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„Hass hilft“ – Aktion gegen RechtsWir haben euch was mitgebracht

Geld, Geld, Geld. Die Kampagne „Hass hilft“ wandelt Hasskommentare auf Facebook in Spenden für Flüchtlinge und rechte Aussteiger um.

Da gab es auch schon Hass. Und eine Aktion dagegen. Der Rudolf-Hess-Gedenkmarsch in Wunsiedel, 2014. Foto: dpa

Berlin taz | Auf Facebook begegnet man des Öfteren Kommentaren wie diesem: „Anpacken, zusammendreschen und dann an einem Seil um den Hals aus Deutschland rauszerren.“ Immer wieder bleiben die beleidigenden und hetzerischen Kommentare stehen, ohne dass sie von Facebook gelöscht werden. Die Berliner Initiative „Zentrum Demokratische Kultur“ (ZDK) geht nun mit der Spendenaktion „Hass hilft“ dagegen an.

Für jeden gefundenen Hasskommentar im Internet spenden die Organisatoren einen Euro. Die Idee hinter der Aktion: Der Hass soll sich selbst beseitigen. Immer wenn die Aktivisten einen Hass-Post im Internet finden, melden sie ihn Facebook und vermerken einen zu spendenden Euro. „Entweder hören die Online-Hasser auf zu kommentieren“, heißt es auf der Webseite, „oder sie sammeln Geld gegen ihre fremdenfeindlichen Interessen.“ Das Geld geht an die Initiativen „Aktion Deutschland hilft“, die Flüchtlinge unterstützt, und „Exit Deutschland“, die Menschen beim Ausstieg aus der rechtsradikalen Szene hilft.

Zur Finanzierung konnte „Hass hilft“ den FC Sankt-Pauli, den TV-Sender Sky und Facebook selbst gewinnen. Dass Facebook die Aktion mitfinanziert, ist ein entscheidendes Detail. Die Initiatoren hoffen, dass durch die Zusammenarbeit auch konsequenter gegen gemeldete Hasskommentare vorgegangen wird. „In den nächsten Tagen werden wir ein Tool einrichten“, sagt ZDK-Sprecher Fabian Wichmann, „mit dem auch andere Teilnehmer die Hasskommentare auf unserer Seite vermerken können“. Bisher kann das nur das ZDK selbst. Bis dahin werden die Nutzer vor allem dazu ermutigt, die Kommentare bei Facebook zu melden, oder sie im Falle von Rechtswidrigkeit anzuzeigen.

Das ZDK setzt sich seit 1997 für demokratische Kultur ein und bekämpft dabei vor allem extremistisches Gedankengut. Aufsehen erregte bereits im vergangenen Jahr die ZDK-Aktion „Rechts gegen rechts“. Bei dieser sammelten die Organisatoren Geld für jeden Schritt des Rudolf-Hess-Gedenkmarsches im bayerischen Wunsiedel. Insgesamt 10.000 Euro Spenden gingen damals an „Exit Deutschland“. Das ZDK nannten es den „größten unfreiwilligen Spendenmarsch Deutschlands“.

Doch auch ganz unabhängig von den gespendeten Euros ist die Aktion ein wichtiger Aufruf: gegen die immer salonfähigeren Hassbotschaften im öffentlichen Raum vorzugehen. Und zwar ohne Hass.

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2 Kommentare

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  • Die Idee hört sich ja gut an... Aber? Kann historisch/religiös/nationalistisch/geistig entwickelter Hass ( als Resultat dogmatischer Ideologie und Religion und seltsamer Angst)

    ökonomisiert werden? Und mit Macht des Geldes bekämpft werden? Wird hier nicht etwa die Praxis von Aufklärung und Dialog, für Frieden, Harmonie, Solidarität ökonomisiert?

    • @vergessene Liebe:

      Wenn man aus Gutem etwas Schlechtes machen kann (und das geschieht weitaus häufiger als viele denken!) warum sollte man dann nicht auch den umgekehrten Weg gehen können?

       

      Nur aus ideologischen Gründen und aus "Prinzip" sich dem zu verweigern ist für mich kein akzeptables Argument.