Gleichstellungs-Preis: 100.000 Euro für die Spitze

In Nordrhein-Westfalen gibt es jetzt den bundesweit ersten Gender-Preis für Hochschulen – doch bis zur echten Gleichstellung ist es noch ein langer Weg.

Frauen nach oben – ob in der Wirtschaft oder an der Hochschule. Bild: gcoldironjr2003 - Lizenz: CC-BY-ND

Es gibt verschiedene Preise für Diplomarbeiten mit dem sogenannten Gender-Bezug, im vergangenen Jahr gab es den ersten Gender-Preis der GTZ für Projekte mit Gleichberechtigungsanspruch, und vor knapp drei Wochen hat die Stadt Marburg ihrem Zentrum für Gender-Studien einen solchen Preis zuerkannt. Und jetzt gibt es den bundesweit ersten Gender-Preis für Hochschulen und Universitäten, allerdings nur in Nordrhein-Westfalen, wo das Innovationsministerium den Preis im Frühjahr ausgelobt hatte.

Die Unis Paderborn und Duisburg-Essen sowie die Fachhochschule Bielefeld haben das Rennen gemacht. Die Jury – sieben Wissenschaftlerinnen, Frauenbeauftragte, Studierende und Gewerkschafterinnen – überprüften, inwieweit der Anspruch auf Gleichstellung nicht nur die gemeinhin übliche Makulatur ist, sondern tatsächlich in die Realität umgesetzt ist.

Konkret sieht das zum Beispiel so aus: Die TU Paderborn schrieb sich die Förderung von Frauen schon vor mehr als zwanzig Jahren auf die Fahnen, als das für technisch und naturwissenschaftlich orientierte Bildungseinrichtungen noch ein Fremdwort war. Das Ergebnis: Jeden vierten Lehrstuhl hat heute eine Frau inne, damit liegt Paderborn zumindest in Nordrhein-Westfalen an der Spitze. "Das tröstet aber nicht darüber hinweg, dass landesweit der Durchschnitt an Professorinnen nur bei knapp 15 Prozent liegt", sagt Innovationsminister Andreas Pinkwart.

Die Fachhochschule Bielefeld fördert vor allem Frauen in den sogenannten MINT-Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik. "Dass sollte selbstverständlich sein an einer Technischen Universität", sagt Juryvorsitzende Heike Kahlert. Aber das ist es in den meisten Unis nicht.

In Bielefeld beträgt der Anteil der Studentinnen seit Jahren rund 40 Prozent, andere Unis schaffen es im Schnitt auf etwa 33 Prozent. Der Professorinnenanteil beträgt knapp 23 Prozent. Die Fachhochschule hatte sich vor zwei Jahren zu einer Frauenquote von 20 Prozent verpflichtet und sie überschritten. In Zukunft streben die Bielefelder die 33-Prozent-Marke an.

Mit dem Preis, der heute in Düsseldorf verliehen wird, erhalten die Gewinner jeweils 100.000 Euro. Juryvorsitzende Heike Kahlert sieht darin einen wichtigen Anreiz für andere Unis und Hochschulen, Frauenförderung ernst zu nehmen. "Der Preis kann die Hochschullandschaft nicht verändern, aber er kann Anreize bieten", sagt sie. Je weiter der wissenschaftliche Karriereweg nach oben geht, desto weniger Frauen findet man dort. Die berühmte gläserne Decke ist im Wissenschaftsbereich besonders dick.

Zwar machen Frauen heute etwa die Hälfte aller Studienanfänger aus, aber bei den Promotionen beträgt der Frauenanteil laut Statistischem Bundesamt nur 39,6 Prozent und bei den Habilitationen 23 Prozent. Und nur 14,3 Prozent der Professorenstellen werden von Frauen besetzt.

Selbst bei den üblicherweise stärker von Frauen gewählten Geistes- und Sozialwissenschaften sind nur etwa 19 Prozent der Professoren weiblich. Doch nicht nur das: "Die Juryarbeit war auch ernüchternd", sagt Heike Kahlert: "Sie hat deutlich gezeigt, was noch alles zu tun ist."

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