Hamburger SV entlässt Trainer: Mirko macht Urlaub
Der HSV ist Tabellenletzter. Nach dem schlechtesten Start der Bundesligageschichte wird Trainer Slomka beurlaubt. Der Wunschkandidat steht noch woanders unter Vertrag.
HAMBURG dpa | Am Tag nach dem Absturz auf den letzten Tabellenplatz der Fußball-Bundesliga schmeißt der Hamburger SV Mirko Slomka raus. Der Vorstand um Dietmar Beiersdorfer traute es dem Trainer nicht mehr zu, die Mannschaft zu motivieren. Damit war für den 47-Jährigen bereits nach sieben Monaten am Volkspark Schluss.
Am Morgen führte er noch zum Auslaufen eine kleine Gruppe Stammspieler an, lächelte in die Kameras und arbeitete anschließend mit den Reservisten. Den wartenden Fans und Journalisten wurde beschieden, dass sich beim kriselnden Traditionsklub am Tag nach der 0:2-Pleite bei Hannover 96 niemand zum Trainerthema äußern werde. Slomka fuhr unter dem Blitzlichtgewitter der Fotografen vom Gelände. Eine Krisensitzung zur Entscheidung pro oder kontra Slomka brachte Stunden später Gewissheit. Beiersdorfer soll ihn persönlich von der Entscheidung unterrichtet haben.
Ziemlich deutlich wurde beim erneuten Null-Punkte-Spiel am Sonntag in Hannover, dass Slomka der Mannschaft keine eigene Handschrift verpasst hat. Trotz Investitionen von rund 26 Millionen Euro konnte der Mathematik- und Fußballlehrer den erneuten sportlichen Absturz nicht aufhalten.
Der HSV ist als einziges Team in der neuen Saison nach drei Spieltagen noch ohne eigenes Tor. So eine Start-Flaute gab es für die Hanseaten in 51 Spielzeiten noch nie. Mirko Slomkas persönliche Auswärtsbilanz fällt mit 16 Niederlagen und einem Unentschieden in den vergangenen 18 Monaten desaströs aus. Zuletzt holte er im April 2013 drei Punkte in der Fremde – damals noch in Diensten von Hannover 96.
Unstellungen vergebens
An alter Wirkungsstätte hatte der HSV-Trainer seine Startelf auf sieben Positionen verändert. Beiersdorfer und einige Mitglieder des Aufsichtsrates forderten zuvor unverhohlen personelle Umstellungen von Slomka. So ersetzte der Tscheche Jaroslav Drobny im Tor den Ex-Auswahlkeeper René Adler, und in der Offensive feierten die Nationalspieler Lewis Holtby und Nicolai Müller ihre Saisonpremieren.
Wenige in Hamburg verstanden allerdings, warum Slomka Adler aus dem Tor nahm. Damit machte er eine neue Baustelle auf und veränderte noch mehr in einer verunsicherten Mannschaft. Auch die Verbannung von Heiko Westermann auf die Bank und das Vertrauen in Johan Djourou trotz vieler Fehler stieß auf Kritik. Zunehmend war zu hören, dass die Mannschaft mit Slomka unzufrieden war.
Wer am kommenden Samstag beim Heimspiel gegen den FC Bayern München auf der Trainerbank sitzen wird, ist noch offen. Schon lange wird Thomas Tuchel als Wunschkandidat gehandelt. Beiersdorfer soll sich angeblich schon mit dem 41-Jährigen getroffen haben.
Bisher konnte sich Tuchel aber noch nicht mit Mainz 05 auf eine Auflösung seines Vertrags einigen. Der HSV müsste eine Ablöse zahlen. Unwahrscheinlich scheint, dass U-23-Coach Josef Zinnbauer vorübergehend den Job übernimmt. Der Nachfolger von Rodolfo Cardoso ist mit dem HSV-Nachwuchs in der Regionalliga äußerst erfolgreich.
Slomkas traurige HSV-Bilanz:
2013/14: 15 Spiele; 3 Siege, 4 Unentschieden, 8 Niederlagen, 17:25 Tore, 13 Punkte
2014/15: 3 Spiele; 0 Siege, 1 Unentschieden, 2 Niederlagen, 0:5 Tore, 1 Punkt
10 Spiele in Serie ohne Sieg
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Social-Media-Star im Bundestagswahlkampf
Wie ein Phoenix aus der roten Asche
Mitarbeiter des Monats
Wenn’s gut werden muss
Gerhart Baum ist tot
Die FDP verliert ihr sozialliberales Gewissen
Krieg und Rüstung
Klingelnde Kassen
Trump und die Ukraine
Europa hat die Ukraine verraten