Was fehlt ...: ... ein Golfball
Es gibt dieses bekannte Lied des Schweizer Mundart-Liedermachers Mani Matter, in dem er sich vorstellt, wie durch ein Streichholz, das ihm auf den Teppich fiel, fast ein Weltkrieg ausgebrochen wäre. Gottseidank, so seine letzte Zeile, habe er das Zündholz dann noch schnell vom Teppich aufgehoben und damit den Krieg noch abgewendet.
In Venezuela sorgen dieser Tage Golfbälle für einen kleinen zwischenstaatlichen Konflikt. Die Schweizer Botschafterin in Venezuela hat an ihrer Privatresidenz in Caracas ein Plakat anbringen lassen, auf dem sie die GolferInnen des benachbarten Golfklubs davor warnt, Artikel 30 des 1961 abgeschlossenen Wiener Abkommens über diplomatische Beziehungen zu verletzen. Die Golfbälle könnten jemanden verletzten oder gar töten, so die Botschafterin.
Man stelle sich vor: Ein Golfball trifft die Botschafterin, eine Staatsaffäre bricht aus und die USA solidarisieren sich sofort mit der Schweiz. Und auch die venezolanischen Eliten, die gestern noch Golf spielten, unterstützen das kleine Alpenland und hoffen insgeheim auf einen Putsch gegen die sozialistische Regierung. Am Ende kommt es dann wie im Lied und ein Weltkrieg bricht aus. Und alles nur wegen eines Golfballs. Dabei hatte Hugo Chavez Golf längst schon als „bürgerlichen Sport“ bezeichnet und ihn damit zum Klassenfeind degradiert. Damit hatte er nicht Unrecht: Denn beim Minigolf, dem Golf fürs Proletariat, hätte das alles nicht passieren können. (maf)
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