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Giftige Flüsse belasten Fische

Niedersächsische Gewässer sind mit krebserregender Substanz belastet. Ministerium will wohl reagieren

Von Reimar Paul

Lieber keinen Flussfisch mehr essen? Wegen hohen Gifteintrags könnten in Niedersachsen die Empfehlungen für den Verzehr von Fischen aus Flüssen des Landes verschärft werden. Das Landwirtschaftsministerium in Hannover kündigte am Donnerstag eine entsprechende Erklärung an. Bis Redaktionsschluss lag sie aber nicht vor.

Anfang der Woche hatte der NDR berichtet, dass viele Fische in niedersächsischen Flüssen stark mit Perfluoroctansulfonsäure, kurz PFOS, belastet sind. Diese chemische Substanz wurde früher hauptsächlich benutzt, um Textilien, Teppiche und Papier zu imprägnieren. Daneben fand und findet es bei der Verchromung, der Analogfotografie, in älteren Feuerlöschschäumen, in Hydraulikflüssigkeiten und in Pfannenbeschichtungen Verwendung.

PFOS ist giftig und steht im Verdacht, Krebs auszulösen und die Fruchtbarkeit zu beeinflussen. Aus diesem Grund hatten alle deutschen Chemieunternehmen die Produktion von PFOS im Jahr 2002 gestoppt.

Grundlage der neuen Bewertung durch das Ministerium sind Daten des Flussfischmonitorings. Zwischen Oktober 2018 und Dezember 2019 untersuchten Experten des Landesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (Laves). 164 Aale und Brassen aus Aller, Elbe, Ems, Oste und Weser auf Schadstoffe. Außerdem wurden Zander aus dem Elbeseitenkanal unter die Lupe genommen.

In allen Fischproben wurde PFOS nachgewiesen – in einer Höhe, die umgerechnet über dem empfohlenen tolerierbaren Wert einer täglichen Dosis liegt (1,8 ng/kg Körpergewicht). Selbst unter der Annahme, dass ein erwachsener Mensch nur 300 Gramm Fisch pro Woche zu sich nimmt, überschritten die Werte immer noch in vier von fünf Proben (83,5 Prozent) die tolerierbare Aufnahmemenge.

Bereits 2019 hatte das Landwirtschaftsministerium in Hannover empfohlen, keine Fische mehr aus der Ochtum zu essen. Auch das Bremer Umwelt- und Gesundheitsressort warnte davor, Fische aus der Ochtum zu verzehren.

Auf dem Bremer Flughafen wurden bis 2003 PFOS-haltige Schäume bei Löschübungen eingesetzt. Dabei hatte sich die Substanz im Boden des Geländes angereichert. Das auf dem Flughafengelände anfallende Drainagewasser wird über das Entwässerungssystem des Flughafens in die Grollander Ochtum – das ist einer der beiden Flussarme – abgeleitet. Untersuchungen von Oberflächengewässern ergaben eine erhöhte Konzentration der schädlichen Chemikalie im Wasser der Ochtum und in den dort lebenden Fischen.

Dabei wurden insgesamt 146 Fische der Arten Aal, Rotauge, Flussbarsch und Brasse untersucht. PFOS war bei allen Fischarten und an allen beprobten Flussabschnitten nachweisbar, wobei die Fachleute starke Unterschiede im Gehalt je Fischart und je nach Probenahmestelle feststellten.

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