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Globaler ZollstreitVorsichtige Annäherungsversuche

Die EU bietet den USA an, 50 Milliarden Euro mehr zu importieren. Zwischen den USA und China wird getuschelt. Einige Rohstoffe werden teurer.

Was hier lagert, ist durch die Hoffnung auf klärende Gespräche zwischen den USA und China am Freitag wieder etwas teurer: Rohöl Foto: Marcus Brandt/dpa

Brüssel/Peking/Frankfurt afp/ap/reuters | In den von US-Präsident Donald Trump angezettelten globalen Handelskonflikt kommt neue Bewegung. Einem Bericht der Financial Times vom Donnerstag zufolge, schlug die EU der US-Regierung vor, 56 Milliarden Dollar, umgerechnet rund 50 Milliarden Euro, künftig zusätzlich für US-Produkte auszugeben.

In den Gesprächen über ein Abkommen seien mit der US-Seite „gewisse Fortschritte“ erzielt worden, erklärte EU-Handelskommissar Maros Sefcovic im Interview mit der Zeitung.Seinen Angaben zufolge beläuft sich das Handelsdefizit der USA mit den 27 EU-Ländern auf rund 50 Milliarden Euro pro Jahr.

„Wenn das Defizit 50 Milliarden Euro beträgt, können wir dieses Problem meiner Meinung nach sehr schnell durch den Kauf von Flüssigerdgas (LNG), durch landwirtschaftliche Produkte wie Sojabohnen oder andere Bereiche lösen“, sagte Sefcovic.

Trump hat das Defizit seines Landes auf mehrere hundert Milliarden Dollar pro Jahr beziffert und Zölle von 25 Prozent auf in der EU hergestellte Autos, Aluminium und Stahl erhoben. Für weitere Waren gilt ein Zollsatz von zehn Prozent. Diesen Aufschlag werde die Europäische Union nicht akzeptieren, sagte der EU-Kommissar, der die Verhandlungen mit den USA anführt. Selbst ein Basiszoll von zehn Prozent wäre demnach ein „sehr hohes“ Niveau.

China fordert „Aufrichtigkeit“ von den USA

Derweil scheinen auch die USA und China vorsichtige Schritte aufeinander zuzugehen. Laut einer Erklärung des chinesischen Handelsministeriums versuche die USA mit der Volksrepublik ins Gespräch zu kommen. Peking habe verschiedene Erklärungen hochrangiger US-Beamter zur Kenntnis genommen, die auf eine Bereitschaft zu Verhandlungen über Zölle hindeuteten.

Die Volksrepublik sei offen für Handelsgespräche, allerdings sollten die USA „ihre Aufrichtigkeit unter Beweis stellen und bereit sein, Maßnahmen zu ergreifen“, teilte das chinesische Handelsministerium am Freitag mit. Die Zölle der USA in Höhe von bis zu 145 Prozent stellten weiterhin ein Hindernis dar und untergrüben das Vertrauen.

Annäherungsversuche ohne eine Änderung der drastischen Zollerhöhungen von Präsident Donald Trump würde China demnach als unaufrichtig ansehen. „Das eine zu sagen, aber das andere zu tun, oder sogar zu versuchen, unter dem Deckmantel von Gesprächen Zwang auszuüben und Erpressung zu betreiben, wird auf chinesischer Seite nicht funktionieren“, heißt es in der Erklärung weiter.

Marktpreise für Öl und Kupfer steigen

Peking hat auf Trumps Zollerhöhungen reagiert, indem es seine eigenen Zölle auf Einfuhren von US-Produkten auf bis zu 125 Prozent anhob. Außerdem hat es die Beschränkungen für die Ausfuhr bestimmter strategisch wichtiger Mineralien in die USA verschärft und die Einfuhr einer breiten Palette von US-Agrarprodukten eingestellt.

An den Rohstoffmäkten treibt die Hoffnung auf eine Einigung im Zollstreit zwischen den USA und China am Freitag den Öl- und Kupferpreis am Freitag nach oben. Das Nordseeöl Brent und das US-Öl WTI verteuern sich jeweils um 0,6 Prozent auf 62,49 und 59,61 Dollar je Fass. Das Industriemetall Kupfer wird mit 9409 Dollar je Tonne in der Spitze 2,2 Prozent höher gehandelt.

Niemand erwarte einen reibungslosen Ablauf bei den Gesprächen, aber es sei ein ermutigender Schritt, sagt Vandana Hari vom Ölmarktanalyseanbieter Vanda Insights. Befürchtungen, dass der Handelskrieg die Weltwirtschaft in eine Rezession stürzen könnte, hatten die Öl- und Kupferpreise in den vergangenen Wochen immer wieder belastet.

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2 Kommentare

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  • Ich wusste gar nicht, dass die EU-Kommission nun im Sojabohnen- und Flüssiggashandel engagiert ist.

  • "Die EU bietet den USA an, 50 Milliarden Euro mehr zu importieren. "



    Nur gut, dass wir keine sozialistische Planwirtschaft haben, gell?