Google reagiert auf Aufschrei: Karte mit Flüchtlingsheimen gelöscht
Die Vorwürfe auf Facebook und Twitter haben gewirkt: Google hat die rechte Karte mit Flüchtlingsunterkünften jetzt endlich unzugänglich gemacht.
Hunderte von Flüchtlingsunterkünften in ganz Deutschland waren auf der Karte rot markiert, sogar einzelne Wohnungen, die für Asylsuchende angemietet worden waren. Google wurde vor allem auch dafür kritisiert, dass es so lange dauerte, die Karte darauf zu überprüfen, ob sie „gegen die Richtlinien des Konzerns“ verstößt. Offenbar war die Karte schon seit sieben Monaten online zu finden, genug Zeit sich mit dieser Frage zu beschäftigen, gab es also.
Die Initiatoren der Karte stehen nach eigenen Angaben der Partei „Der Dritte Weg“ nahe. Sie wollten damit auf einen angeblich drohenden „Volkstod“ hinweisen, wie der Evangelische Pressedienst am Freitag verlauten ließ. Auf Website der Partei war wohl nicht nur die Karte bei MyMap beworben worden, sondern auch ein Leitfaden dazu, wie „die Errichtung eines Asylantenheims verhindert“ werden kann, angeboten. Aktuell ist aber auch die Homepage der Partei nicht auffrufbar.
„Der Dritte Weg“ taucht in den Verfassungsschutzberichten von Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg aus dem Jahr 2014 auf. Laut dem NRW-Bericht sei die Partei „an das Gedankengut der nationalsozialistischen Partei NSDAP“ angelehnt. Sie würde sich schwerpunktmäßig mit dem Thema Asylpolitik beschäftigen und sei dabei „betont fremdenfeindlich“ ausgerichtet.
Während der letzten Tage ist laut einem Bericht des Bayrischen Rundfunks eine identische Karte bei Google aufgetaucht, die sich nur durch den Titel und die Stoßrichtung von der rechten Karte unterschied. „Helft mit! Helft Menschen in Not!“ habe der Titel darüber gelautet. Dem Bericht zufolge wurde die Karte mit den Daten der rechten Karte erstellt – und konnte im Grunde genau für dieselben Zwecke genutzt werden. Deshalb löschte Google auch diese Karte.
Wie Google in Zukunft mit ähnlichen Fällen umgehen könnte, bleibt offen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umfrage zu Sicherheitsgefühl
Das Problem mit den Gefühlen
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!
„Freiheit“ von Angela Merkel
Die Macht hatte ihren Preis
Gewalt an Frauen
Ein Femizid ist ein Femizid und bleibt ein Femizid