Greenpeace kritisiert Kongo-Holzfäller: Vorwurf der Steuerhinterziehung
Der Holzkonzern Danzer soll im Kongo Steuern hinterzogen haben, das behauptet jeweils Greenpeace. Der deutsch-schweizerische Konzern nennt die Vorwürfe "infam".
BERLIN taz Die Umweltschutzorganisation Greenpeace und das in der Schweiz basierte deutsche Holzunternehmen Danzer streiten um die Regenwälder des Kongo. In einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht "Steuertricks im Kongo" wirft Greenpeace Danzer vor, Einnahmen am Fiskus der Demokratischen Republik Kongo vorbeizuschleusen. Die dortige Danzer-Filiale Siforco (Société Industrielle et Forestière du Congo) verkaufe ihr Holz an die für den Endverkauf zuständige Danzer-Handelstochter Interholco "zu einem offiziellen Preis, der unterhalb des wahren Marktwertes liegt". Die Differenz lande auf Offshore-Konten in der Schweiz.
Das Ergebnis: Statt gebuchten Verlusten von über 5 Millionen Euro zwischen 2002 und 2006 habe Siforco in Wirklichkeit über 5 Millionen Euro Gewinn gemacht, berechnet Greenpeace auf der Grundlage zugespielter Firmendokumente. Dem Kongo seien knapp 3,4 Millionen Euro Steuereinnahmen entgangen. Bei einzelnen Edelholzsorten sei der in der Schweiz gebuchte Preis fast viermal höher als der im Kongo verwendete.
"Unsinn" sei das, sagt Danzer-Geschäftsführer Olof von Gagern der taz. "Greenpeace erweckt die Illusion, es würde einen Marktpreis geben" - tatsächlich würden Endpreise zwischen Interholco und den Abnehmern einzeln ausgehandelt, "sehr subjektiv". Für die Kalkulation von Steuerforderungen im Kongo hingegen gälten staatlich festgelegte Fixpreise. Diese liegen weit unter dem Weltmarktpreis - das ist auch bei Kongos anderen Exportprodukten so. "Wir haben immer das gezahlt, was rechtens war", so von Gagern.
Siforco ist das größte Holzunternehmen des Kongo, mit Konzessionen von knapp 2 Millionen Hektar und einem Sägewerk in Maluku nahe der Hauptstadt Kinshasa am Kongo. Exportiert werden von dort vor allem Furniere. Das Unternehmen stellte seine Arbeit im Kongokrieg ab 1996 ein und nahm sie erst Ende 2002 wieder auf, als der Krieg allmählich zu Ende ging. Damals befanden sich die meisten Siforco-Konzessionen in Rebellenhand, der Firmensitz Maluku hingegen im Regierungsgebiet. "Das war Kriegssituation", erinnert sich von Gagern: Geheimdienste waren überall. Das sei der Grund für von Greenpeace zitierte interne Firmenanweisungen von damals, wie Preise zu verschlüsseln seien. Heute seien die längst nicht mehr gültig.
Auf die Kriegssituation im Kongo geht Greenpeace bei der Behandlung der Zeit 2002-03 nicht ein, ebenso wenig darauf, dass es im Kongo bis heute kein funktionierendes Steuersystem gibt und Behördenvertreter weder ihre eigenen Gesetze einhalten noch Einnahmen korrekt in die Staatskasse weiterleiten. Siforco-Chef Dieter Haag berichtete der taz vor zwei Jahren, er habe 2004 von Kongos Behörden eine Steuerforderung von 360 Millionen Dollar erhalten - in Verhandlungen sank dies auf 100.000.
2005 zahlte Siforco nach eigenen Angaben im Kongo rund 1,2 Millionen Dollar Steuern, bei einem Umsatz von 13 bis 14 Millionen - vor allem Flächensteuern und Einschlaggebühren. In Afrika insgesamt hat Danzer nach eigenen Angaben seit 2003 über 10 Millionen Euro Steuern und Abgaben abgeführt. Gewinne gab es lediglich 2004 und 2007. In seiner Stellungnahme zum Greenpeace-Bericht erklärt Danzer: "Alle Aktivitäten sind bilanziell aufgestellt worden, wurden von PricewaterhouseCoopers testiert und sind den Steuerbehörden bekannt." Die Greenpeace-Vorwürfe seien "infam".
Es ist nicht das erste Mal, dass Danzer und Greenpeace aneinandergeraten. 2004 und 2006 scheiterte Greenpeace mit Strafanzeigen gegen Danzer in der Schweiz wegen angeblichen illegalen Holzhandels.
2007 warf Greenpeace Danzer vor, seine Konzessionen im Kongo illegal zu betreiben - was nicht unbedingt zum jetzigen Vorwurf passt, es würden darauf zu wenig Steuern gezahlt. Danzer arbeitet nun mit dem Greenpeace-Rivalen WWF zusammen, um Zertifizierung für seine Produkte zu erhalten.
Für seine Recherchen hat Greenpeace nach eigenen Angaben weder mit Danzer Kontakt aufgenommen noch vor der Veröffentlichung eine Stellungnahme eingeholt. "Es geht nicht um Danzer", rechtfertigt sich Maik Marahrens, einer der beiden Greenpeace-Autoren. Danzer sei nur ein Beispiel für ein "größeres System".Zu Danzers Verteidigung, wonach man sich an die im Kongo geltenden Fixpreisregelungen halte, sagt Koautor Phil Aikman: "Es mag ja sein, dass sie Steuern zahlen, aber es ist ihre Verantwortung, Rechnungen zu fairen Marktpreisen zu erstellen."
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