Golferin Sandra Gal: Schlagendes Allroundtalent
Sandra Gal ist Deutschlands beste Golferin. Um die Aufmerksamkeit für ihren Sport zu steigern, nimmt sie Fotos mit High Heels in Kauf.
Ihr Start beim Solheim Cup, dem großen Duell zwischen Europa und den USA, ab Freitag in St. Leon-Rot nahe Heidelberg, wird ein Ausflug in die alte Welt. Geboren ist sie in Düsseldorf, wie auch Martin Kaymer, zudem fast gleichzeitig.
2011, kurz nach ihrem ersten (und bislang einzigen) Turniersieg, hat Sandra Gal kühn angekündigt, sie wolle irgendwann die Nummer 1 der Welt werden. Davon ist sie heute genauso weit entfernt wie damals: Ihre Weltranglistenposition mäandert konstant zwischen 30 und 45 (derzeit 42). Sieben Top-Ten-Platzierungen kamen immerhin dazu. Und eigentlich, sagt sie, seien alle Top-50-Spielerinnen ähnlich gut. Entscheidend seien Kleinigkeiten und: „Über den letzten Sprung entscheidet der Kopf. Vertraue ich mir in diesem Augenblick? Weiß ich, dass ich den besten Schlag spielen kann?“
Dabei mangelt es Sandra Gal auf dem Grün und daneben nicht an Selbstbewusstsein. Sie weiß um begehrliche Männerblicke und steht immer wieder für Fotoshootings als Model bereit. Entsprechend viele Bilder gibt es von der Frau mit dem koketten Rehaugenblick, die die US-Plattform Golf.com „eine der schönsten Frauen im Weltgolf“ nennt. Privat liebt sie es eher bedächtig: gute Romane lesen, gern spirituelle Texte, wie sie sagt, singen, früher auch Ballett tanzen, Geige spielen im Klassikorchester und malen – die Bilder gehen bei Charity-Veranstaltungen weg.
Der Wettkampf: Der Solheim Cup, erstmals in Deutschland ausgetragen, hat den gleichen Modus wie der Ryder Cup der Männer. Freitag und Samstag gehen je acht Doppel (Foursome und Fourball) über die Bühne (mal wird ein Ball abwechselnd gespielt, mal zählt jeweils der bessere), am Sonntag folgen 12 Einzel. Jeder Sieg gibt einen Punkt. Als Titelverteidiger würde Europa ein 14:14 genügen; 2013 gewannen die Europäerinnen überraschend 18:10 in den USA.
Das Feld: Die zwölf Europäerinnen kommen aus sieben Ländern. Man erwartet 100.000 Zuschauer in St. Leon-Rot. Das Fernsehen überträgt live, am Freitag und Samstag auf SWR und Eins+, am Sonntag auf SWR und ARD; zusammen 19 Stunden.
Erstmals zwei Deutsche beim Kontinentalduell
Das Magazin Focus nannte sie mal ein „singendes, tanzendes und musizierendes Allroundtalent“. Gal sagt, viele dieser Fotos gefielen ihr nicht, aber „wenn ich mich mit High Heels und einem Golfschläger ablichten lasse, wird die Aufmerksamkeit auf unseren Sport größer“. Ganz ausziehen, etwa im Playboy? Nein, „dafür habe ich zu viel auf den Hüften.“ Bei 60 Kilo und 1 Meter 83 Größe muss man ihr wohl Eitelkeit und einen gewissen Hang zum Perfektionismus unterstellen.
Zweite deutsche Spielerin in St. Leon-Rot ist das bodenständigere Ruhrpottkind Caroline Masson, 26, geboren in Gladbeck, die mehrheitlich auf der europäischen Tour spielt und wie Gal bislang ein Turnier gewinnen konnte. Masson belegt Platz 81 der Weltrangliste und erhielt von der europäischen Teamkapitänin Carin Koch aus Schweden eine Wildcard. Dadurch sind erstmals zwei Deutsche dabei. 2009 schaffte Masson mit einer 62 (10 unter Par) die bis heute beste Runde einer deutschen Proette, wie weibliche Berufsgolferinnen genannt werden. Etwas übermütig nennt sie den Solheim Cup „eines der größten Sportevents der Welt“.
Sandra Gal liebt den Team-Cup seit ihrer siegreichen Teilnahme 2011 innig: „Golf mit Fußball-Atmosphäre“, sagte sie neulich der Zeit, „die Zuschauer rasten aus, sie johlen und pfeifen – unser Sport als Party, das gefällt mir gut.“ Golf sei ihr längst „nicht mehr nur Beruf, sondern vielmehr eine Leidenschaft“. 2014, sagt sie, habe sie ihr deutlich bestes Jahr gehabt: „Nicht von den Ergebnissen, sondern weil ich noch nie so viel gelernt habe.“ Freitag früh beginnt die Weiterbildung zur erhofften Titelverteidigung.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Haftbefehl gegen Netanjahu
Sollte die deutsche Polizei Netanjahu verhaften?
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Stellenabbau bei Thyssenkrupp
Auf dem Rücken der Beschäftigten
Deutscher Arbeitsmarkt
Zuwanderung ist unausweichlich
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag