Grüne: Lautsprecher Mutlu
Einige Parteikollegen kritisieren Özcan Mutlu, der gerne in den Bundestag würde, für seine Selbstdarstellung. Andere loben seine Inhalte.
Wolfgang Wieland klingt gelassen. Am kommenden Wochenende will er von den Grünen-Mitgliedern wieder auf Platz zwei der Liste für den Bundestag aufgestellt werden. Doch am Montag hat Özcan Mutlu in der taz angekündigt, dass er "ernsthaft überlegt", gegen Wieland zu kandidieren. "Das ist sein gutes Recht", findet Wieland. Mehr will er über Mutlu nicht sagen: "keine vergleichende Werbung."
Zu einer Frage sagt Wieland dann doch etwas: Sitzen zu viele Juristen für die Grünen im Bundestag? Mutlu hatte seine Kandidatur auch damit begründet, dass die Berliner Grünen mit Renate Künast und Christian Ströbele schon zwei Anwälte in den Bundestag schicken. Da brauche es mit Wieland nicht noch einen dritten. "Wir drei haben uns im Bundestag ja nicht gelangweilt", entgegnet Wieland. Künast sei Fraktionsvorsitzende, Ströbele kontrolliere die Geheimdienste. Und er selbst kümmere sich darum, dass der Rechtsstaat nicht zu einer Kriegsrechtsordnung wird, wie der Innenminister das plane.
Und was meint Künast zur Juristen-Frage? "Ich kümmere mich gerade um ein Investitionsprogramm für Ökologie, Bildung und soziale Sicherheit, das das Land jetzt nötig hat", sagt die Fraktionsvorsitzende. "Für heiteres Beruferaten habe ich gerade keine Zeit." Unterstützung für Mutlu hört sich anders an.
Mutlu gehört zu den Grünen-Politikern, denen es gut gelingt, immer wieder auf sich aufmerksam zu machen. Die leisen Töne sind seine Sache nicht, er hält mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg. Einigen Parteikollegen geht derlei Selbstdarstellung zu weit, sie sprechen hinter vorgehaltener Hand von einem "Schwätzer, der sich selbst zu wichtig nimmt". Bilkay Öney, migrationspolitische Sprecherin der Grünen, verteidigt Mutlu hingegen: "Politiker müssen auch lautsprecherisch sein, sonst werden sie nicht wahrgenommen. Ich finde, er macht seinen Job gut." Integration sei eine sehr wichtige Aufgabe, "die uns auf die Füße fallen wird, wenn wir nicht handeln, und deshalb ist Mutlu der Richtige für den Bundestag", sagt Öney. Die Entscheidung fällt am Wochenende auf einer Landesmitgliederversammlung der Partei.
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