Hedonisten-Demo am Tag der Einheit: Fröhlich gegen Finanzkapitalismus

Die Hedonistische Internationale demonstriert vor dem Finanzministerium: Die ungleiche Verteilung von Besitz spalte die Gesellschaft stärker als je zuvor.

Klare Botschaften: Demo der Hedonistischen Internationale am Tag der deutschen Einheit Foto: Anna Klöpper

Ein paar hundert Meter Luftlinie hinter dem Brandenburger Tor haben die KapitalismuskritikerInnen von der Hedonistischen Internationale am Mittwochmittag Position vor dem Bundesfinanzministerium bezogen. Von der Ladefläche eines Lkw dröhnt basslastiger Elektro, es gibt Kuchen, ein paar Kinder versuchen vor dem Wagen ein paar Tanzschritte, doch die Eltern ziehen sie weiter.

Gefeiert wird hier auch nicht die deutsche Wiedervereinigung, hier wird – durchaus mit Spaß an der Sache – gegen den Finanzkapitalismus als solchen protestiert. Denn Deutschland feiere zwar seit Jahr und Tag am 3. Oktober den Tag der Deutschen Einheit, doch de facto sei durch die ungleiche Verteilung von Besitz die Gesellschaft „gespaltener denn je“, wie es in dem Demonstrationsaufruf auf Twitter heißt.

„Wir ergänzen das Fest der deutschen Einheit deshalb um einen notwendigen Kommentar“, erklärt Mitorganisator Michael Lehmann. „Wir verteilen um“, steht auf seinem Pappschild, dazu trägt Lehmann allerdings die Uniform des Gegners: Anzug, Hemd, schwarze Schuhe (wenn auch nicht geputzt). Die KapitalismuskritikerInnen haben einen Hang zu satirischen Aktionen: Am 1. Mai mobilisierten sie 3.000 Menschen, die mit Slogans wie „Alles allen“ durch das „Problemviertel“ Grunewald zogen.

Am Mittwoch sind es nicht ganz so viele, etwa 50 Leute haben sich vor der Lkw-Bühne versammelt, fast genauso viel Polizei steht drumherum. Dann springt eine Frau, die sich Frauke Geldher nennt, im knallroten Kostüm vors Mikro und verkündet feierlich den „Tag der Vermögenseinheit“. Man gründe hier und heute die „Neue Treuhand – Bundesanstalt für vereinigende Sonderaufgaben“.

„Im besten Fall sind wir so effektiv wie unser Vorbild“, grinst Demo-Teilnehmer Micha – die Treuhand war für die Reprivatisierungen nach der Wiedervereinigung verantwortlich. Bei der Einheitsfeier am Brandenburger Tor wollen er und sein Kumpel Johannes nicht vorbeischauen: „Ist nicht meine Party“, meint Johannes. „Was soll ich da feiern – dass ein Horst Seehofer immer noch Innenminister ist?“

Dann wird Micha ernst: An den ganzen Nazis, die heute durch Berlin laufen wollten, an diesem ganzen verdammten Rechtsruck im Land, sehe man doch auch, „dass sich da viele mit dem Mauerfall etwas anderes versprochen hatten“.

Die neue Rechte, sagt Organisator Lehmann auf die Frage, wie viel am Mittwoch bei der Aktion Ernst und wie viel Quatsch sei, wolle spalten. Das könne man so natürlich nicht stehen lassen.

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