Glyphosat in Lebensmitteln: Vier Tonnen Honig für den Müll
Ein Imker musste seinen Honig entsorgen, weil der zu viel Glyphosat enthielt. Das Landwirtschaftsministerium sieht darin einen „Einzelfall“.
Mit der Aktion wollen die Imker*innen Druck im Streit über Glyphosat aufbauen. Seit Jahren wird über die Gefahr gestritten. Während die Imker*innen in Glyphosat eine große Gefahr sehen, beschwichtigt Schulz: „Wir bedauern den Schaden, den Herr Seusig erfahren hat. Aber es handelt sich um einen Einzelfall.“ Glyphosatrückstände im Honig seien kein Problem in Deutschland. Als 2016 in Brandenburg ein ähnlicher Fall bekannt wurde, hätten Untersuchungen diese Einschätzung bestätigt.
Das Bundesamt für Verbraucherschutz untersuchte im Jahr 2018 61 Honigproben auf Glyphosat. In zwei Proben fanden sich Rückstände, eine Probe überschritt den Grenzwert. Ein Sprecher des Amtes hält Glyphosat nicht für problematisch: „Wir haben keine Hinweise, dass Honig stark mit Glyphosat belastet sein könnte.“
Die Stiftung Aurelia hält die Prüfungen nicht für ausreichend, denn verpflichtende Kontrollen auf Glyphosat gibt es für Imkerbetriebe nicht. Seusig hat seinen Honig nur auf Verdacht prüfen lassen, als ein Landwirt neben seinen Bienenstöcken blühenden Löwenzahn mit dem Pestizid besprühte. Seine Proben überschritten den europaweit geltenden Grenzwert um das 152-Fache.
Kein Unternehmen will Honig entsorgen
Um sich vor Glyphosatverunreinigungen zu schützen, rät Stefan Schulz den Imker*innen, sich mit den landwirtschaftlichen Betrieben abzusprechen. „Das ist ein Vorschlag für die Theorie“, sagt Thomas Radetzki, Vorstand der Aurelia Stiftung. Tatsächlich wüssten die Imker*innen nicht, wohin mit ihren Stöcken, denn die Bienen befliegen eine Fläche von über drei Quadratkilometern.
60.000 Euro Schaden sind für Sebastian Seusig durch den verunreinigten Honig entstanden: „Wir haben uns entschlossen, die Imkerei zu schließen. Das Risiko kann ich im nächsten Jahr nicht nochmals eingehen.“ Ein Problem ist auch die Entsorgung: Bisher habe er noch kein Unternehmen gefunden, das die vier Tonnen Honig annimmt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Juso-Chef über Bundestagswahlkampf
„Das ist unsere Bedingung“
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen