Grüne Gebäudetechnik: Deutsche Bank wird klimafreundlich
Treibhausgase einsparen kann so einfach sein. Das zeigt gerade die Deutsche Bank. Deren Doppeltürme in Frankfurt werden energiesparend renoviert.
Schon seit zwei Jahren kann Josef Ackermann nicht mehr den grandiosen Blick über die Skyline von Frankfurt am Main genießen: "Soll" und "Haben", wie der Volksmund die 155 Meter hohen Zwillingstürme der Deutschen Bank nennt, werden komplett renoviert - und zwar zu einem Exempel grüner Gebäudetechnik.
In den künftigen Vorstandsetagen herrscht nackter Beton, Arbeiter mit spezieller Sicherheitsprüfung wuseln umher, es riecht nach Baufrische. Die neuen Fenster der Fassade sind abhörsicher und isolieren besonders gut. Warmes Wasser zum Händewaschen gibt es auf den Toiletten nur noch hier. Das ist der einzige Punkt, wo die Chefs vom Energiesparen ausgenommen werden. Die ökologische Runderneuerung ist quasi eine Beigabe, denn aus Gründen des Brandschutzes war eine Sanierung ohnehin vonnöten.
Regen- und Handwaschwasser spült künftig sämtliche Toiletten, auch die des Vorstands: Drei Viertel des Wassers, über die Hälfte des Stroms und zwei Drittel der Heizenergie sollen die Gebäude künftig sparen. Dank Ökostrom wird der durchschnittliche Deutschbanker 89 Prozent weniger CO2 an seinem Arbeitsplatz emittieren - Flugreisen exklusive.
Viele Firmen setzten mittlerweile auf grüne Fassaden oder Solardächer. Hier liegt ein gewaltiges Potenzial, um Treibhausgasemissionen zu reduzieren: 40 Prozent der Energie in Europa und Deutschland wird in Form von Strom, Wärme und Kühlung in Gebäuden verbraucht, 36 Prozent der CO2-Emissionen entfallen hierauf. Im Verkehrssektor sind es in Deutschland lediglich rund 20 Prozent. Im Bericht des Weltklimarats der Vereinten Nationen von 2007 heißt es, ein Drittel der CO2-Emissionen in Gebäuden könnte weltweit bis 2030 mit wirtschaftlichem Gewinn gespart werden. Im November hat sich die EU auf einen Vorschlag für eine neue Richtlinie zur Energieeffizienz in Gebäuden geeinigt.
Umweltschutzverbände wie der Naturschutzbund (Nabu) kritisieren sie allerdings. Dass Neubauten ab 2020 fast keine fossile Energie zum Heizen mehr nutzen dürfen, komme zu spät. Außerdem würden für bestehende Gebäude keine konkreten Reduktionsziele genannt.
Im Oktober veröffentlichte das Umweltbundesamt eine Fraunhofer-Studie, nach der konsequenter Klimaschutz in Gebäuden allein bis zum Jahr 2012 rund 100.000 neue Arbeitsplätze in Deutschland schaffen könnte, bis zum Jahr 2020 sogar 350.000. Das Ganze bei einem deutlichen Plus für die Volkswirtschaft, da weniger Energieimporte nötig sind und der Konsum durch sinkende Heizkosten - sprich: die Verbraucher haben mehr Geld in der Tasche - stimuliert wird.
Ob sich die Investition für die Deutsche Bank rechnet, dazu macht sie keine Angaben. Die Maßnahmen sind teilweise bestechend simpel: Ein Teil der Stromeinsparung rührt daher, dass die Mitarbeiter künftig die Fenster öffnen können und für Frischluft kein Belüftungssystem mehr brauchen. "Theoretisch erzeugen die Menschen und Maschinen in der Bank genug Wärme. Würden keine Fenster und Türen geöffnet werden, müsste auch im Winter nicht geheizt werden", sagt Guido Fax, der Projektleiter der Firma Imtech, die mit der energetischen Sanierung beauftragt ist. Zum Beispiel werden künftig die Wände als Energiespeicher genutzt: An den Decken befinden sich Lamellen aus Metall, wodurch der Beton die Raumwärme im Winter besser speichert, im Sommer dient er zur Kühlung. Denn dann helfen dünne Kupferrohre mit zirkulierendem Wasser, das in der Nacht auf dem Dach auskühlt.
Mit ähnlichen Mitteln will Imtech künftig auch Fußballstadien energetisch sanieren. Das erste könnte das des Hamburger SV sein, es wird ab nächster Saison Imtech-Arena heißen. Bis dahin sollen auch "Soll" und "Haben" fertig renoviert sein.
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