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Gottesstaat Iran

Der Iran ist eine Islamische Republik – eine Regierungsform, die vom Revolutionsführer Ajatollah Ruhollah Chomeini 1979 erfunden wurde. Weil der den Schiiten heilige zwölfte Imam und Prophetennachfolger Muhammad im neunten Jahrhundert spurlos verschwand, entschloß sich Chomeini, den (westlichen) Sünden in der islamischen Welt ein Ende zu bereiten. Anstatt auf einen entrückten Imam zu warten, sollten Geistliche die Geschicke selbst in die Hand nehmen.

Der Iran ist kein Rechtsstaat. Vor allem konservative Theokraten behalten sich vor, extralegal handeln zu dürfen. Gefürchtet sind die Ansar-e Hisbollah („Anhänger der Partei Gottes“). Diese Schlägertrupps fackeln schon mal einen Buchladen ab oder überfallen eine ihnen mißliebige – weil kritische – Zeitungsredaktion.

Seit der Revolution gilt für Frauen eine von den Mullahs verfügte strenge Kleiderordnung. Anders als beispielsweise in Saudi-Arabien gibt es indes kaum Berufsbegrenzungen für sie, auch einen Führerschein zu machen ist für viele Frauen selbstverständlich. In Teheran gibt es sogar einige Taxifahrerinnen. Sexualität zwischen Unverheirateten ist offiziell verboten. Ehebruch kann mit Steinigung geahndet werden, ebenso wie Homosexualität. Letztere wird jedoch meist toleriert. In den letzten Jahren wurden keine Hinrichtungen wegen dieses Delikts bekannt. Wohl aber wurden mehrfach Intellektuelle als Homosexuelle denunziert, um ihr Ansehen zu ruinieren.

Vor allem im reichen Norden von Teheran ist es üblich, daß hinter den privaten Mauern der Schador der Frauen in die Ecke geschmissen wird. Hochkonzentrierter Alkohol ist für Eingeweihte leicht erhältlich. Gegen Bakschisch lassen sich auch die Pasdaran („Revolutionswächter“) davon überzeugen, daß eine private Party mit dröhnender Popmusik gar keine ist.

Ganz anders auf dem Land und im armen Süden Teherans. Die meisten Leute sind hier aus Tradition religiös. Frauen tragen nicht in Paris entworfene islamische Designermäntel, sondern das einfache schwarze schiitische Ganzkörpertuch. Zu Revolutionszeiten galten diese Gegenden als zentrales Rekrutierungsgebiet der Hisbollahi, der Anhänger der Partei Gottes.

Doch inzwischen ist auch hier die Unzufriedenheit über die schlechte Versorgungslage gestiegen. In den südlichen Vorstädten gibt es immer wieder Proteste gegen die Regierung.

85 Prozent seiner Einnahmen an harter Währung verdankt der Staat dem Export von Rohöl. Doch weil der Ölpreis in der letzten Zeit beständig gefallen ist, geht es auch dem iranischen Staatshaushalt zusehends schlechter. Immer wieder fordern Wirtschaftsexperten, den Nichtölsektor auszubauen. „Unsere Wirtschaft ist chronisch krank“, erklärte Anfang August Präsident Chatami.

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