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Globales KlimapaketAbkommen gegen Treibhausgase

Länder aus aller Welt wollen weniger Fluorkohlenwasserstoffe (FKW) benutzen, um das Klima zu schützen. Umweltministerin Hendricks: „Ein Meilenstein!“

FKW kommen vor allem in Klimaanlagen und Kühlschränken vor Foto: dpa

Kigali/Berlin ap/dpa | Im Kampf gegen den Klimawandel haben sich fast 200 Nationen auf eine Beschränkung des Gebrauchs von Treibhausgasen verständigt, die weitaus kräftiger sind als Kohlendioxid. Der am Samstagmorgen im afrikanischen Ruanda verkündeten Vereinbarung zu den sogenannten Fluorkohlenwasserstoffen waren zuvor Diskussionen vorangegangen, die sich durch die ganze Nacht gezogen hatten. Auch US-Außenminister John Kerry hatte zuvor für den Klimapakt geworben.

Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) hat die Einigung als „Meilenstein für den weltweiten Klimaschutz“ bezeichnet. Mit den in Ruandas Hauptstadt Kigali gefassten Beschlüssen habe sich die Staatengemeinschaft im Kampf gegen den Klimawandel erneut als handlungsfähig erwiesen, heißt es in einer am Samstag in Berlin veröffentlichten Erklärung weiter.

Mit den neuen Regeln werde das Montrealer Klimaprotokoll substanziell erweitert. Es werde „von einem Abkommen zum Schutz der Ozonschicht zu einem wirksamen Klimaschutzinstrument“. „Wenn die Welt jetzt den Umstieg auf klimafreundliche Alternativen schafft, können wir die drohende Erderwärmung um bis zu ein halbes Grad Celsius verringern“, betonte Hendricks.

Die Gespräche in der ruandischen Hauptstadt Kigali galten als erster Test des globalen Willens zur Reduzierung von Emissionen seit dem umfassenden Klimaabkommen, das Ende 2015 in Paris geschlossen wurde. Fluorkohlenwasserstoffe, kurz FKW, werden als der am schnellsten wachsende Klimaschadstoff der Welt beschrieben. Sie werden etwa in Klimaanlagen und Kühlschränken verwendet.

In den 1980er Jahren waren sie als chlorfreie Ersatzstoffe für das ozonlochfördernde FCKW, Fluorchlorkohlenwasserstoff, eingeführt worden. Die von FKW ausgehende Gefahr ist jedoch gewachsen, da weltweit, vor allem in China und Indien, immer mehr Klimaanlagen und Kühlschränke verkauft werden. Die Stoffe finden sich auch in Inhalatoren und Isolierschaum.

Der Vereinbarung zufolge soll der Gebrauch der FKW in einem schrittweisen Prozess gedeckelt und reduziert werden. 2019 sollen Entwicklungsstaaten, darunter auch die USA, mit den Maßnahmen beginnen. China und mehr als 100 weitere Entwicklungsländer sollen 2024 folgen. Eine kleine Ländergruppe um Indien, Pakistan und einige der Golfstaaten handelte für sich einen späteren Start im Jahr 2028 heraus.

Afrika und der Westen für schnelles Handeln

Die größten Weltwirtschaften, die gleichzeitig für einen Großteil der Treibhausemissionen verantwortlich sind, haben seit längerem darüber debattiert, wie FKW schrittweise abgebaut werden können. Die von Kerry angeführte US-Delegation und weitere westliche Länder hatten schnelle Maßnahmen gefordert. Gleiches galt für kleine Inselstaaten und viele afrikanischen Nationen – sie spüren die Auswirkungen des Klimawandels am stärksten. Länder wie Indien erbaten sich dagegen mehr Zeit, um ihre Industrie auf einen Ausstieg einzustellen.

Umweltschützer hatten gehofft, dass der Deal die globale Erwärmung bis zum Ende des Jahrhunderts um ein halbes Grad Celsius verringern könnte. Diese Vereinbarung werde die Welt diesem Ziel zu 90 Prozent näherbringen, sagte der Präsident der für nachhaltige Entwicklung einstehenden Washingtoner Organisation IGSD, Durwood Zaelke. Es handele sich um die „größte Temperaturminderung, die jemals durch eine einzelne Einigung erreicht wurde“, erklärte er.

Auch die von der Erderwärmung besonders betroffenen Staaten zeigten sich zufrieden: „Es mag nicht gänzlich das gewesen sein, was die Inseln wollten, aber es ist ein guter Deal“, teilte ein Assistent des Präsidenten der Marshall-Inseln mit. „Wir alle wissen, dass wir weitergehen müssen, und wir werden weitergehen.“ Nach Angaben der Vereinten Nationen soll auf einem nächsten Treffen im kommenden Jahr geklärt werden, wie die Milliarden Dollar bereitgestellt werden sollen, um die Beschränkung des FKW zu finanzieren.

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