Girls Day: Mädchen vs. Piraten
Auch die männlichste aller Fraktionen bekommt am Girls Day Besuch von Frauen.
„Es gibt Fraktionen, in denen Frauen nur als Spurenelemente vorhanden sind. Für euch gibt es also viel zu tun.“ So begrüßt Ralf Wieland (SPD), Präsident des Abgeordnetenhauses, über 200 Mädchen, die am Girls’ Day die Fraktionen besuchen.
Der Girls’ Day soll Mädchen ermutigen, männerdominierte Berufe zu ergreifen. Und im Parlament gibt es eine Fraktion, deren weiblicher Anteil verschwindend ist: die der Piratenpartei. Auf 14 Männer kommt eine Frau.
Zwölf Mädchen aus Berliner und Brandenburger Schulen wollen die Piraten bei der Arbeit erleben. Alexander Spies, zuständig für Arbeit und berufliche Bildung, stellt klar: „Abgeordneter zu sein ist kein Beruf und sollte auch nicht euer Berufsziel sein.“ Schließlich handele es sich um ein Feierabend-Parlament, dessen Mitglieder die politische Arbeit in ihrer Freizeit verrichten. Als Referentin, Sekretärin oder Parlamentsdienerin könne frau aber durchaus im Abgeordnetenhaus arbeiten, so Spies.
In einem Planspiel sammeln die Schülerinnen Argumente für und gegen ein elektronisches Klassenbuch. Simon Kowalewski, frauenpolitischer Sprecher, twittert: „Unsere Mädels führen eine extrem spannende, niveauvolle Diskussion. Warum haben wir nochmal dieses Wahlrecht ab 18?“
So ganz scheint die piratische Förderung von weiblichem Nachwuchs noch nicht zu greifen. Einige Mädchen sind am Donnerstag nur bei den Piraten gelandet, weil sie bei anderen Parteien keinen Platz bekommen haben. Gymnasiastin Adriana aus Steglitz kann sich zwar vorstellen, einen Beruf in der Politik zu ergreifen. Der Girls’ Day hat sie darin bestätigt. Die Piraten mag sie, weil sie etwas bewegen, sagt die 15-Jährige. Für sie antreten würde sie nicht unbedingt. Denn: „Am liebsten würde ich meine eigene Partei aufmachen.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Pelicot-Prozess und Rape Culture
Der Vergewaltiger sind wir
100 Jahre Verkehrsampeln
Wider das gängelnde Rot
++ Nachrichten zum Umsturz in Syrien ++
Baerbock warnt „Assads Folterknechte“
Trendvokabel 2024
Gelebte Demutkratie
Rechtsextreme Demo in Friedrichshain
Antifa, da geht noch was
Mord an UnitedHealthcare-CEO
Gewalt erzeugt Gewalt