Google verpasst sich neue Regeln: Sei nicht böse! Sei Datenschützer!
Bei Google häufen sich die Datenschutz-Skandale. Abhilfe will der Konzern mit neuen und strikteren Sicherheitsregeln für seine Mitarbeiter schaffen.
Der Internetkonzern Google verschärft seinen hausinternen Datenschutz. Wie das Unternehmen am Wochenende in einem offiziellen Blog-Eintrag mitteilte, habe man in den letzten Monaten daran gearbeitet, die für Mitarbeiter geltenden Sicherheitsregeln zu überarbeiten. "Das tun wir, während wir weltweit mit externen Regulatoren sprechen", schreibt Alan Eustace, leitender Vizepräsident für den Unternehmensbereich "Engineering & Research".
In insgesamt drei Bereichen will sich die Firma demnach verbessern: "Mitarbeiter", "Training" und "Regeltreue". Im Segment "Mitarbeiter" ist geplant, mehr Personen für Datenschutz- und Sicherheitsaspekte abzustellen. So wurde eine "Direktorin für Privatsphäre" installiert, die "sowohl im Bereich Ingenieurwesen als auch Produktmanagement" dafür sorgen soll, dass "effektive Kontrollmechanismen für den Schutz der Privatsphäre in unseren Produkten und internen Abläufen" stecken.
Im Segment "Training" verspricht Google, jeden einzelnen Mitarbeiter künftig genauer zu instruieren, wie Nutzerdaten geschützt werden. Ingenieure und andere wichtige Betriebsangehörige, die Daten sammeln und handhaben, sollen lernen, dies stets verantwortungsbewusst zu tun. Im Dezember sei außerdem ein neues "Programm für Sicherheitsbewusstsein" geplant, das den Mitarbeitern "klare Leitlinien" für die Bereiche Sicherheit und Privatsphäre an die Hand geben soll.
Auch der Bereich "Regeltreue" soll verbessert werden. Dabei seien "wichtige Veränderungen für unsere internen Compliance-Prozeduren" vorgenommen worden. Künftig müsse jeder Projektleiter ein "Privatsphären-Design-Dokument" führen, und zwar für jedes neue Produkt. Diese Unterlagen sollen regelmäßig dem Management vorgelegt werden. "Wir müssen weitere Veränderungen vornehmen, die die Tatsache berücksichtigen, dass wir keine kleine Firma mehr sind", führt Eustace aus.
Google reagiert mit den Änderungen auf mehrere bekannt gewordene Vorfälle in den letzten Monaten, bei denen Angestellte des Unternehmens beim Daten- und Privatsphärenschutz eine eher schlechte Figur machten. Das berühmte "Sei nicht böse"-Motto ("Don't be evil") des Unternehmens hat dabei merklich gelitten.
So wurde im Mai auf Nachfrage staatlicher Stellen publik, dass die "Google Street View"-Fahrzeuge nicht nur wie üblich Fotos ganzer Städte und Gemeinden knipsten, sondern unterwegs auch noch unverschlüsselte WLAN-Daten sammelten, die über private und geschäftliche Drahtlos-Hotspots gesendet wurden. Das sei auf Programmierfehler von Mitarbeitern zurückzuführen, hieß es zur Begründung. Dass die dabei angefallenen Daten im Bereich vieler Gigabytes zunächst nicht auffielen, verwunderte einige Experten.
Mittlerweile ist klar, dass dieser offenbar unbewusst aktivierte Datenstaubsauger auch komplette E-Mails, aufgerufene Websites sowie Passwörter unbedarfter Nutzer in verschiedenen Ländern geschluckt hat, obwohl Google zunächst betonte, der Hauptteil der Daten sei "fragmentiert" gewesen. "Wir sind geschockt davon, was da passiert ist", so Firmenmanager Eustace. Ob es nur bei diesem konsequenzlosen Schock bleiben wird, ist bislang unklar. In mehreren Staatenlaufen staatsanwaltliche Vorermittlungen oder gar Strafverfahren gegen Google.
Im September wurde bekannt, dass ein Google-Ingenieur seine Position nutzte, um mehrere Kinder auszuspionieren, mit denen er im Rahmen einer Projektgruppe zu tun hatte. Der Administrator, eigentlich für Systemstabilität verantwortlich, schaute unter anderem in die Logdateien des Telefoniedienstes Google Voice und des Instant Messaging-Service Google Talk, um private Informationen auszuforschen, wie das Blog "Gawker" berichtete. Google feuerte den Ingenieur.
Der Vorfall soll nicht der erste seiner Art gewesen sein. Wie das IT-Blog "TechCrunch" ebenfalls im September meldete, gab es mindestens einen weiteren Mitarbeiter, der sich unberechtigterweise an Nutzerdaten bediente und entlassen wurde.
Google besitzt über jeden User einen erstaunlichen Datenschatz. Neun Monate lang wird jede Suchanfrage gespeichert, erst danach wird sie teilweise anonymisiert. Der Konzern betont zwar, diese Logdateien seien nicht personalisiert, doch lassen sich einzelne Computer über die Internet-Adresse (IP) und einen von Google auf die Festplatte geschriebenen Datenkrümel (Cookie) identifizieren.
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