommission fordert ein „Verbot von AAM (Anti-Aggressionsmaßnahmen, Anm. d. Red) und anderen körperlichen Zwangsmaßnahmen, wie auch einen „Alarmknopf für Jugendliche“. Zwangsmaßnahmen und Körperkontrollen sollten „nur nach richterlichem Beschluss und in Gegenwart eines Kinder- und Jugendpsychiaters erfolgen“.

Aktuell könnten keine Menschenrechtsverletzungen festgestellt werden. Die Protokolle und Aussagen Ehemaliger „weisen allerdings auf die Verletzung von Grundrechten hin“.

Die Kommission sprach mit Dutzenden Kindern und Jugendlichen und wertete umfangreiche Akten aus. Die Mitglieder besuchten die Einrichtung und sprachen mit Mitarbeitern und der Leitungsebene. Bei letzterer kritisierte die Kommission mehrfach die mangelnde Bereitschaft zur Kooperation. Zudem sei mit falschen Vorwürfen der Befangenheit gegen die Kommission vorgegangen worden. In ihrer Einleitung schreiben die Autoren: „Was wir erfahren haben, war z.T. menschlich erschütternd“.

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35 Kommentare

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  • Aufarbeitungsworkshops, wem sollen die helfen? Gebt ihnen Hartz IV, lasst sie in WGs wohnen und setzt die Schulpflichzt durch, soweit noetig. Lesen und Schreiben, mehr kann der Staat ihnen nicht geben.

    • @fritz:

      Sie können ja mal was von ihrer Kindheit erzählen, wie Misshandlung mit Mehrfachbrüchen, Schlafengehen mit Helm und Protectoren, permanenten Psychoterror etc. sich anfühlte. Gewiss, nach solchem Kommetar hatten Sie´s auch nicht leicht, aber das was die Kinder erlitten haben, davon haben Sie keine Vorstellung. Wie hätten Sie sich wohl als deren Erzieher verhalten ? Kennen Sie den Film " das Experiment" ? Das haben die Rotzkegel doch verdient, nicht ?

    • @fritz:

      Diese Kinder/Jugendlichen haben uns „ErzieherInnen“ allen den Spiegel vorgehalten! RESPEKT immer wieder! Sie haben MEHR VERDIENT ALS ABGESPEIST und ruhig gestellt zu werden! Dazu müssen sie KEINE ENGEL sein! Mit ihrer Frechheit und ihrem Mut werden sie sich hoffentlich zusammenschließen, laut werden und so auch ihre Traumata SELBSTBESTIMMT verarbeiten können, mit der Hilfe, die sie sich dann holen werden von Pädagogen, Psychologen etc., die sie begleiten wollen, ihren Beruf dabei ernst nehmen.

  • A
    Arne

    Nicht nur Dank an die TAZ Nord, sondern auch noch mal ein großer Dank an alle Betroffenen, die nicht geschwiegen haben, sondern immer wieder den Mut hatten, auszusagen.

    Neben der journalistisch erfreulichen Arbeit muss man auch erwähnen, dass gerade die Opfer der Haaseburg ganz großártig gehandelt haben, dass sie sich nicht einschüchtern ließen und letztlich damit einen Erfolg hatten, von dem sie hoffentlich das Selbstvertrauen bekommen, dass sie etwas bewirken können.

     

    Danke nochmal an alle, auch an die vielen Kommentatoren, die zu den Artikeln auch noch viel beigetragen haben.

  • Vielen Dank, liebe taz !

     

    Es ging runter wie Oel.

    Ja, liebe Spiegel-Redakteure, da könnt ihr euch das Maul über taz-Verhältnisse zerfetzten. Gezählt wird, was hinten rauskommt und das war hier verdammt viel.

  • G
    Guest

    Gut, dass eine große und schlimme Ungerechtigkeit aufgedeckt und beendet wurde. Bevor aber der Zeigefinger gegen die Behörden und persönliche Angriffe an die dort angestellten Mitarbeiter und zum großen Teil Mitarbeiterinnen gefahren werden, frage sich jeder, welche sinnvollen Alternativen es aktuell gibt? Welche Möglichkeiten hat denn die Jugendamtsmitarbeiterin tatsächlich in der Hand?

