Großherzogtum plant Weltrauminitiative: Luxemburg will ganz nach oben
Die Steueroase strebt eine industrielle Revolution an – im Weltall. Als erstes Land in Europa will Luxemburg den Asteroidenbergbau erlauben.
Das Gesetz ist Teil der Regierungsinitiative namens „Space Resources.“ Der Plan ist, künftig Rohstoffe von Himmelskörpern abzubauen. Asteroiden sind oft reich an Metallen wie Platin und seltenen Erden, die auf der Erde zum Beispiel für die Herstellungen von Computern gebraucht werden. Auch Wasser von Asteroiden könnte man gut gebrauchen, um daraus zum Beispiel Treibstoff für Raumfahrzeuge herzustellen – und Astronauten-Durst zu löschen.
Das Gebiet ist juristisches Neuland. Es gibt bisher keine Regeln dazu, wem die Rohstoffe auf dem Mond oder auf Asteroiden gehören und ob sie abgebaut werden dürfen. Das Gesetz soll Unternehmen und Investoren Sicherheit darüber geben, dass Abbauvorhaben legal sind. Und es soll klären, unter welchen Bedingungen sie Lizenzen zur wirtschaftlichen Nutzung von Rohstoffen aus dem All bekommen.
Das kleine Land hat mit Raumfahrtunternehmen bereits gute Erfahrungen gemacht. Das Satellitenunternehmen SES (früher ASTRA) wurde 1985 mit staatlicher Hilfe in Luxemburg gegründet und ist heute einer der größten Satellitenbetreiber der Welt. Das neue Gesetz ist nun ein weiterer Schritt in Luxemburgs Plan nach ganz oben.
Chancen für Finanzstandort
Laut der Website der Regierungsinitiative soll der Weltraumbergbau für Luxemburg einen neuen Wirtschaftszweig eröffnen, der eines Tages auch „Weltraumstationen wie die ISS oder das zukünftige ’Moon Village’ (englisch: Mond-Dorf) mit Ressourcen beliefern soll.“ Auch weitere privat-öffentliche Partnerschaften mit Raumfahrtunternehmen seien denkbar.
Abschied von Amerika. Unsere Autorin hat die Präsidentschaft Obamas als Korrespondentin begleitet. Jetzt war sie dabei, als sein Nachfolger gewählt wurde. Was sich im Land verändert hat und wie es nun weitergeht, lesen Sie in der taz.am wochenende vom 12./13. November 2016. Außerdem: Der ARD-„Tatort“ erlebt seine 1.000 Aufführung. Warum ist er so erfolgreich? Und: Wenn der Feminismus „cool“ wird. Unterwegs mit drei Expertinnen. Am Kiosk, eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo.
Zwei große amerikanische Weltraum-Bergbau-Unternehmen haben bereits Europaniederlassungen in Luxemburg: Deep Space Industries und Planetary Ressources, an deren US-Mutterunternehmen der luxemburgische Staat seit kurzem auch Teilhaber ist. Das Ziel, das Weltraumgeschäft anzukurbeln hat auch damit zu tun, dass die Zeiten für die Steueroase Luxemburg immer härter werden. Space Resources spricht von „echten Chancen für das Finanzzentrum“ und neuen „Finanzlösungen für Weltraumprojekte“. Es soll aber keine spezifischen Steuerbegünstigen für die Unternehmen geben. Die will die EU nämlich verstärkt unterbinden.
Kritiker halten es für fragwürdig, ob das luxemburgische Gesetz mit internationalen Verträgen vereinbar ist. Die Vereinten Nationen legten 1967 fest, dass der Weltraum für zivile Nutzung und Forschung offen ist, aber kein Land der Erde den Besitz an Himmelskörpern beanspruchen darf. Luxemburg argumentiert, dass es ja keine Asteroiden besitzen wolle, sondern nur die Rohstoffe. Der „Mondvertrag“ von 1979, der die Nutzung von Weltraumrohstoffen durch Privatpersonen beschränken wollte, wurde von keiner Weltraummacht unterzeichnet.
Den Abbau von Ressourcen im Weltraum könnte man rechtlich etwa mit der Hochseefischerei vergleichen, sagt der Sprecher des luxemburgischen Wirtschaftsministeriums: „Das Meer gehört ja niemanden, aber die an Deck gezogenen Fische schon.“ Im All wie im Ozean: Wer sich die Mühe macht, Reichtümer an Land zu ziehen, darf sie behalten.
Luxemburg betont, dass es internationales Recht unbedingt respektieren will. Und dass es einen Dialog mit anderen Nationen anstrebt, um die Rahmenbedingungen für „multilaterale Vorteile“ zu schaffen. Erste Erkundungsmissionen könnten laut Regierung innerhalb der nächsten drei Jahre starten. Wie viele LuxemburgerInnen in der Zukunft als Weltraum-Kumpel Arbeit finden könnten, ist bisher nicht bekannt.
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