HIV-Berater über Heimtests: „Ein sinnvolles Angebot“
In Deutschland gibt es seit zwei Monaten HIV-Schnelltests in Apotheken, Drogerien und im Internet. Das senkt die Hemmschwelle für die Tests, sagt Jann Schweitzer.
taz: Herr Schweitzer, am 1. Dezember ist Welt-Aids-Tag. Seit zwei Monaten gibt es in Deutschland HIV-Schnelltests in der Apotheke, in Drogerien und im Onlineversandhandel. Macht sich das bei Ihnen in der HIV-Beratung schon bemerkbar?
Jann Schweitzer: In der Beratung ist es noch nicht wirklich angekommen. Die Leute machen eher nicht den Test zu Hause und wenden sich dann an uns. Vielleicht passiert das zu einem späteren Zeitpunkt mal, wenn die Nutzung der Tests normaler geworden ist. Aber es gab schon ein paar Menschen, die vorbeigekommen sind und nach den Selbsttests gefragt haben. Dann konnten wir den Hinweis geben, wo sie erhältlich sind.
Sind die Selbsttests sinnvoll?
ist Erziehungswissenschaftler an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main und arbeitet ehrenamtlich seit vielen Jahren als HIV-Berater.
Auf jeden Fall, das ist ja ein sehr niedrigschwelliges Angebot. Damit kann man die Erreichbarkeit erhöhen. Menschen, die sich sonst nicht trauen, zur Beratung zu kommen, weil sie dort über ihr Sexualverhalten sprechen müssen, können so Sicherheit bekommen. Außerdem ist es auch gut für Menschen in ländlichen Gebieten, die sonst nur schwer Zugang zu Beratungsangeboten haben. Insgesamt ist der Test sinnvoll für eine Entstigmatisierung des Themas. Der Selbsttest kann die anonymen Beratungsangebote aber natürlich nicht ersetzen, wenn es um HIV-Beratung geht.
Viele Apotheken haben bisher nur wenige Selbsttests verkauft. Wieso?
Die Hemmschwelle vor einer Beratung in der Apotheke kann trotzdem hoch sein. Deshalb ist es gut, dass man die Tests auch online bestellen kann. Das macht den Vorgang anonymer. Und es erhöht die Erreichbarkeit und den Zugang zu solchen Tests für alle.
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