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Hautschutz mit Anti-Pollution-CremesCreme gegen Feinstaub?

Jetzt gibt es Kosmetika, die gegen Umweltschmutz helfen sollen. Ob die Anti-Pollution-Cremes der Hautalterung vorbeugen, hängt von der Rezeptur ab.

Sonnenschutzcreme mit dem Anti-Feinstaub-Faktor wäre bestimmt ein Renner Foto: dpa

München taz | Das Leben in großen Städten beschert den Bewohnern nicht nur eine höhere Rate an Atemwegserkrankungen, Allergien, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und psychischen Leiden. Auch die Haut, das größte menschliche Organ, wird in Mitleidenschaft gezogen. Grund dafür ist, dass täglich immer mehr Rußpartikel, Stickoxide, Flüchtige organische Verbindungen (VOCs) und Schwermetalle auf sie einprasseln. So altert die Haut von Städtern schneller. Zudem erkranken Stadtbewohner häufiger an Neurodermitis und Hautkrebs.

Nachdem keine schnellen Luftverbesserungsmaßnahmen in Sicht sind, bietet die Kosmetikindustrie seit geraumer Zeit Abhilfe zumindest für Alterungsprozesse. „Anti-Pollution-Kosmetik“ heißt die Sparte und sie floriert. Doch hilft es auch, sich Urban Detox-Cremes mit Chlorella-Algen, Grüntee- oder madegassischen Aphloia-Extrakten auf die Haut aufzutragen?

Klar ist: Umweltschadstoffe docken am sogenannten „Arylhydrokarbonrezeptor“ in den Hautzellen an, was Schäden nach sich zieht. Die in Feinstaub enthaltenen Schwermetalle dringen etwa tief in die Hautschichten vor und führen zur Bildung von aggressiven Sauerstoffmolekülen. Diese freien Radikale greifen die Erbsubstanz, Proteine und Lipide der Hautzellen an, die dadurch teilweise absterben – Falten, Pigmentflecken und Rötungen sind die Folge. Zu dem Generalangriff durch Sauerstoffradikale kommen Entzündungsstoffe und eine verringerte Bildung von Kollagen und Elastin hinzu. Dass verpestete Luft der Haut schadet, haben mittlerweile mehrere Studien vor allem in chinesischen Mega-Cities belegt.

Eigentlich ist die Haut gut ausgestattet mit körpereigenen Antioxidanzien wie Katalase oder Vitamin E, die freie Radikale einfangen und unschädlich machen. Doch wenn ständig und in großen Mengen Luftschadstoffe auf die Haut regnen, versagen diese Schutzschilde. Und genau hier setzen viele Detox-Cremes an. Sie enthalten besonders viele Antioxidanzien. Aber auch an neuen Methoden wird gefeilt wie etwa physikalische Barrieren, damit die Schadstoffe nicht eindringen können, oder spezielle Substanzen, die die Arylhydrokarbonrezeptoren blockieren.

Ob die derzeit auf dem Markt befindlichen Cremes etwas bewirken, lässt sich pauschal nicht sagen. „Das hängt von den verwendeten Radikalfängern ab“, sagt Christiane Bayerl, Dermatologin an der Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken Wiesbaden. „Die Klassiker wie Vitamin C und E sind gut untersucht. Bei anderen Pflanzeninhaltsstoffen ist die Datenlage lückenhaft.“

Die kürzlich aktualisierte „Leitlinie Dermokosmetika“ (gd-online.de) listet die Beweislage auf. Resveratrol wurde beispielsweise noch keine Wirksamkeit gegen Hautalterung bescheinigt, Grüntee-Extrakten hingegen schon. Sicher ist aber: Eine gründliche Hautreinigung wäscht bereits einiges an Schadstoffen weg und schützt so den Teint.

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3 Kommentare

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  • Selbst bei Wirksamkeit unsinnig, wenn Produktion und Transport mehr Schadstoffe erzeugen, als das Produktneutralisiert. Aber gut, man kann Schadstoffe natürlich umverteilen: von mir weg - irgendwo anders hin. Werden schon nicht in den Meeren landen, gell.

  • Schade, der Trend bei der taz geht klar zu end-of-pipe und Individualisierung. Im taz-Archiv lässt sich nachlesen, warum das nichts bringt.

  • 6G
    61321 (Profil gelöscht)

    Supie! Jetzt fehlt bei dm nur noch die Creme für den Fallout wenn Fessenheim hochgeht.