Hamburger Olympiabewerbung: Gut abgeschrieben
Hamburg will Austragungsort Olympischer Spiele werden und muss dafür zunächst Berlin aus dem Rennen werfen. Für den nationalen Wettkampf liegt nun das Konzept vor.
Im Hamburger Rathaus gibt es viele Schubladen und mindestens eine davon trägt die Aufschrift „Olympia-Bewerbung 2002“. Damals warf Hamburg das erste Mal seinen Hut in den Ring, um Austragungsort Olympischer Sommerspiele zu werden. Die Bewerbung scheiterte dann zwar schon auf nationaler Ebene, aber sie war nicht schlecht. Also hat der Hamburger Senat die alte Schublade geöffnet und ihren Inhalt sanft überarbeitet. Hamburg will Austragunsort für die Sommerspiele 2024 oder 2028 werden.
Welchen Spielen die Bewerbung genau gelten soll und ob Hamburg überhaupt international ins Rennen geschickt wird, das entscheidet der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) vielleicht Anfang Dezember, voraussichtlich aber erst 2015. Klar ist aber, dass der deutsche Kandidat entweder Hamburg oder Berlin sein wird. Andere Städte beteiligen sich am nationalen Auswahlverfahren nicht.
Die nationale Hamburger Bewerbung, die am Montag zeitgleich mit der Bewerbung Berlins präsentiert wurde, setzt wie vor zwölf Jahren auf kurze Wege. Ein Olympia-Stadion, eine Multifunktionshalle, eine Schwimmhalle, und das olympische Dorf würden auf dem Kleinen Grasbrook gebaut – das ist jene Halbinsel in der Elbe, der im Norden der noch nicht gebaute Teil der Hafencity, im Osten die Veddel und im Süden Wilhelmsburg gegenüberliegt.
Momentan befinden sich auf dem Kleinen Grasbrook Hafenanlagen und Brachflächen. Aus dem olympischen Dorf sollten nach den Spielen Wohnungen werden, die Multifunktionshalle würde zu einem Kreuzfahrtterminal und in das verkleinerte Stadion könnten ein Hotel und Gewerbe einziehen. Der Kleine Grasbrook wäre dann das Scharnier zu Wilhelmsburg – Stichwort „Sprung über die Elbe“.
Vom Kleinen Grasbrook aus gedacht lägen die meisten anderen, bereits vorhandenen Sportanlagen in einem Radius von zehn Kilometern. So stellte es jedenfalls Bürgermeister Olaf Scholz dar und ließ unerwähnt, dass es auch Wettkämpfe außerhalb Hamburgs geben würde: Handball beispielsweise würde man auch in Flensburg und Kiel spielen, Fußball auch in Bremen und Braunschweig und gesegelt würde unter anderem vor Travemünde und Cuxhaven.
Berlin will mit Nachhaltigkeit, Bürgernähe und dem Hauptstadt-Bonus punkten. Wettkämpfe sollen auch in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Sachsen ausgetragen werden.
Auch das Hamburger Konzept sieht Wettkämpfe jenseits der Stadtgrenzen vor, betont jedoch die kurzen Wege in der Stadt.
Die Kosten für die Spiele beziffert Berlin auf 2,4 Milliarden Euro. Hamburg spricht von 2,17 Milliarden. Kritiker halten beide Zahlen für unrealistisch und rechnen mit wesentlich höheren Kosten.
Berlins Noch-Bürgermeister Klaus Wowereit sagt: "Die Gesamtkosten sind noch nicht zu beziffern."
Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz sagt: "Es wird keine neuen Schulden im Staatshaushalt geben."
Dass Scholz darüber hinweg ging, ist kein Wunder: Schließlich fordert das Internationale Olympische Komitee (IOC), dass die Wege für die Athleten möglichst kurz sein müssen. Aber auch sonst haben die Hamburger kein überraschendes Konzept vorgelegt. „Kurze Wege“, „kompakte Spiele“, „niedrige Investitionskosten“ und „Nachhaltigkeit“ finden sich beispielsweise auch im Bewerbungskonzept von Madrid für die Spiele 2020 – es sind jene Kriterien, die das IOC zumindest theoretisch für die Vergabe festgelegt hat.
Die Kosten für den Sportstätten-Bau werden vorerst auf 2,17 Milliarden Euro geschätzt. Nicht eingerechnet sind dabei die möglichen Kosten für neue Straßen, Brücken und Bahnen. Die Kosten für die internationale Bewerbung würden rund 50 Millionen Euro betragen. Aber bis dahin müssen zwei Hürden genommen werden: Erst muss der DOSB sich für Hamburg entscheiden – und dann müssen die Hamburger in einem Referendum grünes Licht geben.
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