Halb frisches Team beim Polizeiruf: Das kann noch spannend werden

Zwei ungleiche Polizisten bringen Licht in ein unruhiges Familienleben. Kriminalkommissaranwärter Ross tut der Sache gut.

Figuren Adam Raczek und Vincent Ross

Zwei, die sich kennenlernen: Hauptkommissar Adam Raczek und Kommissaranwärter Vincent Ross Foto: rbb

Der reflektierte moderne Mann, er ist in Form des Kriminalkommissaranwärters Vincent Ross (André Kaczmarczyk) in die Kleinstadt Słubice gezogen und unterstützt von nun an den wenig sensiblen und schlecht rasierten Kommissar Adam Raczek (Lucas Gregorowicz) bei der Arbeit im deutsch-polnischen Grenzgebiet.

Praktischerweise ist es für den Neuen zum ersten Einsatzort gar nicht so weit, denn der Viadrina-Student Bastian Grutzke hat im Wohnhaus von Ross ein blutreiches Ende gefunden. Erste Ermittlungen ergeben: Schulden hätte der Bastian gehabt und erst seit Kurzem wieder Kontakt zu seiner resoluten, aber todkranken Oma Hilde Grutzke (wunderbar rauchig-verlebt dargestellt von Tatja Seibt).

Rostock-„Polizeiruf 110“: „Keiner von uns“, ARD, So. 20.15 Uhr

Langsam bringen die ungleichen Polizisten Licht in das unruhige Familienleben der Grutzkes: Sohn Ulf ist ein einfältiger, landstreichender Taugenichts, der vor einigen Jahren im Suff seine eigene kleine Familie zerstörte und nachhaltig traumatisierte. Oma Hilde ist eine leicht reizbare alte Frau, die auch vor Schusswaffengebrauch nicht haltmacht – was auch verständlich ist, da sie auf einem ganz schönen Batzen Bargeld sitzt, der verteidigt werden muss.

Die einzige Person, der Hilde ein bisschen Zuneigung entgegenbringt, ist ihre Pflegerin Sandra Böttcher (Isabel Schosnig). Auch Enkelin Emma (Ada Philine Stappenbeck) hat es nicht leicht; sie wird von Panikattacken geplagt und hadert schwer mit sich und der Welt. Die Frage ums Erbe und um den Schuldigen an Bastians Tod bringt diese ungleichen Protagonisten nun wieder zusammen und legt alte Wunden und neue Konflikte offen.

Mehr Achtsamkeit

Während Kommissar Raczek seinen ganz persönlichen Kummer und seine daraus resultierende Schlaflosigkeit mit diversen illegalen Mittelchen zu kurieren versucht, erscheint sein neuer Kollege Ross wie ein Paradebeispiel für einen reflektierten Menschen.

Aus Berlin kommend, ruht er trotzdem völlig in sich. Sei es bei der Befragung von Zeu­g*in­nen oder bei Momenten des Alleinseins in seiner neuen Wohnung. Psychologisch geschult, durchschaut er Raczeks wütende Trauer und macht einmal mehr deutlich, dass ein bisschen mehr Achtsamkeit und Selbstreflexion jedem guttut – auch einem älteren Polizisten, der sich ohne Zweifel sehr für die Gerechtigkeit einsetzt, dabei aber physisch und psychisch vor die Hunde zu ­gehen droht.

Das kann noch spannend werden mit diesem halb frischen Ermittlungsteam!

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