    Das viel schlimmere Problem leitet sich aus bundesweit sehr raren, fachlich sowie personalintensiv betreuten Heimplätzen ab. Warum wurden denn das Problem so kleingeredet und die Pätze in der Hasenburg bundesweit mangels lokaler Alternativen gern angenommen?

    Zudem: Jeder, der unreflektiert den Stab über den Erziehern und auch den behördlichen Mitarbeitern bricht, sei eingeladen, sich selbst einmal pädagogisch korrekt an der Betreuung sogenannter "Schwer Erziehbarer Jugendlicher" zu versuchen.

    • @Guest:

      Ich habe das getan, 20 Jahre lang. Man darf sich nicht dahinter verstecken, dass man für diese "schwererziehbaren" wenig andere Möglichkeiten sieht, weil es einfach nicht stimmt! Es gibt Möglichkeiten und auch Alternativen. Diese werden aber nicht ausgebaut werden, wenn es diese Einrichtungen gibt, denn erstens werden dann die Einrichtungen weiterhin belegt und zweitens fehlt das Geld um Alternativen überhaupt aufzubauen.

  • 2
    2Kurze

    Klasse! Freude für die Kinder dank der Taz!

    So ran an die nächste Ungerechtigkeit. Ich möchte bald lesen "Kapitalismus nicht reformierbar".

  • G
    ganneff

    Als ehemaliger "Staffelberger" bin ich einigermassen erschüttert, dass wieder einmal in Deutschland Heime geschlossen werden. Naja mir war auch vor "Haasenburg" nicht bewusst, wie weit auch hier der Privatisierungswahn fortgeschritten ist.

     

    Erziehung, Massregelung, Vollzug gehören ebenso wenig in private Hand wie Krankenversorgung, Kathastrophenschutz, Polizei und Feuerwehr.

     

    Und im Gegensatz zur jetzt geübten Praxis kosten diese Dienste eben, was es kostet sie zu erbringen. Ebenso wie die Aufsicht über die entsprechenden Dienste.

     

    Denn das Problem wird heute wohl noch mehr monetäre Ursachen haben als das Ende der 60iger der Fall war.

    Hoffe ich!

     

    ganneff

    • @ganneff:

      Privatisierung hat hier leider nur am Rande diese Missstände ausgelöst. Die Heime sind ja nicht staatlich. Der Staat muss sich da zurückhalten, denn die Wohlfahrt steht hier als Betreiber ganz oben. Mittlerweile auch private Betreiber, da haben Sie Recht. Doch ich kann Ihnen versichern, dass es bei der Wohlfahrt, also Caritas, Diakonie auch nicht anders aussieht. Die betreiben dieses Geschäftsmodell schon sehr lange, haben sich auch lange dagegen gewehrt, dass sich private Betreiber dort ansiedeln, denn sie verdienen am besten an der "stationären Unterbringung", die zwar nicht staatlich ist, aber mit Steuergelder finanziert wird. Die Kosten trifft also immer die gesamte Gesellschaft, das ist nur nicht im Bewusstsein, sonst wäre der Aufschrei vielleicht größer.

  • FT
    Fan Tastic

    Ganz große Klasse, liebe TAZ Nord!

  • S
    Sokrates

    Danke TAZ, danke allen die nicht locker gelassen haben und sich nicht einschüchtern ließen.

     

    Ein Schritt vorwärts ist getan, ein Teil der, des Menschen unwürdigen, "Erziehung" durch Willensbrechung ist sichtbar gemacht worden. Es zeigt sich wieder einmal, dass ein Gewinn orientiertes System nicht dazu taugt gesellschaftliche Probleme zu lösen.

     

    Weitere Schritte müssen nun folgen und ich möchte alle hier bitten, TAZ-Redakture und Kommentatoren, bleibt dran, bis die Ursachen solcher krummen Gedanken und ethischen Haltungen gefunden und beseitigt sind.

