Gipfeltreffen in Scharm El-Scheich: Viele Probleme, wenig Lösungen
Spitzenpolitiker der EU und der Arabischen Liga treffen sich, um nach Auswegen aus den Kriegen in Syrien, Libyen und dem Jemen zu suchen.
Endlich sind in der EU-Gipfelpolitik nun die Araber an der Reihe. Die EU schien ihre unmittelbare Nachbarschaft südlich und östlich des Mittelmeeres lange vergessen zu haben. Ein Manko, das der Arabischen Liga immer wieder aufgestoßen ist. Man trifft sich in dem ägyptischen Badeort Scharm El-Scheich nun erstmals gemeinsam auf höchster Ebene, doch inhaltlich sind die Themen des Gipfels vage. Dass es keine klare Tagesordnung für das Treffen gibt, ist bezeichnend.
Um engere politische und wirtschaftliche Zusammenarbeit soll es gehen, um Terrorismusbekämpfung, Migrations-Eindämmung und schließlich all die Konflikte der Region bis hin zur unübersichtlichen Lage in Libyen. Genaue Zielvorstellungen gibt es dabei offenbar nicht.
Schon die Teilnehmerliste kann Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi als Erfolg verbuchen. Insgesamt sind rund 50 Könige, Präsidenten, Emire und Regierungsvertreter beim Gipfel vertreten. Die kurzfristig bestätigte Teilnahme von Merkel und May führte zu der Spekulation, dass die eigentlich den Arabern gewidmete Konferenz auch eine der letzten Gelegenheiten für die Europäer darstellt, auf höchster Ebene von Angesicht zu Angesicht über den Brexit zu sprechen.
Kein Konsens in der Flüchtlingsfrage
Offen ist die Frage der Beziehungen zu Damaskus. Während sich in der arabischen Welt vor allem Saudi Arabien und in Europa insbesondere Frankreich gegen die Wiederaufnahme der Kontakte stellen, treten die Vereinigten Arabischen Emirate und Bahrain federführend für diplomatische Beziehungen ein.
Unüberbrückbar unterschiedliche Positionen dürften auch in der Flüchtlingsfrage bleiben. Die EU hoffte auf die Errichtung von Sammellagern in Nordafrika und auf ein stärkeres Vorgehen gegen Schleuser. In Libyen gibt es außer Milizen und mehreren konkurrierenden Machtzentren keinen Ansprechpartner. In der Diskussion ist hinter den Kulissen, die ägyptische Küstenwache auch vor den libyschen Gewässern zum Einsatz zu bringen.
Interessant ist auch, wer nicht zu dem Gipfel kam. Der seit der Ermordung an Jamal Khashoggi diskreditierte saudische Kronprinz Mohammed bin Salman, der normalerweise keine Gelegenheit auslässt, sich auf internationalem Parkett zu zeigen, trat zeitgleich zum Gipfel eine Asienreise an, offenbar um sich selbst und die Europäer nicht in Verlegenheit zu bringen. Stattdessen fuhr sein altersschwacher Vater König Salman nach Ägypten.
Auch der Emir von Katar, Tamim bin Hamad Al Thani blieb dem Gipfel fern. Katar wird aufgrund seiner Beziehungen zum Iran seit zweieinhalb Jahren von den arabischen Nachbarstaaten boykottiert.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Bis Freitag war er einer von uns
Elon Musk und die AfD
Die Welt zerstören und dann ab auf den Mars
Anschlag in Magdeburg
Der Täter hat sein Ziel erreicht: Angst verbreiten
Bankkarten für Geflüchtete
Bezahlkarte – rassistisch oder smart?
Magdeburg nach dem Anschlag
Atempause und stilles Gedenken
Bundestagswahl 2025
Parteien sichern sich fairen Wahlkampf zu