: Happy Hour
Bobby McFerrin spielt hier gern, weil seine Fans so aufmerksam sind
Was lässt sich schon Gutes über die Berliner sagen? Dass einige wirklich gut zuhören, ja sogar aufmerksam und musikalisch sind. So hat es zumindest der Sänger Bobby McFerrin erlebt – und genau deshalb tritt er hier gern und oft auf. Denn in seinen Konzerten wird das Publikum Teil der Performance. Wer sich in den vorderen Reihen niederlässt, muss schon mal damit rechnen, in einem Chor zu singen, den McFerrin spontan auf der Bühne bildet. Und die friedlich lauschenden Hinterbänkler verwandelt er spielend in eine feurige Rhythm-Section. Das Seltsame ist: Alle machen gerne mit, da es ihm offenkundig nicht auf Perfektion ankommt, sondern auf den Spaß an der Musik. Und don’t worry – McFerrin singt auch selbst, allein. Doch was heißt: allein. Er brummt wie ein Kontrabass, trötet wie eine gestopfte Trompete, zischt wie ein HiHat. Dazwischen swingt er, rappt „I am my own walkman“ und lässt Rimsky-Korsakows berühmte Hummel so rasant durch den Raum rasen, dass einem schwindelig wird. Zweistimmig zu summen, scheint seine leichteste Übung. Bobby McFerrin ist seine eigene Combo und sein Chor dazu. Sein Programm wirkt wie eine einzige Improvisation, wie kaum geprobt, und ist doch mit unglaublicher Virtuosität vorgetragen. Keine Frage: Es gibt seit Jahren keinen Vokalisten, der über ein solches Spektrum von Jazz bis Pop verfügt – und dessen Auftritte so viel Spaß machen. Also: Be happy tonight. dah
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