    Fangen wir bei uns an und beenden den Zwang alles mit einem Preisschild zu behängen und Mitmenschen, Patienten, Alte und Pflegebedürftige, jeden und alles in eine Quelle unseres persönlichen Geldzuwachses zu sehen.

    • @Sokrates:

      Ja, fangen wir bei uns an: Trauen wir uns, als Erwachsene in den Spiegel unserer eigenen kindlichen Erfahrungen zu schauen, auch wenn es mal weh tut. Dann können wir Kindern/Jugendlichen helfen, selbst diesen Blick zu wagen. Dann klären sich Gefühle, müssen nicht mehr so stark abreagiert werden, sei es verhaltensauffällig oder kriminell, sei es durch übermäßiges Strafen. Dann gibt es immer einen Ausweg. Aber wenn wir nicht menschlich reagieren, haben wir doch verloren, reproduzieren Kriminelle oder Zombies, die kaum zu sich selbst finden.

    • @Sokrates:

      Nur Preisschild für Menschen ist natürlich schlimm, aber keine Gewinnorientierung ist leider auch keine Garantie. Menschen zu brechen unter dem Vorwand zu „erziehen“, das war im kaum gewinnorientierten System des „Sozialismus“ noch schrecklicher, z.B. in den Jugendwerkhöfen der DDR bis zur Kinderhölle GJWH Torgau. Damals gab es nicht einmal uns als Öffentlichkeit dagegen!

      Wenn jemand Kinder/Jugendliche mit ihren Gefühlen und Problemen wirklich ernst nimmt und respektiert, Raum schafft dafür, dass sie ihr Leben selbstbestimmt in den Griff bekommen, dann soll er/sie dafür auch möglichst gut bezahlt werden. Das wäre sogar Gold wert.

      • S
        Sokrates
        @THG:

        Für gute Arbeit ein entsprechend Guten Lohn zu zahlen ist auch völlig in Ordnung und wünschenswert.

        Mir ging es darum, gegen eine immer weiter Fortschreitung der Kommerzialisierung von sensiblen Aufgaben der Gesellschaft das Wort zu reden.

        Und leider ist es es heute so, das der Wert geleisteter Arbeit nach der Höhe des Gehalts bemessen und nicht die Höhe des Gehalts nach den Wert der Arbeit für die Gemeinschaft. Und in solchen Einrichtungen sind es eben nicht die Pfleger, Erzieher und Reinigungskräfte, sondern die jeweiligen Vorstände/Betreiber welche, monetär gesehen, die Haupsächliche Leistung erbringen.

        Ja, auch eine nicht kommerzielle Führung solcher Einrichtungen garantiert nicht für deren menschliche Qualitäten, dass kann nur über Transparenz und die Hingabe der Beschäftigten garantiert werden. Aber eine Gewinnorientierung und politische Zweckbindung sind mMn eine Garantie für das ethische Scheitern.

  • W
    WalterE

    welldone!

    Es geht hier aber nicht nur um Opfer misslungener Erziehung, sondern darum dass man häufig Traumatisierte weitere Traumata verpasst hat anstatt pädagogisch und psychologisch diesen zu helfen im Leben zurechtzukommen. D.h. es wurde a) Zeit vergeudet und b) noch mehr beschädigt. Und es würde mich nicht wundern wenn irgendjemand aus der Haasenburg mal vor Gericht steht. Das hat dann die SPD Seilschaft gut gemacht.

  • TR
    Tim Rehren

    Hier gibt es den kompletten Bericht als PDF !

    http://www.mbjs.brandenburg.de/sixcms/media.php/5527/453-13%20Anlage.pdf

  • TR
    Tim Rehren

    Danke liebe Taz Redaktion!

    Das Resultat wäre ohne euch nicht möglich gewesen!

     

    Alles wäre weiter gegangen wie bisher , und in 20 Jahren hätte es geheißen : ... "hätten wird das gewusst"... "wir hatten ja keine Ahnung", "das war nicht absehbar"... bla bla bla! "

  • mir kommen jetzt die Tränen

    -der Erleichterung

    - der Trauer

     

    ich danke der Redaktion

     

    ich verachte alle die versucht haben alles kleinzureden.

