Gorillaarten auf Rote Liste aufgenommen: Sanfter Riese in höchster Gefahr
Der Berggorilla und der Östliche Gorilla wurden auf die Rote Liste bedrohter Arten aufgenommen. Von ihnen gibt es jeweils nur noch wenige Hundert.
Sie werden bewacht wie anderswo Kronjuwelen, nur 64 Besucher pro Tag sind zugelassen. Eine einstündige Visite bei den letzten lebenden Berggorillas in ihrer natürlichen Umgebung im Volcanoes- Nationalpark auf 2.400 Metern Höhe kostet 750 US-Dollar. Etwa die Hälfte der weltweit noch 880 existierenden Tiere dieser Spezies leben am Fuße des Vulkans Gahinga im Dreiländereck von Ruanda, Uganda und der Demokratischen Republik Kongo.
Es sieht nicht gut aus für das Fortbestehen der Urahnen des Menschen. Jetzt sind der sehr seltene Berggorilla (Gorilla beringei beringei) und der nicht ganz so seltene Östliche Flachlandgorilla (Gorilla beringei graueri) in die höchste Gefährdungskategorie der Roten Liste bedrohter Tier- und Pflanzenarten hochgestuft worden. Das entschied die Weltnaturschutzunion (IUCN) bei ihrer alle vier Jahre stattfindenden Konferenz am Sonntag auf Hawaii. Mit dem Beschluss sind vier der sechs großen Menschenaffen nur noch einen kleinen Schritt vom Aussterben entfernt, darunter der Sumatra-Orang-Utan und der Borneo-Orang-Utan. Einer der Gründe für die drohende Ausrottung der Arten ist ihre illegale Jagd.
Es sei „wirklich schmerzlich, dass einer unserer engsten Cousins vor der Ausrottung steht“, sagte IUCN-Generaldirektorin Inger Andersen. Der Östliche Gorilla (Gorilla beringei), zu dem Berg- und Flachlandgorilla gehören, ist der größte Menschenaffe. Nach 16.900 Exemplaren im Jahr 1994 wurden 2015 nur noch 3.800 Flachlandgorillas gezählt. Der Berggorilla ist stärker dezimiert, seine Bestände haben sich jedoch zuletzt etwas erholt. In den 1980er Jahren gab es weltweit nur noch etwa 200 Tiere.
Die bis zu zwei Meter großen Menschenaffen leben in Familienverbänden mit bis zu 35 Tieren. Diese Clans werden von einem bis zu 170 Kilogramm schweren „Silberrücken“ angeführt. Die meiste Zeit des Tages fressen die „sanften Riesen“ Blätter oder Früchte oder faulenzen. Beobachter sind von der Ruhe der Gorillas fasziniert. Sie verhalten sich viel weniger aggressiv als zum Beispiel Schimpansen.
Ob die Einstufung als „vom Aussterben bedroht“ die Tiere rettet, ist unklar. Dies hat nämlich keine direkten Auswirkungen vor Ort. Die Rote Liste soll Staaten nur als Einschätzungshilfe für ihr Handeln dienen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Juso-Chef über Bundestagswahlkampf
„Das ist unsere Bedingung“
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Eine ganz normale Woche in Deutschland