Guttenbergs erster öffentlicher Auftritt: Zitatenspender im Exil

Der Mann hat einen neuen Zug im Gesicht: Beim Auftritt in Kanada sieht Karl-Theodor zu Guttenberg, Exverteidigungsminister, aus wie Volker Rühe (ebenfalls Ex).

Guttenberg hat das Gel bereits hinter sich gelassen - da ist es zum Rüheschen Seitenscheitel nicht mehr weit. Bild: dapd

Jetzt komme keiner mit dem Vorwurf der Oberflächlichkeit. Das Gute an Karl-Theodor zu Guttenberg ist schließlich, dass er nicht qua Amt, sondern qua Art noch stets dazu eingeladen hat, ihn an dem zu messen, was er am besten konnte: aussehen.

Wie ist es da aber möglich, dass ernst zu nehmende Medienvertreter gleich im Doppeldutzend ins entlegene kanadische Halifax reisen, um des Exministers Auftritt auf einer Sicherheitskonferenz zu beobachten, ohne die womöglich einschneidendste Veränderung beim fast 40-Jährigen zu notieren? Der Mann hat einen neuen Zug im Gesicht. Eine Schwammigkeit setzt direkt am Unterkiefer an und läuft am Jochbein aus, eine Linie, kombiniert aus den im US-Exil angefutterten Kilos und dem scharf geschnittenen Kinn. Es ist eine Art männlicher Hamsterbacke.

Die Brille weg, die Augen irgendwie tiefer liegend - Guttenberg erinnert plötzlich an einen anderen Exverteidigungsminister, dessen geopolitische Weisheiten gern medial aufbereitet werden: Volker Rühe, Verteidigungsminister bis 1998, Außenpolitiker bis 2005. Guttenberg hat das Gel bereits hinter sich gelassen - da ist es zum Rüheschen Seitenscheitel nicht mehr weit.

Doch wartet die Welt offenbar auf einen neuen Zitatenspender für schneidige Banalitäten. Zwar muss nichts davon im Gedächtnis bleiben, was von Guttenbergs Plauderei auf dem Halifax International Security Forum kolportiert wurde.

Zu befürchten steht aber, dass die begleitende Ankündigung aus Journalistenkreisen ernst zu nehmen ist: Halifax war nur der Anfang. Ein Guttenberg-Interview in einer großen deutschen Zeitung stehe unmittelbar bevor. Nur die Staatsanwaltschaft Hof muss noch erklären, ob Guttenberg, der wegen seiner gefälschten Doktorarbeit im März zurücktrat, ohne Strafbefehl oder Anklage davonkommt.

Vielleicht können ja die berühmten Zerstörungskräfte in der CSU in dieser Angelegenheit noch etwas bewirken.

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