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Hatun-Sürücü-Preisverleihung in Berlin„Sagen, wie Deutschland funktioniert“

Das Afghanische Kommunikations- und Kulturzentrum kümmert sich um Einwanderer aus Afghanistan. Es ist für den Hatun-Sürücü-Preis nominiert.

Sieht so friedlich aus, ist es aber nicht: Blick auf Kabul. Foto: reuters

taz: Frau Obaid, Ihr Verein unterstützt afghanische ImmigrantInnen und Flüchtlinge. Was genau tun sie?

Terschkowa Obaid: Alles. Wir erklären ihnen quasi, wie Deutschland funktioniert. Wir eröffnen mit ihnen ein Konto, begleiten sie zum Arzt oder suchen für sie eine Wohnung. Außerdem helfen wir ihnen durchs Asylverfahren. Dabei sind vor allem Dolmetscher wichtig.

Was tun Sie speziell für Frauen?

Wir organisieren viele Veranstaltungen, bei denen wir auf die schwierige Situation von Frauen in Afghanistan aufmerksam machen. Auf dem Alexanderplatz haben wir beispielsweise eine fiktive Steinigung inszeniert. Letztes Jahr haben sich unsere Aktivistinnen die Münder verklebt, um auf unser fehlendes Mitspracherecht hinzuweisen. Wenn Afghaninnen neu nach Berlin kommen, klären wir sie über ihre Rechte auf.

Helfen Sie nur AfghanInnen?

Nein, wir kooperieren viel mit dem Iranischen Kulturzentrum und auch mit kurdischen Einrichtungen. Uns verbindet eine gemeinsame Sprache und Kultur. Wir haben schon mehrmals unser Neujahrsfest Nouruz gemeinsam gefeiert.

Hat sich Ihre Arbeit durch die vielen neuen Flüchtlinge verändert?

Definitiv. Es gehen sehr viel mehr Anfragen ein. Mit der Bearbeitung kommen wir kaum hinterher. Bis zum Jahr 2011 gab es relativ wenig zu tun. Seitdem hat der Zulauf aber kontinuierlich zugenommen. Das liegt daran, dass die Sicherheitslage in Afghanistan immer schlechter wurde.

Dabei soll laut einigen CDU-Politikern Afghanistan bald als sicheres Herkunftsland gelten.

Das ist absolut unglaublich. Jeder sieht doch, was in Afghanistan geschieht. Frauen und Mädchen sind dort in akuter Gefahr. Erst vor zwei Wochen wurde in Kabul eine Mädchenschule in Brand gesetzt.

Was haben Sie mit Hatun Sürücü zu tun?

Wir möchten, dass afghanische Frauen – und Männer – frei und selbstbestimmt leben können. Sürücü hat das auch versucht. Leider hat sie das mit ihrem Leben bezahlt.

Die Grünen verleihen den Preis am Freitagabend im Abgeordnetenhaus. Die ersten drei Preisträger teilen sich die insgesamt 1.000 Euro Preisgeld.

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