Chronik Haasenburg GmbH: Finstere Pädagogik

Die Haasenburg-Heime in Brandenburg werden geschlossen, nachdem auch Experten schwere Missstände festgestellt haben. Wie es dazu kam – eine Chronik.

Abgelaufen: die Quälheime sollen jetzt schließen. Bild: dpa

Die drei Heime der Haaenburg GmbH in Brandenburg müssen geschlossen werden, nachdem Experten schwere Misstände festgestellt hatten. Bildungsministerin Martina Münch (SPD) entzieht den Verantwortlichen die Betriebserlaubnis. Die taz war maßgeblich an der Aufdeckung der Missstände beteiligt. Vor einem Jahr berichteten wir zum ersten Mal über die umstrittenen Heime. Jetzt neigt sich die Zeit der Kinderquälheime dem Ende entgegen.

Die Etappen der Berichterstattung können Sie hier in der Chronologie nachlesen.

8. Dezember 2012: Die taz berichtet, dass Hamburg fünfzehn Kinder in einem Haasenburg-Heim untergebracht hat. Hamburg hatte sein eigenes Heim 2008 geschlossen.

25. Januar 2013: Ein ehemaliger Insasse berichtet in der taz über sein Leben in einem Haasenburg-Heim. In der Folge vernetzen sich weitere Exinsassen mit der Webseite Trauma-Heim.de.

20. Februar: Exinsassin stellt Strafanzeige wegen Misshandlung Schutzbefohlener. Das Verfahren wird am 2. Mai eingestellt.

15. Juni: Die taz dokumentiert autoritäre Erziehungsmethoden wie stundenlange Fixierung und Antiaggressionsmaßnahmen, selbst bei schwangeren Bewohnerinnen in einem Haasenburg-Heim.

17. Juni: Das brandenburgische Bildungsministerium kündigt die Einsetzung einer Untersuchungskommission an. Die Staatsanwaltschaft sieht keinen Anlass für Ermittlungen. Der Betreiber bestreitet die Vorwürfe.

19. Juni: Die taz berichtet über Knochenbrüche bei weiblichen Insassen.

21. Juni: Die Staatsanwaltschaft Cottbus ermittelt.

24. Juni: Die taz berichtet über ein Mädchen, das 2008 aus dem Fenster stürzte. Das Leben im Heim sei für das Mädchen unerträglich gewesen, sagt eine Insassin.

28. Juni: Die Untersuchungskommission nimmt ihre Arbeit auf. Bei der Staatsanwaltschaft liegt die Anzeige eines 19-Jährigen vor. Er gibt an, noch 2010 auf einer Liege fixiert worden zu sein. Das war da bereits verboten.

2./3. Juli: Drei Jungen flüchten aus einem der Heime. In Hamburg berichten sie vor Professoren, Anwälten und Journalisten von Misshandlungen.

4. Juli: Die Staatsanwaltschaft durchsucht mit etwa 50 Polizisten die Haasenburg GmbH und beschlagnahmt Akten.

5. Juli: Einer der drei Jungen wird von der Polizei in ein Haasenburg-Heim zurückgebracht, kurz darauf der zweite. Sie hatte ihre Vorwürfe vor Behörden wiederholt.

9. Juli: Brandenburgs Bildungsministerin Martina Münch (SPD) verhängt einen Belegungsstopp für alle drei Heime. Drei Mitarbeiter werden suspendiert. Die Kinder sollen das Heim nicht verlassen, Münch verspricht „verschärfte Beobachtung“. Die taz berichtet, dass das Landesjugendamt seit 2006 über die Missstände Bescheid wusste. Später wird angekündigt, dass das Landesjugendamt aufgelöst werde. Dies habe aber nichts mit den taz-Berichten zu tun.

16. Juli: Die Haasenburg GmbH kündigt Klage gegen den Belegungsstopp an.

7. August: Der Standort Jessern wird vorerst geschlossen.

29. August: Ministerin Münch hebt Belegungsstopp für einen Standort wieder auf.

15. Oktober: Die SPD-Abgeordnete Sylvia Lehmann fordert, Kinder sofort aus den Haasenburg-Heimen zu nehmen.

30. Oktober: Die Untersuchungskommission übergibt ihren Bericht an die Landesregierung. Bei der Staatsanwaltschaft sind in etwa 70 Ermittlungsverfahren anhängig.

06. November: Brandenburgs Bildungsministeriun Martina Münch (SPD) gibt bekannt, dass die Haasenburgheime innerhalb von zwei Monaten geschlossen werden sollen.

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