Parteitag: Grüne uneins über den Schulweg

Eine Schule für alle? Oder ein Gymnasium für die Kinder des Bildungsbürgertums? Auf der Landesdelegiertenkonferenz der Grünen wird es beim Thema Gemeinschaftsschule hoch hergehen.

Beim Thema Gemeinschaftsschule geht es bei den Grünen immer noch umher. Bild: AP

Sie wollen sie. Sie wollen sie nicht. Sie wollen sie! Der Landesverband der Grünen will sich heute zur Gemeinschaftsschule bekennen. Auf der Landesdelegiertenkonferenz - grün für "Parteitag" - soll ein Antrag des Parteivorstands "Grüne Wege zu Schulen für alle" verabschiedet werden. Ziel sei ein Bildungssystem, dessen Kernstück Schulen nach skandinavischem Vorbild seien, heißt es im Antrag.

Eine Schule von der Grundschule bis zum Abitur, in der die Lernschwachen und die Lernstarken gemeinsam gefördert werden. Eine Schule, in der Schüler nicht sitzen bleiben, nicht abgeschult werden und auch in Kernfächern zusammen die Schulbank drücken - ungeachtet dessen, wie schnell sie den Stoff begreifen. Eine Schule, wie sie sich die Linkspartei flächendeckend wünscht und mit Rückendeckung der SPD zum neuen Schuljahr als Pilotprojekt einführt.

Als das Abgeordnetenhaus darüber abstimmte, enthielten sich die Grünen noch. "Umso erfreulicher ist es, dass die Grünen ihre bildungspolitische Irrfahrt nun endlich beenden wollen", begrüßt der bildungspolitische Sprecher der Linkspartei, Steffen Zillich, die Rückkehrer zur Gemeinschaftsschule mokant.

Über den Weg dahin sind sich die Grünen allerdings weiter uneins. Sollen die Gymnasien als eigene Schulform fortbestehen, oder sollen sie abgeschafft werden?, das ist die Frage, die zur Debatte steht.

Der bildungspolitische Sprecher Özcan Mutlu spricht sich dafür aus, zunächst die Haupt- und Realschulen sowie die zehnklassigen Gesamtschulen zu neuen Gemeinschaftsschulen zu fusionieren. "Schon in der nächsten Legislaturperiode könnten wir die Hauptschulen abschaffen und die Gymnasien von innen reformieren", wirbt Mutlu.

Hinter sich weiß er den Fraktionsvorsitzenden Volker Ratzmann und Landesparteichefin Irma Franke-Dressler. Die Gymnasien sollen nach dieser Variante erhalten bleiben, aber unter erschwerten Bedingungen. Sie dürften die Schüler nicht mehr aussieben und sitzen bleiben lassen. Das würde automatisch dazu führen, dass sie ihren Sonderstatus als Schule für Reiche verlören, hoffen die Befürworter des Zweistufenplans. Ein Modell, das prima zu schwarz-grünen Hoffnungsträumen passen würde: CDU und Grüne in Hamburg planen mit ihren Stadtteilschulen nichts anderes.

"Damit riskieren wir den Erfolg der Gemeinschaftsschulen", hält die hochschulpolitische Sprecherin und Parteilinke Anja Schillhaneck dagegen. Sie wird Alternative B einbringen: Alle Schulen sollen - nach gründlicher Vorbereitung - auf einen Schlag zu Gemeinschaftsschulen werden. Mit fusionierten Haupt- und Realschulen einerseits und dem Erhalt von Gymnasien andererseits würden sich bildungsnahe und sozial Bessergestellte wie bisher fürs Gymnasium entscheiden, befürchtet Schillhaneck. "Die Auswahl der Schule nach Bildungsnähe und sozialer Herkunft wäre nicht gelöst", argumentiert sie. Aus dem Fraktionsvorstand will ihr bisher nur der Grünen-Abgeordnete Stefan Ziller folgen. Doch hofft Schillhaneck die Basis auf ihrer Seite.

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