     

    Es sollte aber nicht nur die Heimleitungfen treffen, sondern es müssen Konsequenzen bei den Aufsichtsbehörden gezogen werden.

    Auch und gerade strafrechtliche.

     

    Und ganz besonders fordere ich die Ministerin auf ihre politische Verantwortung durch sofortigen Rücktritt auszudrücken.

    erade sie selbst hat monatelang abgewiegelt und verzögert.

     

    So und jetzt zu den Kindern und Jugendlichen:

     

    Ich entschuldige mich als Teil des Staates bei euch allen, die unsägliches Leid erdulden musstet.

    Wir alle als Gesellschaft tragen gemeinsam ein Stück Mitverantwortung für eure Qualen.

    Wir ale sind der Staat.

    Bitte versucht zu verzeihen.

     

    Es ist ein erster Hinweis dass es eine Stelle geben soll, an die ihr euch wednden könnt.

    Ich hoffe ich habe das gerade im Text oben richtig verstanden.

    Ich hoffe ihr bekommt jetzt alle Unterstützung die ihr braucht um zu überwinden und euch entwickeln zu können.

     

    ich werde euer Schicksal im Auge behalten auch wenn ich weit weg von den unsäglichen Einrichtungen lebe denen ihr ausgeliefert ward.

     

    Kopf hoch. habt den Mut euch an die Öffentlichkeit zu wenden oder aber privatere kleine Hilfen in Ansspruch zu nehmen, wenns für euch besser ist.

    • @Friderike Graebert:

      Auch an die betroffenen Kinder/Jugendlichen: UND LASST EUCH BLOSS NICHTS SAGEN! Wie stark und mutig wart ihr denn, ganz tief drinnen auf jeden Fall, dass ihr das durchgestanden habt? So stark seid ihr doch immer noch! Auch wenn die Erinnerungen wieder hochkommen und verdammt weh tun, ihr braucht euch nicht zu schämen, für gar nichts! Ihr habt diesen unmenschlichen „Erziehern“ den Spiegel vorgehalten, die müssen sich schämen. Viele von euch sind so mutig, dass sie es sogar öffentlich gemacht haben! RESPEKT! Ihr müsst nicht einmal hart zu euch selbst sein, könnt eure Gefühle, Wut und auch Tränen eingestehen, denn sie sind verdammt berechtigt! Auch eure Tränen machen euch nur stärker. Schämen müssen sich andere! Wenn ihr dabei für euch selbst und eure Freunde einsteht, werdet ihr noch stärker! (vgl. Kommentare von Birgit Schirmer unten u. zum Artikel davor)

      • @THG:

        Völlig richtig! Das sind starke Menschen, starke Persönlichkeiten, so habe ich sie immer erlebt. Wenn es Betroffene gibt, ob es nun Mitarbeiter, Eltern, Jugendliche sind, ich kann nur auffordern sich zu melden, gerne auch bei mir! Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass man die Aufmerksamkeit in der Gesellschaft vergrößern kann, denn nur so kann man etwas gegen dieses System erreichen! Und ich will etwas dagegen erreichen.

        • @ExErzieher:

          Wie soll man sich denn bei Ihnen melden? Als Betroffener oder auch als Interessierter?

          • @THG:

            Wenn ich mich nicht täusche, muss man nur auf meinen Namen klicken, dann kommt man auf mein Profil und kann mir eine Mail zukommen lassen. Falls das nicht funktionieren sollte, ich würde meine Mailadresse auch veröffentlichen, weil ich so viele Menschen wie möglich erreichen möchte.

            • @ExErzieher:

              Danke!

  • ...das ist ...Spitze, liebe TAZ!

     

    Grandios, meine dankbare Freude und Erleichterung wird sicherlich bis in Eure Redaktionsstuben hinein fluten.

