Gipfeltreffen von USA und Russland: Viel Lärm um nichts
Experten in der Ukraine erwarten wenig von dem Treffen zwischen Trump und Putin: der eine sei unberechenbar und der andere auf alles vorbereitet.
Es sei bekannt, dass sich der ehemalige KGB-Agent Putin, so zitiert das renommierte ukrainische Internet-Portal nv.ua den US-amerikanischen Diplomaten Alexander Vershbow, immer sehr gut auf Gipfeltreffen vorbereite. Und Trump wiederum, so der Diplomat, sei dafür bekannt, dass er sich allzu gerne von seinen Emotionen leiten lasse.
Putin, so Alexander Vershbow auf dem Portal der ukrainischen Novoe Vremja, habe ein Machoimage, einen imperialen Gestus, wofür Trump sehr empfänglich sei. Und so habe Putin für seinen amerikanischen Gesprächspartner sicherlich einige Fallen vorbereitet.
Auch der Politologe Taras Beresowez fürchtet Trumps Unberechenbarkeit. Putins Tagesordnung zu verstehen, sei nicht schwer. Doch niemand könne prognostizieren, worum es Trump bei diesem Treffen gehe, so Beresowez.
Nicht viel Bewegung zu erwarten
Der unabhängige ukrainische Politologe Petr Oleschtschuk räumte gegenüber der taz ein, dass Trump sehr großen Respekt vor Putin habe. Doch es gebe auch genügend Kräfte in der amerikanischen Politik, die eine radikale Annäherung des US-Präsidenten an seinen russischen Amtskollegen gar nicht zuließen.
Und so könne der Kreml von diesem Treffen nicht allzu viel erwarten. Es sei für diesen schon ein Plus, dass das Treffen überhaupt zustande gekommen sei, so der Politologe.
Auch in der Sanktionsfrage, so Oleschtschuk, werde nicht viel Bewegung zu erwarten sein. Derartige Fragen würden nicht auf einem Gipfel entschieden. Es könnte maximal zu einer Sondierung über Möglichkeiten einer Aufhebung der Sanktionen kommen.
Die Ukraine, so der bekannte ukrainische Politologe Ruslan Bortnik, werde wohl nur eine untergeordnete Rolle spielen. Es gehe um amerikanische und um russische Interessen. Und dann erst um das ukrainische Problem, so Bortnik. „Auf diesem Gipfel werden unsere Forderungen und Wünsche nicht sehr berücksichtigt werden“, so Bortnik.
Sein Kollege Andrej Busarow stimmt ihm zu. Bei diesem Treffen gehe es lediglich darum, dass die russisch-amerikanischen Beziehungen sich nicht noch weiter verschlechterten. „Weder werden nach dem Gipfel die Sanktionen gegen Russland aufgehoben werden, noch wird Russland wieder in die G8 aufgenommen werden“, so Busarow.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Hype um Boris Pistorius
Fragwürdige Beliebtheit
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
Wirtschaftsminister bei Klimakonferenz
Habeck, naiv in Baku
Russischer Angriff auf die Ukraine
Tausend Tage Krieg