Hamburger Senat kauft CO2-Ausgleich: Nur Kosmetik
Der rot-grüne Hamburger Senat hat Emissionzertifikate gekauft. Damit will er seinen Klimaplan einhalten. Strukturell ändert das nur begrenzt etwas.
D er rot-grüne Hamburger Senat hat bei der Umsetzung seines Klimaplans gemogelt. Der Plan, der auf dem Hamburgischen Klimaschutzgesetz fußt, dient dazu, die klimaschädlichen Emissionen Hamburgs dauerhaft zu senken. Mit Investitionen in Afrika ist das möglich, mit Kompensationen für Flugreisen allerdings nicht.
Die Investition in Nigeria basiert auf einem Mechanismus, der auf der Klimakonferenz von Kyoto eingeführt worden ist. Dahinter steckt das Prinzip, das Geld für den Klimaschutz möglichst effizient einzusetzen. Statt im eigenen Betrieb oder im eigenen Land mit maximalem Aufwand das letzte CO2-Molekül einzusparen, tut man es dort, wo mit wenig Aufwand viel zu bewirken ist.
Gerade auf der Ebene einer politischen Körperschaft wie des Stadtstaates Hamburg kann das aber nur eine Ergänzung sein. Denn dort geht es nicht in erster Linie darum, Fördergeld zu verteilen, sondern politische Entscheidungen im Sinne des Klimaschutzes zu treffen.
Das hieße, sich beim Flächenverbrauch an die eigenen Vorgaben zu halten und ihn tatsächlich auf null herunterzufahren – also etwa keine besonders viel CO2-speichernden Moore mehr plattzumachen und keine neue Autobahn mehr zu bauen.
Nicht nachhaltig und damit eine Mogelpackung ist die Kompensation der Flugreisen über Atmosfair. Die gleicht zwar den Effekt einer einzelnen Reise aus. Anders als mit den Öfen für Nigeria hat der Senat damit aber strukturell nichts verändert.
Die Öfen sparen jedes Jahr CO2, solange sie funktionieren – die Flug-Kompensation wirkt aber nur, falls der Senat immer wieder neu investiert. Es ist ein reines Versprechen auf die Zukunft, das aber jederzeit wieder kassiert werden kann.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
BSW und „Freie Sachsen“
Görlitzer Querfront gemeinsam für Putin
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
Wirtschaftsminister bei Klimakonferenz
Habeck, naiv in Baku
Hype um Boris Pistorius
Fragwürdige Beliebtheit