     

    Bitte um weiter begleitende mediale Aufmerksamkeit und Fortschrittsanzeige des künftigen Verfahrens und Umgangs von Behörden, Ämtern und Heimleitungen mit den von solchem Ausmaß an Unmenschlichkeit gebeutelten "Schutzbefohlenen".

     

    Dies ist ein gesellschaftlicher Dauerauftrag, an den wir (Gesellschaft) Sie (Presse und Medien), liebe TAZ auch künftig immer wieder erinnern und an dem wir Sie messen werden.

     

    By the way: was läuft in Sachen Justiz, Psychiatrie vs.Mollath? Ich hoffe, dass das nicht ganz aus dem Blickfeld rückt, auch wenn die Politik das gerne hätte.

  • D
    dauermecker

    Dauermecker:

    Auch ich schließe mich dem Lob an die TAZ an: Es war leider unbedingt und bitter nötig, dass ihr diesen Skandal öffentlich gemacht habt.

    Zu fordern ist jetzt von den Behörden nicht bloß die Schließung solcher Misshandlungszentren, sondern eine sensible und gründliche Betreuung und Entschädigung der Heimopfer. Der Rücktritt der Verantwortlichen in der Fachaufsicht und im Ministerium sowie die strafrechtliche Verfolgung der Haasenburg-Täter ist überfällig.

  • L
    Leser

    Bravo, taz!

  • M
    MaikLory

    Glückwunsch an die Redaktion! Die Recherchen und Berichte haben mit dem dadurch erfolgten Druck auf die Verantwortlichen in Politik nicht unerheblich zu diesem zu begrüßendem Ergebnis beigetragen. Man kann den Opfern nur alles Gute für die Zukunft und wenn möglich eine angemessene Entschädigung wünschen.

  • DANKE an die gesamte taz-Redaktion, dass Ihr dieses Thema immer so wichtig genommen habt, auch wenn es "nur" um "schwierige" Kinder ging.

    Es tut so gut zu wissen, dass es in Redaktionen Menschen gibt, die auch den Schwächsten Raum gibt. Ich habe deutlich gespürt, dass Ihr mit Liebe, Klugheit und Hartnäckigkeit eure Arbeit wirklich toll gemacht habt.

  • Endlich zu!… Danke auch an die TAZ!... Ist das nicht wieder eine Bankrotterklärung der ganzen repressiven Pädagogik von Jugendwerhof bis Bootcamp etc.? Es sind sogar die gleichen Worte wie damals! „Drohkulisse ‚Wir können auch anders‘“ist ein wörtliches Zitat aus der ungeheuerlichen DDR-Jugendwerkhof-Tradition (vgl. Kommentare unter: http://www.mz-web.de/mitteldeutschland/entschaedigungen-fuer-ddr-heimkinder-der-hindernislauf-der-opfer,20641266,24630602.html).

    Hoffentlich kehrt damit nicht „Ruhe“ ein, gibt es nicht nur Bauernopfer unter einigen Haasenburg-Mitarbeitern, dienen die Aufarbeitungs-Workshops nicht nur zur Ruhigstellung… Selbsthilfegruppen sind für mich eine deutliche Antwort. Dazu gibt es Erfahrungen sogar von Betroffenen aus Jugendwerkhöfen. Mögen sich die Betroffenen auch hier ihrer wirklichen, doch so vorhandenen Stärke bewusst werden und selbstbestimmt die Sache in die Hand nehmen!

