Häftlinge in Guantánamo: Heimreise nach zwölf Jahren
Im Dezember haben die USA sechs Guantánamo-Gefangene entlassen. Vielen Menschenrechtlern und Anwälten reicht das nicht.
BERLIN taz | Zum dritten Mal in diesem Monat sind Insassen des US-Gefangenenlagers Guantánamo in ihre Heimatländer zurückgeflogen worden. Am Mittwoch gab das US-Verteidigungsministerium bekannt, die letzten beiden sudanesischen Gefangenen, die sich noch in Guantánamo aufhielten, seien nach Sudan geflogen worden.
Bereits Anfang der Woche waren zwei saudische Gefangene, Anfang des Monats zwei Algerier in ihre Heimatländer zurückgebracht worden. Beobachter werten die Überstellungen als Versuch der Obama-Regierung, ihrem erklärten Ziel einer Schließung des Lagers doch noch näher zu kommen.
Der 52-jährige Ibrahim Othman Ibrahim Idris war im Januar 2002 als einer der ersten Gefangenen in Guantánamo eingetroffen, der jetzt ebenfalls freigelassene 51-jährige Noor Uthman Muhammad vier Monate später. Beide wurden von den US-Behörden als Al-Qaida-Mitglieder angesehen. Idris war allerdings schon seit 2009 zur Freilassung vorgesehen, da die USA weder konkrete Vorwürfe gegen ihn hatten noch ihn für ein Sicherheitsrisiko hielten.
Rund die Hälfte der derzeit noch gut 150 Gefangenen in Guantánamo sind eigentlich seit Jahren zur Freilassung vorgesehen. Aber sowohl US-Vorbehalte als auch die Schwierigkeit, geeignete Aufahmeländer zu finden, haben die Freilassungen immer wieder verzögert. Und noch immer scheuen die vereinigten Staaten davor zurück, Insassen in den Jemen zu entlassen, obwohl Präsident Barack Obama das schon im Mai angekündigt hatte. Die meisten der zur Freilassung vorgesehenen Gefangenen sind Jemeniten.
Das Center for Constitutional Rights, eine wichtigte Anwaltsorganisation in den USA, hat genau wie andere Menschenrechtsorganisationen die US-Regierung zu den Freilassungen beglückwünscht, drängt aber auf weitere zügige Freilassungen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Entlassene grüne Ministerin Nonnemacher
„Die Eskalation zeichnete sich ab“
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Repression gegen die linke Szene
Angst als politisches Kalkül
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen