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HSV-Trainer Huub StevensWitze gratis

Nach dem 1:0 des Hamburger SV gegen Dortmund präsentiert sich Coach Stevens weniger argwöhnisch - über seine Witze lachte trotzdem niemand.

Neigt zu Argwohn: Trainer Huub Stevens. Bild: ap

HAMBURG taz Es war, weiß Gott, die richtige Entscheidung, dass Huub Stevens Fußballtrainer geworden ist und nicht Komiker, so wie sein vor knapp zwei Jahren verstorbener niederländischer Landsmann Rudi Carrell. Stevens Arbeit wird in Deutschland mehr geschätzt als in der Heimat. Mit Schalke wurde er 1997 Uefa-Pokalsieger, mit Köln gelang ihm 2005 der Aufstieg in die Bundesliga, und den Hamburger SV führte er in der vergangenen Saison innerhalb von 15 Spielen vom letzten Tabellenplatz über den UI-Cup in den Uefa-Pokal. Seine Gags hingegen zünden selten bis gar nicht. Am Sonnabend, nach dem 1:0 gegen Borussia Dortmund war das mal wieder der Fall.

"Ich möchte Dortmund dazu einladen, an der niederländischen Meisterschaft teilzunehmen. Dann hätte ich schon mal drei Punkte sicher", sagte Stevens. Schon bevor die letzte Silbe verhallt war, blickte der 54 Jahre alte Trainer erwartungsfroh in die große Runde. Doch niemand lachte. Der eine oder andere unter den gut 50 Journalisten lächelte höflich, aber das wars. Stevens, der seit 2002 auch "der Knurrer von Kerkrade" genannt wird, wollte eigentlich nur mitteilen, dass ihm Dortmund als Gegner liege und er sich wünschte, dass er auch in der nächsten Saison als Trainer des PSV Eindhoven gegen den BVB um Punkte spielen dürfte. Warum er nur drei und nicht gleich sechs Punkte einkalkuliert hatte, das blieb sein Geheimnis.

Die unbefriedigende Reaktion aus den Reihen seiner Zuhörer dürfte ihn in seiner Meinung bestärkt haben, dass er von den Medienvertretern ohnehin nicht viel zu erwarten hat. Stevens ist auf dem Gebiet ein wenig paranoid. Er wittert oft Lug und Trug und Verrat und Hinterlistigkeiten und Gemeinheiten und Stolperfallen und ganz fiese Maschen und überhaupt. Das war schon während seiner - nicht ganz so erfolgreichen - Zeit bei Hertha BSC Berlin der Fall gewesen. In der Schlussphase seiner HSV-Phase ist das nicht anders.

Stevens kehrt vor allem seiner kranken Ehefrau Toos zuliebe in die Niederlande zurück. Ein Nachfolger für ihn scheint schon gefunden zu sein. Gegen Dortmund saß der kroatische Nationaltrainer Slaven Bilic (39), der Wunschkandidat des HSV-Präsidiums, auf der Tribüne, etwas seitlich versetzt knapp hinter der Trainerbank. Er sei nach Hamburg gereist, um sich seine Nationalspieler, die Dortmunder Mladen Petric und Robert Kovac sowie den HSV-Angreifer Ivica Olic, anzusehen, sagte Bilic. Fragen nach einer Zukunft als HSV-Trainer mochte er nicht beantworten. HSV-Kapitän Rafael van der Vaart äußerte sich lobend über den Kandidaten: "Er macht einen sehr guten Job mit Kroatien. Ich weiß nicht, ob er kommt, aber er soll ein Guter sein."

Gegenwärtig werkelt noch Huub Stevens. Nach dem Sieg gegen Dortmund tat er es gewohnt bissig. Auf die Frage, wie sehr er sich darüber freue, dass Bayern München sensationell mit 0:2 bei Energie Cottbus verloren hatte und dass der Rückstand auf den Tabellenführer nach dem Sieg gegen Dortmund nur noch fünf Punkte betrage, nahm Stevens bemüht komödiantisch den Zettel mit der Tabelle der Bundesliga zur Hand. "Aha, hier: Bayern 50 Punkte, HSV 45 Punkte - ja, das sind 5 Punkte. Sie haben Recht", sagte Stevens. Die Frage beantwortete er nicht. Ein Lachen aus der Runde war ihm erneut nicht hold.

"Ach, jetzt ist plötzlich wieder alles normal, wie?", schickte er noch hinterher. Stevens fühlte sich durch die Medien in den vergangenen Wochen, nach dem Ausscheiden aus dem DFB-Pokal gegen den VfL Wolfsburg und dem Uefa-Cup gegen Bayer 04 Leverkusen, reichlich ungerecht behandelt. "Mein Vertrag endet ja im Sommer. Durch die letzten zwei, drei Monate mit euch komme ich auch noch durch", sagte Stevens. Ein Radiojournalist gab ihm als Antwort zurück: "Wir auch."

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