  • Aufbau einer unabhängigen Kontrollagentur? Das würde bedeuten, was an Kontrolle bisher läuft ist nicht unabhängig, da liegt das Problem. Die Jugendämter schicken die Kinder in Heime, wobei die Jugendämter ohne Kontrolle sind. Über Heime wacht das Landesjugendamt, welches seinen Sinn aber nicht darin sieht, die Kontrolle über die Qualität der Arbeit in den Einrichtungen zu führen, fragt sich, warum es sie dann gibt? Übrigens kann man das z. B. wörtlich im Internet beim Landesjugendamt in Bayern nachlesen. Der Jugendhilfeausschuss, der auch für die Zurverfügungstellung der Finanzen zuständig ist, ist prozentual mit Einrichtungsleitern besetzt, da bestimmt also jener, der eine Einrichtung leitet mit, ob das was er tut gut und richtig ist, und wie viel staatliche Zuwendungen er bekommt. Es finden keine Kontrollen statt, ich habe in 20 Jahren keine erlebt! Und wenn ich dann lese, dass es Workshops zur Aufarbeitung geben soll, dann kann ich nur allen, die betroffen sind raten, wehrt Euch! Schließt Euch zusammen, macht aufmerksam, laut, denn so sollte sich niemand abspeisen lassen müssen, der in einer solchen Einrichtung untergebracht war. Auch die Eltern sollten endlich mobil machen, da sie auf Hilfe hofften, auf Unterstützung, doch was ich erlebte war nur, dass Eltern so gut es ging aus dem Prozess ausgeschlossen wurden. Was sie nicht wussten, konnten sie schließlich nicht kritisieren.

    • @ExErzieher:

      Richtig! Mögen sie sich zusammenschließen, diese Erlebnisse aufarbeiten und dabei Kraft finden, um als Selbsthilfegruppen vielleicht sogar eine Art „Greenpeace“ für „Erziehung“ zu bewirken und repressiven Einrichtungen sowie Ämtern/Politikern das fürchten zu lehren! Genug Betroffene gibt es ja leider.

  • Ich habe von dieser Sache noch nie gehört. Aber worum geht es denn ganz konkret, was sind das für Heime? Ohne Vorkenntnisse versteht der Leser dieses Beitrages gar nichts bzw. kann nur wilde Spekulationen anstellen.

    Der Artikelschreiber sollte auch mal auf die Idee kommen, das der Leser keine Vorkenntnisse hat und sollte erst einmal kurz erwähnen was überhaupt los ist.

    • @Heiko:

      Es geht um Einrichtungen der Jugendhilfe, die entweder geschlossen, oder teilgeschlossen arbeiten, meist haben sie auch eine eigene Beschulung der Kinder und Jugendlichen. Das heißt, ein Kind, welches aus der Familie genommen wird, mit richterlichen Beschluss (wobei zu erwöhnen ist, dass das Jugendamt eine Stellungnahme für den Richter verfasst, somit also Einfluss hat), wird in einer solchen Einrichtung untergebracht. Die Begründung ist meist, dass man sie "wegsperren" müsste, da sie sonst pädagogisch nicht erreichbar wären. Die Jugendhilfe setzt sich somit also darüber hinweg, dass in Deutschland Kinder und Jugendliche nicht eingesperrt werden dürfen. Da sie pädagogisch nicht erreichbar sind, also sich der Schule und auch den Eltern entziehen, gelten sie als schwierig. Für solch "schwierige" Kinder und Jugendliche stricken dann Sozialpädagogen Konzepte, welche eben auch Antiaggressionsmaßnahmen, das Wegsperren in Time-out-Räumen, Begrenzung, Entzug von Privilegien beinhalten, bis diese Kinder und Jugendlichen das tun, was von ihnen verlangt wird. Bei Begrenzungen kam es in der Hassenburg zu Knochenbrüchen, die so dargestellt wurden, als hätten sie die Jugendlichen selbst verursacht. Die zuständige Kontrollbehörde, das Landesjugendamt wollte das nicht gewusst haben, was wohl auch daran liegen könnte, dass diese Kontrollen in der Regel nicht stattfinden und die Mitarbeiter und die Betreiber die Fakten so darstellen, wie sie für sie dienlich sind. Nach 20 Jahren in der Jugendhilfe kann ich nur sagen, dass Heimerziehung nicht hilft, es sei denn es gibt Mitarbeiter, die so engagiert sind, dass sie nach 20 Jahren selbst völlig am Ende sind, weil man kämpft immer auch gegen ein gesamtes System. Missstände anprangern ist nicht möglich, da stecken alle unter einer Decke, am Ende erreicht man nur, dass man den Job los ist. Das nur mal so als kurze Zusammenfassung.

  • D
    Denise

    Danke dass ihr das aufgedeckt habt!