Gruppe C: Frankreich – Australien: Kreativität ja, aber keine Kunst
Ein favorisiertes, aber unspiriertes Frankreich schlägt Australien knapp. Der Videobeweis und die Torlinientechnik kommen zum Einsatz.
Die Voraussetzungen: Vorab war im Grunde nur die Frage wichtig, wie hoch Frankreich das Spiel gewinnen würde. Währenddessen machten in Australien die Sportseiten zum Anpfiff mit Rugby auf.
Das Ergebnis: 2:1 (0:0)
Das Spiel: Bis auf das Elfmeterintermezzo rund um die 60. Minute lief das Spiel im Grunde nach immer dem gleichen Muster: ein französischer Spieler hat den Ball, ein australischer Spieler geht dazwischen, der Mann in Blau fällt um. Klingt wie eine schlechte Slapstickkomödie, war auch langweilig wie Sau.
Am Ende halfen sich Behich und Pogba gegenseitig, den Ball ins Tor zu heben; man sagt oft, es sei ein knappes Ergebnis, und hier war das Ergebnis 0,2 Zentimeter knapp.
Szene des Spiels: Risdon setzt vor dem Sechzehner zu einer Grätsche an, Griezmann springt der Ball vom Fuß, Risdom trifft Griezmann. Kann man SO oder S0 sehen, daran ändert auch der Videobeweis nichts.
Glücklicherweise wedelte kurz darauf Umtiti mit seinem Arm eine Flanke aus dem eigenen Strafraum, als wüsste er etwas in Erdkunde. Sah albern aus, war aber gerecht.
Porträt des Spiels: Wenn man sich das Porträt, das Panini von Robbie Kruse verbreitet, genauer anschaut, kommt man nicht umhin, sich ernstlich Sorgen um seine Schilddrüse zu machen; außerdem stellt sich die Frage, ob er morgens nicht einen Eimer Spice frühstückt.
Und nun? Frankreich hat traditionell Probleme, wenn sie das Spiel machen sollen; die Mannschaft ist eine kaum kuratierte Zusammenstellung großartiger Einzelkunstwerke. Das funktioniert nur, wenn der Gegner die Grundidee zum Spiel dazuliefert. Es ist viel Kreativität in dieser Mannschaft, natürlich, was fehlt, ist ein gestalterischer Wille. Und jetzt gegen Peru und Dänemark: ich weiß nicht, ich würde Eckbälle üben lassen.
Australien hingegen muss nicht bange sein, die Mannschaft hat 64 Zähne. Das Spiel gegen Peru hat das Zeug zur Schlagerparty.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!