Grünen-Spitze: Die Basis-Liebhaberin
Pia Paust-Lassen gilt als Grüne der ersten Stunde. Als Landesvorsitzende will sie die Parteibasis stärken.
Erst ein Jahr ist die letzte Vorstandswahl her. Am Samstag müssen die Grünen-Delegierten erneut zur Urne schreiten.
Aus gesundheitlichen Gründen muss die bisherige Landeschefin Barbara Oesterheld ihr Amt niederlegen. Die Parteilinke teilte sich mit Irma Franke-Dressler vom Kreisverband Steglitz-Zehlendorf den Vorsitz. Oesterhelds Nachfolge ist auf nur elf Monate befristet. Bereits im Frühjahr 2009 stehen turnusgemäß neue Vorstandswahlen bei den Grünen an.
Als Stefan Gelbhaar einstieg, beendete Pia Paust-Lassen ihre aktive Parteienpolitik bei den Grünen. Deswegen sind sich die beiden bis vor kurzem auch noch nie über den Weg gelaufen. Nun treten sie gegeneinander an.
Zwischen 1995 und 1999 vertrat die heute 51-Jährige die Grünen im Abgeordnetenhaus. Vorher war sie viele Jahre lang in der Bezirksverordnetenversammlung Tiergarten aktiv. Nach achtjähriger Abstinenz plant sie nun ein Comeback als Landesvorsitzende.
"Der Schritt zur Kandidatur fiel mir nicht leicht", sagte Paust-Lassen vor kurzem in einem taz-Interview. Die studierte Diplom-Ingenieurin hatte sich erst in den vergangenen Jahren als Wissenschaftlerin etabliert. Mitte April bat die bisherige Landesvorsitzende Barbara Oesterheld sie, ihr Amt zu übernehmen. Oesterheld muss aus gesundheitlichen Gründen den Vorsitz niederlegen. Paust-Lassen und Oesterheld waren viele Jahre lang politische Weggefährten. Beide gehören zur Parteilinken.
"Ich möchte viele politische Schwerpunkte im Sinne von Barbara weiterführen", sagt Paust-Lassen. Konkret heißt das: Sie will sich für den "Stadtvertrag Klimaschutz" stark machen und an einem linken und sozialökonomischen Profil arbeiten, das sich ganz klar von Rot-Rot abgrenzt. Auch für mehr Transparenz in der Europapolitik möchte sie sorgen: "So viele Entscheidungen werden inzwischen auf europäischer Ebene gefällt", sagt Paust-Lassen. "Aber kaum einer kann dem noch folgen."
Besonders die stärkere Einbindung der Parteibasis ist ihr ein Anliegen. Das Wahlprogramm müsse "das wichtigste Handwerkszeug" der Grünen bleiben - für alle Mandatsträger. Darauf wolle sie als Landesvorsitzende pochen.
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