Gewalttaten gegen Schwule und Lesben: Hassverbrechen härter bestraft
US-Präsident Obama unterzeichnet ein Gesetz über Gewalttaten gegen Schwule und Lesben. Bis es so weit war, gingen zehn Jahre ins Land. Konservative blockierten die Initiative.
Verbrechen gegen Homosexuelle werden fortan in den USA als gesonderte Straftat verfolgt. Am Mittwoch unterzeichnete US-Präsident Barack Obama die entsprechende Erweiterung des "Hassverbrechen-Gesetzes". Es ist der erste Sieg für die Homosexuellen-Bürgerrechtsbewegung unter seiner Regierung.
Nach dem Gesetz fallen nun alle Straftaten unter den Begriff "Hate Crime", die aufgrund des Geschlechts, der sexuellen Orientierung oder einer Behinderung des Opfers verübt werden. Dadurch ist es möglich, schärfere Strafen zu verhängen.
"Nach mehr als einem Jahrzehnt der Bekämpfung und Verzögerung haben wir nun das Gesetz durchgebracht, um unsere Mitbürger davor zu schützen, dass ihnen Gewalt dafür angetan wird, wie sie aussehen, wen sie lieben, wie sie beten oder wer sie sind", sagte Obama, als er das Gesetzeswerk im Beisein zahlreicher Vertreter von Homosexuellen-Gruppen im Rosengarten des Weißen Hauses unterschrieb. Er wies darauf hin, dass in den vergangenen zehn Jahren mehr als 12.000 gemeldete Hassverbrechen aufgrund der sexuellen Orientierung der Opfer verübt worden seien.
Das "Federal Hate Crimes Law" wurde ursprünglich 1969 nach der Ermordung Martin Luther Kings erlassen. Es umfasste Verbrechen, die wegen der Rasse, Religion oder Herkunft eines Opfers begangen wurden. Die Ausweitung dieses Gesetzes geht wiederum zurück auf zwei Mordfälle Ende der 90er-Jahre, die für Aufsehen gesorgt hatten: Im Juni 1998 wurde der 49-jährige behinderte Afroamerikaner James Byrd in Texas entführt und von seinen Peinigern hinter einem Auto zu Tode geschleift. Im Oktober 1998 wurde der homosexuelle Student Matthew Shepard mit eingeschlagenem Kopf wie eine Vogelscheuche an den Zaun einer Ranch im US-Bundesstaat Wyoming gebunden. Seitdem ist die Erweiterung des "Hassverbrechen-Gesetzes" in Arbeit. Demokraten wollten nach Shepards Ermordung innerhalb eines Jahres am Ziel sein - doch daraus wurden zehn. Während das Gesetz im Laufe der Zeit wiederholt ausgeweitet wurde, blockierten konservative Parlamentarier, dass es auch für Homosexuelle gelten sollte. Es entwickelte sich ein bitterer Kampf, in dem sich Bürgerrechtsorganisationen und Demokraten wie etwa der inzwischen verstorbene Senator Edward Kennedy schließlich durchsetzten.
Bei der Unterzeichnung des Gesetzes war auch die Familie von Matthew Shepard dabei. "Das ist nur der erste Schritt", sagte die Mutter des ermordeten jungen Mannes. "Es gib noch viel zu tun."
Obama hatte bei seinem Amtsantritt versprochen, die Rechte für Homosexuelle zu stärken. Er möchte vor allem das sogenannte "Dont ask - dont tell"-Gesetz abschaffen, nach dem Schwule und Lesben im Militär entlassen werden können, wenn sie ihre sexuellen Neigungen offenbaren. Homosexuelle werfen dem Präsidenten vor, dass er sein Versprechen noch nicht wahr gemacht hat.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Stockender Absatz von E-Autos
Woran liegt es?
Erfolg gegen Eigenbedarfskündigungen
Gericht ebnet neue Wege für Mieter, sich zu wehren
Tod des Fahrradaktivisten Natenom
Öffentliche Verhandlung vor Gericht entfällt
Wahlprogramm der FDP
Alles lässt sich ändern – außer der Schuldenbremse
Grüne über das Gezerre um Paragraf 218
„Absolut unüblich und respektlos“
Energiewende in Deutschland
Erneuerbare erreichen Rekord-Anteil