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Griechischer Gewerkschafter„Die Regierung hat uns belogen!“

Griechenland wird mal wieder zum Sparen gezwungen. Giorgos Archontopoulos kämpft gegen die Wasser-Privatisierung in Thessaloniki.

Vom Allgemeingut zur Ware: In Thessaloniki soll die Wasserversorgung privatisiert werden Foto: dpa
Jörg Wimalasena
Interview von Jörg Wimalasena

taz: In ihrer jüngsten Einigung mit den internationalen Gläubigern verpflichtet sich die griechische Regierung unter anderem, die Privatisierung der Wasserwerke von Thessaloniki voranzutreiben. Was wird jetzt passieren?

Giorgos Archontopoulos: Der Privatisierungsfonds muss Berater anheuern, um den Prozess zu beschleunigen. Die Laufzeit des Fonds endet im Dezember 2018. Bis dahin muss alles ver­äußert sein. Uns überrascht nicht, dass der Privatisierungsprozess jetzt intensiviert wird. Wir werden natürlich weiter protestieren. Die nächste Demonstration ist für Freitag geplant.

Wen wollen Sie damit ansprechen?

Die Regierung – sie hat uns belogen. Sie hat stets versichert, dass die Wasserwerke nicht veräußert würden. Und nun soll es doch geschehen.

Befürworter von Privatisierungen argumentieren, dann würde effizienter gearbeitet.

Die Wasserwerke sind jetzt schon profitabel. Wir haben 50 Millionen Euro Rücklagen und erwirtschaften 14 Millionen Euro Umsatz. Wir haben weder offene Kredite noch andere Verpflichtungen. Wieso soll ein so gut laufendes Unternehmen verkauft werden?

Im Interview: Giorgos Archontopoulos

ist Präsident der Arbeitergewerkschaft der Wasserwerke von Thessaloniki, der zweitgrößte Stadt im Land.

Welche Folgen fürchten Sie im Falle einer Privatisierung?

Wasser wird vom Allgemeingut zur Ware werden. Wir fürchten auch, dass ein privater Betreiber im Bestreben, möglichst viel Wasser zu verkaufen, dem Boden Wasser entziehen und das Land austrocknen würde. Die Preise werden ebenfalls steigen. Auch die Wasserqualität dürfte leiden. Außerdem könnte die Privatisierung auch soziale Folgen haben.

Welche Folgen befürchten Sie denn?

In Griechenland gibt es ein staatliches Programm, das armen Familien kostenlosen Zugang zu Wasser ermöglicht. In Thessaloniki profitieren 4.000 Familien davon. Private Unternehmen kennen eine solche soziale Agenda nicht. Nur der Profit zählt.

Wer unterstützt Ihr Anliegen?

2014 sprachen sich die über 320.000 Bewohner der Stadt mit 98 Prozent gegen die Privatisierung der Wasserwerke aus. Wir sind außerdem Mitglied im europäischen Netzwerk Right2Water und sehen uns als Teil einer internationalen Bewegung. Und wir werden weiterkämpfen!

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5 Kommentare

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  • Ich schäme mich für unsere verantwortlichen unchristlichen deutschen Politiker!

    "Der Privatisierungsfonds muss Berater anheuern, um den Prozess zu beschleunigen. Die Laufzeit des Fonds endet im Dezember 2018. Bis dahin muss alles veräußert sein."

    Das sehe ich als räuberische Erpressung? Günter Grass hat dies als Europas Schande beschrieben:

    "Sauf endlich, sauf! schreien der Kommissare Claqueure, doch zornig gibt Sokrates Dir den Becher randvoll zurück.

    Verfluchen im Chor, was eigen Dir ist, werden die Götter, deren Olymp zu enteignen Dein Wille verlangt.

    Geistlos verkümmern wirst Du ohne das Land, dessen Geist Dich, Europa, erdachte."

  • Dazu empfehle ich das neueste Buch von Yanis Varoufakis: Adults In The Room: My Battle With Europe’s Deep Establishment. https://books.google.de/books?id=plqrDAAAQBAJ&dq=yanis+varoufakis&hl=de&source=gbs_navlinks_s

    Ich frage mich, regiere ich mich selbst, bin ich der Souverän in diesem Land oder bin ich eine Figur im Schach der Marktkonformen Deutschen Demokratie (INSM)?

  • Die Dreistigkeit, mit der "neoliberal" durchseuchte Politikerkasten es immer wieder schaffen, ungestraft den Kumpels aus der Wirtschaft große Mengen Bürgergeldes in die privaten Schatullen zu spülen, verblüfft immer wieder aufs Neue. Jeder weiß inzwischen nach zahllosen Beispielen in der Vergangenheit, dass die Privatisierung von Einrichtungen der Daseinsvorsorge (z.B. Wasserwerken) oder von öffentlichen Projekten (z.B. Autobahnbau in "öffentlich-privaten Partnerschaften") fast immer (das "fast" nur vorsorglich; mir fällt kein positives Beispiel ein) entweder zu Qualitätsverlusten oder zu höheren Kosten oder zu beidem führt - immer ist der zahlende Bürger der Gelackmeierte.

     

    Einzelne mediale Nadelstiche wie z.B. dieses Interview reichen nicht aus, um den Tätern in der Politik das Handwerk zu legen. Hier wäre endlich mal eine "konzertierte Aktion" angesagt, die das Geschehen im Stakkato als das brandmarkt, was es ist: KORRUPTION - auch wenn ein (sofortiger) persönlicher Nutzen der Täter i.d.R. nicht nachweisbar ist.

    • @Bitbändiger:

      Ja, die böse Privatisierung. Sie sind vielleicht zu jung, um Telefonkunde der Deutschen Bundespost gewesen zu sein..

      • @TurboPorter:

        "Privatisierungen" heißt doch nichts anderes, als das private sich zu Lasten der Allgemeinheit die Taschen ganz legal füllen können. Am Ende war immer der Bürger der "dumme" Ich war noch Kunde der Bundespost, effizienter geht es heute auch nicht zu, und billiger ist eine Neoliberales Märchen. Nehmen Sie einmal die Zerstörung der gesetzlichen Rente. Mit so hohen Verwaltungskosten von bis zu 15% hat man und macht man nur die privaten Versicherungen reich.