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Hamburger Messehallen in XXL

„Doppel-XX“ feiert Richtfest. Investor will neue Messe bauen. Pläne, sagt Baudirektor Kossak, sind fertig. Behörde dementiert  ■ Von Heike Haarhoff

Der Richtkranz über seinem exquisiten Bürohaus in Form eines doppelten X am Heidenkampsweg war gestern noch nicht hochgezogen, da verkündete Investor Dieter Becken bereits neue städtebauliche Absichten: „Ja“, sagte der erfolgreiche Hamburger Bauherr, er unterstütze Pläne, wonach die Messe in die Hafen-City verlagert werden soll. Gern wolle er der Investor für diese neue Messe sein. Und Oberbaudirektor Egbert Kossak lächelte wissend: „Die Pläne sind fertig. Wir warten, daß der Wirtschaftssenator sie präsentiert.“

Die von SPD-Senator Thomas Mirow geführte Wirtschaftsbehörde widersprach: „Es gibt keine behördlichen Architekturpläne“, so Sprecher Bernd Meyer. Richtig sei, daß die Messe erweitern wolle. Die Entscheidung aber, ob dies an ihrem jetzigen Standort am Rande des Schanzenviertels oder aber in der Hafen-City geschehe, sei „offen“. Immerhin würden die Hallen 15 bis 20 Prozent der Hafen-City beanspruchen. Ob dies der angestrebten Lebendigkeit des neuen innerstädtischen Viertels südlich der Speicherstadt zuträglich wäre, ist fraglich. Gegen den Umzug spricht auch, daß im Hafen weder Hotels noch ein ordentlicher Verkehrsanschluß vorhanden sind.

Dennoch sind Kossak und Becken zuversichtlich, daß die Messe umziehen und neben Hannover und Leipzig in der ersten Liga der Aussteller rangieren werde: zumal der vermeintliche Entwurf für die neuen Hallen laut Kossak von dem Hamburger Star-Architekten Hadi Teherani stammt, der auch Beckens „Doppel-XX“ konstruierte.

Das moderne Bürohaus in der City-Süd, das in wenigen Monaten bezugsfertig sein soll, gilt als eines der Vorzeige-Objekte des Investors Becken, der auch das neue Polizeipräsidium in Alsterdorf baut. Es ist konzipiert als „Haus im Haus“, wobei das innere massive Gebäude einen XX-förmigen Grundriß hat und von einer gläsernen Hülle umschlossen wird. Durch diese platzsparende Konstruktion wurden 18.000 Quadratmeter Bürofläche in einem Gebäude untergebracht, das trotz seiner elf Stockwerke nicht erdrückend wirkt. Die Nutzung der natürlichen Luftströmung, des Tageslichts und der Speicherfähigkeit der Gebäudemasse sollen den Energieverbrauch senken.

Über eine Mischkalkulation sicherte Becken nicht nur das Bürohaus ab, sondern auch das Künstlerprojekt in einer Jahrhundertwende-Fabrik in der benachbarten Wendenstraße. Den dortigen Quadratmeter-Mietpreis subventionierte er auf neun Mark herunter, weil das Doppel-XX satte Mieteinnahmen von 23,50 Mark verspricht. Schließlich, erklärte Becken, dem „110.000 Quadratmeter Bürofläche in der City-Süd gehören, von denen keiner leer steht“, gehe es um mehr „Lebendigkeit“ in der tristen Bürostadt.

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