: Gipfel düpiert Arafat
Die palästinensische Delegation verlässt unter Protest das Gipfeltreffen der Arabischen Liga in Beirut. Gastgeber Libanon sabotiert die Direktübertragung der Rede von Jassir Arafat aus Ramallah
BEIRUT/BERLIN dpa/afp/rtr/taz ■ Das Gipfeltreffen der Arabischen Liga in Beirut steht unter keinem guten Stern. Nachdem gestern Morgen klar war, dass mit Palästinenserpräsident Jassir Arafat, dem ägyptischen Staatschef Husni Mubarak und dem jordanischen König Abdullah gleich drei Hauptakteure des Nahostkonflikts nicht kommen würden, verließ am Nachmittag die palästinensische Delegation erbost die Konferenz. Der Grund: Die Rede Arafats wurde nicht, wie geplant, live übertragen.
Der Chef der palästinensischen Delegation, Faruk Kaddoumi, verließ den Saal, nachdem der libanesische Präsident Émile Lahoud die erste Sitzung für beendet erklärt hatte, ohne die Rede Arafats anzukündigen. Lahoud als Vorsitzender der Konferenz habe entsprechende Einwände Kaddoumis ignoriert, erklärten die Palästinenser. Vermittlungsversuche von Syrien und Saudi-Arabien blieben am Abend ohne Erfolg.
Die Palästinenser forderten eine „gute Erklärung“ für die libanesische Entscheidung, Arafats Rede nicht zu übertragen, sagte Chefunterhändler Saeb Erakat in Jerusalem. Der saudi-arabische Kronprinz Abdullah forderte Libanon auf, sich bei den Palästinensern zu entschuldigen. Der Sprecher von Amr Mussa, dem Generalsekretär der Arabischen Liga, machte ein „technisches Problem“ für den Ausfall der Übertragung verantwortlich. Die Rede sollte am späten Nachmittag übertragen werden, kündigte er an.
Zuvor hatte Abdullah die Teilnehmer aufgefordert, dem UN-Sicherheitsrat eine „klare und einheitliche“ Friedensinitiative zu unterbreiten. Basis solle das Angebot „normaler Beziehungen und Sicherheit“ für Israel sein, im Austausch für „einen vollen Rückzug aus allen besetzten Gebieten, die Anerkennung eines unabhängigen palästinensischen Staates mit al-Kuds al-Scharif (Ostjerusalem) als Hauptstadt und die Rückkehr der [palästinensischen] Flüchtlinge“. Diese Formulierung, in der das Recht auf Rückkehr nicht ausdrücklich betont wird, dürfte einigen Staaten nicht genügen. Bei einem Selbstmordanschlag vor einem Hotel in der israelischen Küstenstadt Natanja wurden am Abend nach israelischen Berichten dutzende Menschen verletzt.
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